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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Preußen

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Preußen (Kanäle, Seen, Sümpfe etc.; Klima).

deutsche Staaten und zwar die Elbe Sachsen, Anhalt, Mecklenburg und Hamburg, während der Rhein erst unterhalb Bingen in P. eintritt, dann aber diesem Staat bis zu seinem Übertritt nach den Niederlanden angehört. Die Weser ist vorherrschend ein preußischer Fluß, berührt aber auch braunschweigisches, bremisches und oldenburgisches Gebiet (näheres s. Deutschland, S. 806, und die einzelnen Artikel). Zwischen Weichsel und Oder sind zahlreiche Küstenflüsse (Rheda, Leba, Lupow, Stolpe, Wipper mit Grabow, Persante mit Radün, Rega) vorhanden, die alle auf dem Norddeutschen Landrücken entspringen. Unter den Küstenflüssen zwischen Oder und Elbe sind, von der Eider abgesehen, die Recknitz, Trave und Schwentine die bedeutendsten. Der Neckar berührt Hohenzollern, der Main (mit Kinzig und Nidda) die Südgrenze von Hessen-Nassau. Zur Maas in den Niederlanden fließen die Roer und Niers, ebendaselbst zur Neuen Yssel die Berkel und zum Zuidersee die Vechte.

Unter den Kanälen sind der Bromberger Kanal (26,5 km) zwischen Brahe und Netze (Weichsel und Oder), der Finowkanal (69,5 km) zwischen Oder und Havel und der Müllroser oder Friedrich Wilhelms-Kanal (24 km) zwischen Oder und Spree, beide zwischen Oder- und Elbegebiet, sowie der Eiderkanal (32 km) zwischen Kieler Busen und Eider wegen ihrer Verbindungen am wichtigsten. Sonst sind noch anzuführen: in Ostpreußen der König Wilhelms-Kanal (23 km) zur Verbindung der Ruß mit der Stadt Memel, der Seckenburger Kanal (6) und der Große Friedrichsgraben (19) zwischen Gilge und Deime zur Umgehung des Kurischen Haffs, die Masurische Wasserstraße (84) zwischen Angerburg und Johannisburg nebst Verzweigung zum Niedersee (41) und der Elbing-Oberländische Kanal (115 km, mit den Seen 198 km) zwischen den Seen auf der Grenze von Ost- und Westpreußen; in Westpreußen der Weichsel-Haffkanal (19) zwischen Danziger Weichsel und Tiege; in Brandenburg der Templiner Kanal (13,5), der Ruppiner Kanal (15), der Große Hauptkanal im Havelländischen Luch (58 km, davon 15 schiffbar), der Sakrow-Paretzer Kanal (17) nördlich von Potsdam, der Spandauer Kanal (9), der Landwehrkanal (9) südlich von Berlin, der Notte- (22) und der Storkowkanal (28); in Schlesien der Klodnitzkanal (45,5); in Sachsen der Plauesche Kanal (57,5) zwischen Havel und Elbe; in Schleswig-Holstein der Stecknitzkanal (56) zwischen Elbe und Trave; in Hannover neben vielen kleinern Kanälen in den Mooren und Marschländern der Geeste- und Hadler Kanal (11,5 und 32 km) zwischen Geeste und Außen-Medem sowie der Oste-Hammekanal (16) zwischen Weser und Ems, der Emskanal (26) an der Ems, der Ems-Vechtekanal (21) zwischen Ems und Vechte, der Südnordkanal (71) in den Mooren auf der Westgrenze, der Treckfahrtskanal (23,5) zwischen Aurich und Emden, der Papenburger Stadtkanal (30) und die Rhauderfehnkanäle (98,5 km). Neuerdings sind umfangreiche Kanalbauten (Nordostseekanal, Oder-Spreekanal, Kanal von Dortmund nach den Emshäfen) in Angriff genommen. An Landseen ist P. in einzelnen Teilen, z. B. auf dem Norddeutschen Landrücken, außerordentlich reich; in andern, z. B. im W. von der Elbe, fehlen sie dagegen fast gänzlich. Von besonderer Wichtigkeit sind die Seen aber nur in der Provinz Ostpreußen, wo eine Anzahl derselben auf der Grenze von West- und Ostpreußen (Geserich-, Drewenz-, Drausensee) und im Masurenland des Regierungsbezirks Gumbinnen (Rosche-, Spirding-, Löwentin-, Mauersee) durch schiffbare Kanäle, den Elbing-Oberländischen Kanal dort, die Masurische Wasserstraße hier, miteinander in Verbindung stehen. Unter den übrigen Seen verdienen an dieser Stelle noch eine Erwähnung: der Goplosee an der obern Netze in Posen; der Vilmsee an der Küddow, der Drazigsee an der Drage, die Madüe an der Plöne, der Dammsche See bei Altdamm und der Kummerowsee an der Peene in Pommern; der Werbelliner, Paarsteiner, Ruppiner, Schwielow- (an der Havel), Schwielug- (an der Spree), Scharmützelsee und die Ukerseen in Brandenburg; der Süße und der Salzige See bei Eisleben in Sachsen; der Selenter, Plöner, Ratzeburger und Schalsee in Schleswig-Holstein; das Steinhuder Meer in Hannover und der Laacher See in der Rheinprovinz. Sümpfe, Moore und Brücher in großer Ausdehnung gibt es vorzüglich in den vier Küstenprovinzen, mehr vereinzelt auch in den andern Provinzen: in Ostpreußen in der Tilsiter Niederung am Kurischen Haff und zwischen Gilge und Deime (das Große Moosbruch); in Pommern große Moore an der Leba, zwischen der Persante bei Kolberg und der Dievenow bei Kammin, auf der Ostseite des Pommerschen Haffs und an der Peene; in Brandenburg im Havelländischen und Rhinluch, im Warthe- und Netzebruch sowie im Spreewald; in Posen an der Netze und Obra (Obrabruch); in Sachsen das Fiener Bruch unweit des Plaueschen Kanals, das Halberstädter Bruch zwischen Bode und Oker und der Drömling an der Aller und Ohre; in Schleswig-Holstein auf der Geest zwischen Flensburg, Tondern und Husum, zwischen Eider und Stör, so auch in Dithmarschen auf der Ostseite der Marschländer. In Hannover sind sie ganz besonders umfangreich, so zwischen Elbe und Weser, wo bei Bremen blühende Moorkolonien sich gebildet haben, an der Aller, zu beiden Seiten der Weser bei Nienburg, im Emsgebiet (das 1380 qkm große, fast noch ganz unkultivierte Bourtanger Moor auf der Grenze gegen die Niederlande) und in Ostfriesland, woselbst durch die Anlegung zahlreicher Kanäle (Fehne genannt) viele blühende Fehnkolonien entstanden sind; in Westfalen gibt es Moore an der Bastau bei Minden und in den Sennegebieten an der obern Ems und bei Koesfeld, in der Rheinprovinz auf dem Hohen Venn. Durch ihre Lage sind noch bekannt: die Seefelder in der Grafschaft Glatz, die Moore auf dem Isergebirge in Schlesien und das Brockenfeld auf dem Harz. Über Mineralquellen s. unten, S. 345.

