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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Provenceröl - Provinz.

rengar von Barcelona. Unter dem Schutz der barcelonischen Grafen entwickelte sich die Blüte der provençalischen Dichtkunst. Mit Raimund Berengar IV. erlosch 1245 der Mannesstamm der Grafen von Barcelona. Des letzten Grafen Tochter Beatrix brachte die P. ihrem Gemahl Karl von Anjou, Ludwigs des Heiligen Bruder, zu. Die Erben derselben besaßen dieses Land bis 1382, wo Johanna I. Ludwig I., Herzog von Anjou, den Bruder des französischen Königs Karl V., als ihren Adoptivsohn, mit Übergehung der Prinzen ihres Hauses zum Erben ihrer sämtlichen Besitzungen einsetzte. Von dessen letztem Abkömmling, Karl III., der keine Kinder hatte, wurde Karl VIII., Sohn Ludwigs XI., damals Dauphin, zum Erben eingesetzt, der 1487 die P. mit der Krone Frankreich vereinigte. Vgl. Papon, Histoire générale de la P. (Par. 1777-86, 4 Bde.); Mercy, Histoire de la P. (das. 1830, 2 Bde.); Garcin, Dictionnaire historique et topographique de la P. (Draguignan 1833, 2 Bde.); Lenthérin, La P. maritime ancienne et moderne (Par. 1879).

Provenceröl, s. Olivenöl.

Proveniénz (neulat.), Herkunft eines Produkts etc., ein aus fremdem Land eingeführtes Erzeugnis oder von dort kommender Gegenstand (selbst Schiffe nebst deren Besatzung); Ertrag; provenieren, hervorkommen, hervorgehen (als Ergebnis).

Proverbes (franz., spr. -wérb', P. dramatiques), eine in Frankreich entstandene und beliebte Gattung kleiner dramatischer Stücke, in welchen irgend ein Sprichwort, ein Grund- oder Lehrsatz des gemeinen Lebens erläutert und illustriert wird. Sie laufen meist auf charakteristische Genre- und Detailmalerei hinaus und haben ihren Reiz oft nur in der Behandlung des Dialogs. Als ihr Erfinder gilt Carmontelle ("P. dramatiques", 1768-81, 8 Bde.) und als ihr klassischer Vertreter Th. Leclerq ("P. dramatiques", 1828-33, 8 Bde.); in neuerer Zeit haben sich besonders A. de Musset und O. Feuillet darin ausgezeichnet. Eine deutsche Übersetzung ausgewählter P. von Carmontelle und Leclerq veröffentlichte W. v. Baudissin (Leipz. 1875, 2 Bde.). Vgl. Werner, Zur Geschichte der P. dramatiques (Berl. 1887 ff.).

Proverbial (lat.), sprichwörtlich.

Proviánt (ital. proviánda), Mundvorrat, besonders Vorrat von Getreide. Die Beschaffung von P., die Verproviantierung, und die Verteilung desselben an die Truppen wird von der Intendantur geleitet, deren Organe in Deutschland die Proviantämter in den einzelnen Garnisonen mit je einem Proviantmeister an der Spitze, für das mobile Heer aber Feldproviantämter bei den Armeekorps, Divisionen etc. sind. Im Frieden wird nur Brot, neuerdings auch Konserven und Pferdefutter, den Truppen aus den Proviantmagazinen in natura geliefert, im Krieg die gesamte Verpflegung. Die fünf Proviantkolonnen jedes Armeekorps führen die Mundverpflegung mit sich.

