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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Preußen

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Preußen (Bevölkerung).

burg, Oberschlesien und Altona, die niedrigste (wenig über und unter 16°) die Küstenlandschaften an der Nord- und Ostsee und der Norddeutsche Landrücken. Die mittlere Temperatur auf den nachbenannten meteorologischen Stationen Preußens war nach dem 37jährigen Durchschnitt von 1848 bis 1885 in Graden Celsius folgende:

^[Liste]

Memel 6,6

Tilsit 6,4

Klaußen 6,3

Königsberg 6,7

Konitz 6,6

Lauenburg i. P. 7,2

Köslin 7,1

Stettin 8,4

Putbus 7,6

Bromberg 7,7

Posen 8,0

Frankfurt a. O. 8,5

Breslau 8,0

Ratibor 8,0

Eichberg a. Bober 7,0

Kirche Wang 4,8

Görlitz 8,0

Berlin 9,1

Torgau 8,9

Erfurt 8,3

Kiel 8,1

Altona 9,1

Otterndorf 8,3

Lüneburg 8,4

Hannover 9,1

Klausthal 6,1

Heiligenstadt 8,0

Göttingen 8,5

Kassel 8,7

Gütersloh 9,0

Münster i. W. 9,3

Emden 8,4

Kleve 9,2

Köln 10,1

Aachen 10,1

Trier 9,7

Frankfurt a. M. 9,8

Der Unterschied zwischen den größten Wärme- und Kältegraden beträgt etwa 72° C., da die größte Wärme bis 36° über 0 steigt, die größte Kalte aber etwa ebensoviel unter 0 fällt (1850 Bromberg und Posen -36,6 und 36,5° C.). Die Regenmenge beträgt im jährlichen Durchschnitt 50-60 cm auf dem Norddeutschen Landrücken und in Posen, 70-90 an der Nordseeküste und noch mehr auf den Gebirgen (im Riesengebirge bis 116, auf dem Oberharz bis 167 cm). Die Gewitter sind im SW. zahlreicher als im NO. In den westlichen Landesteilen überwiegen Südwestwinde, in den östlichen West- und Nordwestwinde; nur an der Küste Hinterpommerns und in Oberschlesien sind im Frühling und Sommer Nordwinde, im Moselthal im Frühling und Herbst Nordostwinde vorherrschend.

Bevölkerung.

Über den Flächeninhalt und die Einwohnerzahl des Staats sowie der größern Verwaltungsbezirke der Provinzen, deren es (inkl. Berlin und Hohenzollern) 14 gibt, unterrichtet die nachfolgende Aufstellung.

