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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pygopagus - Pypin.

photis, eine wollene oder lederne Ohrkappe. Der Kampf war entschieden, sobald einer der Kämpfer durch Emporheben der Hand sich für besiegt erklärte, worauf der andre nichts mehr gegen ihn unternehmen durfte. Unter die Kampfarten wurde die P. bei den Olympischen Spielen 684 aufgenommen. Über die Vereinigung der P. mit dem Ringkampf s. Pankration. Eine künstlerische Darstellung von 28 Faustkämpfern, doch schon aus der Verfallzeit der Kunst, bietet ein großes antikes Mosaik aus den Caracallabädern in Rom (jetzt im Lateran). S. Abbild. S. 479.

Pygopagus (griech.), Doppelmißbildung aus zwei vollständigen Individuen, die nur durch das Kreuz- und Steißbein und die Weichteile dieser Gegend zusammenhängen.

Pyknīden (griech.), eine Form der Früchte bei vielen Pilzen, besonders den Pyrenomyceten, auch bei manchen Früchten; s. Pilze, S. 72.

Pyknīt, s. Topas.

Pyknogonīden, s. Pantopoden.

Pyknomēter (griech.), Dichtigkeitsmesser, s. Spezifisches Gewicht.

Pyknostylos (griech., "dichtsäulig"), Säulenstellung, bei welcher der Raum zwischen den Säulen nur 1½-2 Säulendurchmesser beträgt.

Pylä (griech.), Thor, Pforte; Engpaß, Durchgang.

Pylădes, im griech. Mythus Sohn des Strophios und der Anaxibia, der Schwester Agamemnons, Freund des Orestes, der bei seinem Vater auferzogen ward, half jenem den Vater an Ägisthos und Klytämnestra rächen, verließ ihn auch nicht, als derselbe von den Erinnyen verfolgt ward, und begleitete ihn nach der Taurischen Halbinsel, wo er selbst sein Leben für ihn hingeben wollte (s. Orestes). Nach der Rückkehr ins Vaterland bekam er seines Busenfreundes Schwester Elektra zur Gattin. Die Freundschaft zwischen Orestes und P. ward sprichwörtlich.

Pylephlebītis (griech.), Pfortaderentzündung.

Pylōnen (griech.), in der Architektur die beiden Ecktürme, welche das Hauptportal der ägyptischen Tempel- und Palastbauten flankieren, mit anlaufenden Wänden ohne Sockel, an den Ecken mit Rundstäben eingefaßt und oben durch ein mit weit ausladender Hohlkehle versehenes Hauptgesims wagerecht abgedeckt. Farbige Bildwerke bedecken deren Außenflächen, während schlitzartige Vertiefungen links und rechts von dem Eingang zur Aufnahme hoher, mit wehenden Wimpeln versehener, zu festlichem Schmuck dienender Mastbäume bestimmt waren. Auch kolossale Statuen und Obelisken wurden nicht selten vor den P. aufgestellt. Vgl. Baukunst, S. 482, und Tafel "Baukunst III", Fig. 4. - Beim Brückenbau die über Brückenbahnen von Hängebrücke sich zu je zwei erhebenden Teile steinerner Pfeiler, welche zur Aufnahme der Ketten oder Kabel bestimmt sind und mehr oder minder schlanke, abgestufte Pyramiden bilden.

Pylōrus (griech.), Pförtner, s. Magen.

Pylos, 1) im Altertum Stadt in Messenien, auf dem Vorgebirge Koryphasion, berühmt in den Homerischen Gedichten als Sitz des Nestor, der letzte Ort außer Methone, welcher den Spartanern im zweiten Messenischen Krieg Widerstand leistete. Im Peloponnesischen Krieg waren seine Ruinen im Besitz der Athener, welche von dort aus die Spartaner auf der Insel Sphakteria zur Übergabe zwangen. Epameinondas baute P. wieder auf. Heute die Ruinen Paläo Navarino. Der Name P. ist auf eine moderne Stadt an der Südküste der Bucht übergegangen (s. Navarino). - 2) Stadt in Elis, an der Straße von Elis nach Olympia, beherrschte das obere Peneiosthal, lag aber schon zur Zeit des Pausanias in Trümmern. Ruinen bei Aprapidochori.