Providence (spr. prówwidens), abwechselnd mit Newport die politische Hauptstadt des nordamerikan. Staats Rhode-Island, malerisch zu beiden Seiten des Flusses P. gelegen, welcher hier, 55 km vom offenen Meer, in einen nördlichen Arm der Narragansetbai einmündet. Oberhalb der zwei Brücken erweitert sich der Fluß zu einem Becken (Cove), welches von durch Ulmen beschatteten Anlagen umgeben ist. P. ist eine der schönsten Städte Amerikas. Viele seiner öffentlichen Gebäude sind aus Granit aufgeführt. Unter ihnen verdienen Beachtung das Rathaus, das Zollhaus, der Gerichtshof, das Staatenhaus (ein unansehnlicher Backsteinbau) und das städtische Gefängnis. Von seinen Kirchen stammt die älteste vom Jahr 1774-1775. P. hatte 1880: 104,857 Einw. (darunter 16,939 Iren, 1107 Deutsche), 1885: 118,070 Einw. Seine 1205 gewerblichen Anstalten beschäftigten 1880: 22,891 Arbeiter. Sie liefern namentlich Goldschmiedewaren, Eisengußwaren und Maschinen, wollene und baumwollene Waren (bedruckte Kattune), Gewehre (System Peabody), Schrauben etc. Schiffe von 900 Ton. können an den Kais der Stadt anlegen. Der Küstenhandel ist lebhaft, doch der direkte Verkehr mit dem Ausland unbedeutend (Einfuhr 1887: 558,246 Doll., Ausfuhr 2994 Doll.). Im Zentralbahnhof (vor ihm ein Kriegerdenkmal) laufen 9 Eisenbahnen zusammen. Von den zahlreichen mildthätigen Anstalten nennen wir Butlers Irrenhaus, eine Taubstummenanstalt, eine Besserungsanstalt und Dexters Versorgungshaus. Von Bildungsanstalten verdienen Beachtung: die baptistische Brown University, mit großer Bibliothek (1764 gegründet); das Athenaeum, mit Bibliothek, der Historische Verein und ein Alumneum der Quäker, worin die Jahresversammlungen der Quäker von ganz Neuengland gehalten werden. P. wurde 1635 von Roger Williams, den religiöse Unduldsamkeit aus Massachusetts vertrieben hatte, angelegt. Im J. 1804 zählte es erst 23,170 Einw.

Providencia, Insel im Karibischen Meer, zu Kolumbien gehörig; s. San Andres.

Providentia (lat., Providenz), Vorsicht, Vorsehung; providentiell, von der (göttlichen) Vorsehung herrührend oder bestimmt, von ihr zeugend.

Providentiae memor (lat., "der Vorsehung eingedenk"), Wahlspruch der sächsischen Krone; Devise des sächsischen Ordens der Rautenkrone (s. d.).

Provins (spr. -wäng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Seine-et-Marne, alte Hauptstadt der Brie, an der Voulzie, durch eine Zweigbahn mit der Eisenbahn von Paris nach Troyes verbunden, hat Reste alter Festungsmauern, einen Wartturm, eine Kirche aus dem 12. Jahrh., ein Handelsgericht, Collège, eine öffentliche Bibliothek von 10,000 Bänden, ein Antiquitätenmuseum, eine kalte eisenhaltige Mineralquelle, berühmte Rosenzucht ("Provinzrosen") und Rosenwasserbereitung, ansehnliche Wollmanufakturen und Gerbereien, Kalk- und Ziegelbrennerei, Handel mit Getreide, Mehl, Wein, Schafwolle und (1886) 6977 Einw.

Provinz (lat. provincia), in der Sprache des röm. Staatsrechts ein gewisser jemand angewiesener Geschäftskreis oder gegebener Auftrag; dann besonders ein Land, welches der römischen Oberherrschaft unterworfen war und von römischen Magistraten (Prokonsul, Proprätor) verwaltet wurde. Die Angehörigen der P. (Provinzialen), deren rechtliche Stellung eine sehr verschiedenartige war, hatten außer den Kommunalabgaben noch eigentliche Provinziallasten zu tragen, d. h. Abgaben an den Statthalter, z. B. Naturallieferungen für dessen Hofhaltung oder an deren Stelle Geldabgaben, endlich aber auch noch Leistungen an den römischen Staat (Grund- und Vermögenssteuern), bei welchen zumeist die berüchtigten Staatspachter (publicani) eine bedeutende Rolle spielten. In der neuern Staatsverwaltung versteht man unter Provinzen die größern Unterabteilungen eines Staatsganzen, deren Bildung sich vielfach aus der frühern Besonderheit verschiedener, später zu einem größern Staatskörper vereinigter Länder erklärt. Der moderne Einheitsstaat ist jedoch dem sogen. Provinzialsystem, welches die Provinzen mit einer besondern Provinzialregierung und Pro-^[folgende Seite]