Provinzen Areal QKilom. QMeil. Bevölkerung 1885 Einw. auf 1 qkm

Ostpreußen 36982 671,64 1959475 53

Westpreußen 25509 463,26 1408229 55

Berlin (Stadtkreis) 63,36 1,15 1315287 -

Brandenburg 39834 723,43 2342411 59

Pommern 30110 546,83 1505575 50

Posen 28958 525,90 1715618 59

Schlesien 40303 731,94 4112219 102

Sachsen 25250 458,57 2428367 96

Schleswig-Holstein 18841 342,16 1150306 61

Hannover 38481 698,85 2172702 56

Westfalen 20204 366,87 2204580 109

Hessen-Nassau 15686 284,89 1592454 101

Rheinland 26991 490,02 4344527 161

Hohenzollern 1142 20,74 66720 58

Zusammen: 348354 6326,25 28318470 81

Volkszahl, Zu- und Abnahme. Die Bevölkerung des preußischen Staats ist in stetigem Steigen begriffen. Während man 1816: 10,349,031, 1831: 13,038,960, 1840: 14,928,501, 1852: 16,935,420 Einw. zählte, betrug die Bevölkerung des Staats 1864: 19,255,139, 1867 (mit Einschluß der neuerworbenen Provinzen u. des Herzogtums Lauenburg) 24,021,315, 1871: 24,639,706, 1875 (mit Lauenburg) 25,742,404, 1880: 27,279,111 und 1885: 28,318,470 Seelen. Die Volksvermehrung bezifferte sich im jährlichen Durchschnitt mehrjähriger Perioden im laufenden Jahrhundert auf ¾-1½ Proz. der mittern ^[richtig: mittlern] Bevölkerung; bei nur dreijährigen Perioden treten schon bedeutendere Schwankungen auf. Für den preußischen Staat im jetzigen Umfang betrug die Zunahme der Bevölkerung 1867-71: 129,598, 1871-75: 225,685, 1875-80: 307,341 und 1880-85: 207,872 Seelen. Als Hauptquelle der Volkszunahme tritt der Geburtenüberschuß auf; für die Entwickelung der einzelnen Landesteile sind aber hauptsächlich die Erwerbsquellen derselben maßgebend; welche einmal schon jenen Überschuß wesentlich beeinflussen, dann jedoch die Zu-, bez. Abzüge veranlassen. Die Aufhebung der frühern, allen landwirtschaftlichen Fortschritt hemmenden Agrarverfassung (Flurzwang), die Ablösung der vielerlei Grundlasten bewirkten in den betreffenden ländlichen Bezirken einen Aufschwung der Bevölkerungszunahme, wie er in den östlichen Gebieten des Staats vom 2. bis 6. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts und in den Provinzen Schleswig-Holstein und besonders Sachsen bis zur Gegenwart sich geltend macht. Eine noch stärkere Wirkung erzeugte die Aufschließung innerer Erdschätze, namentlich der Kohlen (Regierungsbezirke Oppeln, Arnsberg und Düsseldorf). In der Periode 1880-85 zeigen 5 Bezirke eine Abnahme der Bevölkerung, nämlich die 3 pommerschen sowie Lüneburg und Sigmaringen. Auf kleinern Gebieten ist auch in andern Provinzen ein Rückgang der Bevölkerung erfolgt, nämlich in 201 Kreisen von insgesamt 544. Dagegen zeigen 31 Bezirke eine namhafte Bevölkerungszunahme.

Auswanderung. Da der Überschuß der Geburten in der Periode 1871-85: 4,894,000, die wirkliche Zunahme der Bevölkerung nur 3,750,000 Köpfe beträgt, so ergibt sich für diesen Zeitraum eine Mehrauswanderung von 1,144,000 Köpfen, wovon 922,000 nachweislich auf die überseeische Auswanderung entfallen. Nach dem deutsch-französischen Krieg wuchs die Zahl der überseeischen Auswanderer in den Jahren 1871-73 auf 40,956, 80,242 und 67,752 an. Auf den Höhepunkt 1872 folgte die niedergehende Periode 1874-79. Schon 1880 hob wieder die Steigerung an, welche für 1881 die bedeutende Ziffer von 145,679 Auswanderern ergab. Auch 1882 und 1883 wurden noch über 100,000 ermittelt, und die Senkung ging nun bis 50,461 im J. 1886, um sich 1887 wieder auf 63,036 Auswanderer zu heben. An der Auswanderung ist das weibliche Geschlecht im Verhältnis von 80 auf 100 Männer beteiligt. Die stärkste Auswanderung erfolgte aus den Provinzen Pommern, Westpreußen, Posen, Schleswig-Holstein und Hannover. Über die Berufsverhältnisse der Auswanderer s. Deutschland, S. 811. Als Reiseziel sind in erster Linie die Vereinigten Staaten von Amerika zu nennen, wohin seit langen Jahren etwa 95 Proz. der Auswanderer übersiedeln (1878-87: 732,540 Personen). Daneben kommen höchstens noch in Betracht Brasilien (11,257 Köpfe) und das übrige Südamerika sowie Australien (5800 Köpfe).

Dichtigkeit. Außer der Hauptstadt Berlin weisen einerseits die mineralreichen Industriegegenden mit Kleingrundbesitz (Rheinland, Regierungsbezirke Arnsberg, Wiesbaden und Oppeln) und einzelne waldreiche Gegenden mit Klein- und Hausindustrie (Teile des Regierungsbezirks Breslau) eine starke Bewohnerzahl im Verhältnis zur Fläche auf, anderseits sind die unfruchtbaren Gebirgsgegenden sowie die Heide- und Moorlandschaften nebst den Landesteilen mit ausgedehnten Brachländereien und geringen Weiden (Lüneburger Heide, Teile der Regierungsbezirke Aurich und Schleswig, ferner Pommern, Posen und Westpreußen) schwach bevölkert. Eine mittlere Dichtigkeit zeigen die fruchtbaren Landstriche ohne ausgedehnten Großgrundbesitz. Auf einer zu-^[folgende Seite]