Pym (spr. pimm), John, engl. Politiker, geb. 1584 aus einer begüterten Familie in Somersetshire, studierte in Oxford und gehörte, nachdem er eine Zeitlang Beamter des Schatzamtes gewesen war, seit 1614 der parlamentarischen Opposition an. Im "kurzen" Parlament von 1640 vertrat er aufs entschiedenste die puritanischen Grundsätze, beteiligte sich nach dessen Auflösung lebhaft an der Wahlagitation, formulierte im November 1640 mit Hampden (s. d.) die Anklage gegen Strafford und vertrat sie vor dem Oberhaus. An allen nun folgenden Schritten des Unterhauses hatte er den entschiedensten Anteil; insbesondere verfaßte er die große Remonstranz von 1641, welche alle Beschwerden aufzählte, zu denen die Regierung des Königs Veranlassung gegeben hatte. Im Januar 1642 wurde er mit Hampden und drei andern Führern der Opposition auf Befehl des Königs vor dem Oberhaus angeklagt, entzog sich aber der Verhaftung durch die Flucht nach der City und kehrte 10. Jan. mit Hilfe der Bevölkerung der letztern ins Parlament zurück. Als es dann zum Kampf zwischen König und Parlament kam, wurde er in den Sicherheitsausschuß des letztern gewählt. Im September 1643 setzte er die Verbindung des Parlaments mit den Schotten durch, starb aber schon 6. Dez. 1643, ohne den Sieg der Sache, deren bedeutendster Vorkämpfer er gewesen war, zu erleben. Vgl. I. ^[Isaac] Disraeli, Eliot, Hampden and P. (Lond. 1836).

Pyon (griech.), Eiter; Pyoblennorrhöe, Blennorhöe ^[richtig: Blennorrhöe] mit reichlicher Eiterbeimischung; Pyocephalus, Eiteransammlung im Schädel; Pyogenie, Eiterbildung; Pyometra, Ansammlung von Eiter oder Lochiensekret in der Gebärmutter; Pyonephrose, Nierenabsceß, Niereneiterung; Pyophthalmie, eiterige Augenentzündung; Pyopneumopericardium, Ansammlung von Eiter und Luft im Herzbeutel; Pyopneumothorax, Ansammlung von Eiter und Luft im Brustfellsack bei Brustfellentzündung; Pyorrhöe, eiteriger Katarrh, auch s. v. w. Gonorrhöe; Pyosis, Vereiterung; Pyothorax, Ansammlung von Eiter in der Brustfellhöhle (s. Brustfellentzündung).

Pypin, Alexander Nikolajewitsch, russ. Litterarhistoriker, geb. 1833 zu St. Petersburg, studierte an der dortigen Universität und erhielt eine Professur an derselben, welche er indessen unter dem reaktionären Unterrichtsminister Grafen Tolstoi niederlegen mußte. Auch die bereits erfolgte Wahl Pypins zum Akademiker wurde auf Tolstois Protest nicht bestätigt und kam erst Ende 1880 unter dem neuen Minister, Saburow, zur Geltung. P. hat sich durch seine Forschungen und Schriften große Verdienste um die russische Litteraturgeschichte erworben. Sein Erstlingswerk war die "Skizze der litterarischen Geschichte der alten russischen Erzählungen und Märchen" (1857), der viele Schriften folgten, unter denen "Gesellschaftliche Bewegung unter der Regierung des Kaisers Alexander I." (1867, 2. Ausg. 1886) und die Biographie des russischen Kritikers Belinski (1876, 2 Bde.) den ersten Platz behaupten. Ferner sind zu nennen: "Die russischen Volkslegenden" (1864); die preisgekrönte, im Verein mit W. Spasović herausgegebene "Geschichte der slawischen Litteraturen" (2. Aufl. 1879-80, 2 Bde.; deutsch von Pech, 1880-83, 2 Bde.); "Charakteristik der litterarischen Meinungen in den 20er bis 50er Jahren" (1874); "Die älteste Periode der russischen Litteratur" (1877); "Über den Panslawismus" (1878, deutsch in Böttgers "Russischer