Klima.

P. hat das Klima des gemäßigten Europa, und zwar ist die Temperatur eine ziemlich gleichförmige, da die durch die verschiedene geographische Lage bedingten Differenzen meist durch andre Verhältnisse ausgeglichen werden, namentlich dadurch, daß sich im S. die bedeutendsten Bodenerhebungen vorfinden, im N. aber die Seeluft die Wärme und Kälte mäßigt. Die bedeutendsten Differenzen finden sich zwischen den westlichen und östlichen Gegenden. Am Rhein, Main und in dem Tieflandsbecken von Münster beträgt die mittlere Jahreswärme 9-10° C., über 9° außerdem noch zu Hannover, Altona und Berlin; sonst beläuft sie sich auf 7-9° und sinkt nur in Ostpreußen und im Gebirge (Kirche Wang 870 m, Klausthal 590 m) unter 6° C. Die mittlere Temperatur des Winters beträgt unter -4° C. im östlichen Ostpreußen, zwischen -3 und -4° in Königsberg und auf dem Norddeutschen Landrücken bis Konitz, zwischen -1 und -2° in Posen, Oberschlesien und auf dem Oberharz, dagegen 1-2° im W. Die höchste mittlere Temperatur im Sommer (17-18° C.) haben die Rheingegenden, Torgau, das mittlere Branden-^[folgende Seite]