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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rackwitz; Raclawice; Ráczkeve; Raczynski; Rad

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Rackwitz - Rad.

Kritiken und Publikationen alter Schriftdenkmäler. R. ist zugleich ein aufgeklärter Patriot und war als Mitglied des kroatischen Landtags sowie des Pester Reichstags an den Ausgleichsverhandlungen zwischen Ungarn und Kroatien lebhaft beteiligt.

Rackwitz (Rakwitz), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Bomst, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Wattenfabrikation, Hopfen- und Weinbau und (1885) 2163 Einw.

Raclawice (spr. ratz-), Dorf im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, Kreis Miechow, denkwürdig durch den Sieg, den Kosciuszko hier 4. April 1794 unter Beihilfe der mit Sensen bewaffneten Bauern über den russischen General Tormassow erfocht.

Ráczkeve (spr. raz-), Markt im ungar. Komitat Pest, auf der Donauinsel Csepel, mit Schloß, einem Hafen, Brot- und Obsthandel, Bezirksgericht und (1881) 5463 ungar. Einwohnern. Die Insel pflegte von alters her den ungarischen Königinnen als Brautschatz gegeben zu werden.

Raczynski (spr. ratsch-), poln. Adelsgeschlecht, das ursprünglich Natecz hieß, eins der ältesten Dynastengeschlechter ist und gegenwärtig in einer jüngern (katholischen) Posener und einer ältern (evangelischen) kurländischen Linie blüht. Der erstern gehören an:

1) Edward, Graf, Sohn des poln. Generals Philipp R., geb. 1786 zu Posen, studierte in Frankfurt a. O., trat 1807 unter die polnischen Fahnen und machte als Hauptmann die Kriege von 1807 und 1809 mit. Nachdem R. Schweden und Lappland besucht, unternahm er 1814 eine größere Reise nach der Türkei und Kleinasien, die er in einem mit Kupfern ausgestatteten Werk (deutsch von van der Hagen, Berl. 1828) beschrieb. Von seinen meist aus Archiven geschöpften Werken sind hervorzuheben: "Briefe des Königs Joh. Sobieski an seine Gemahlin während des Feldzugs vor Wien" (deutsch von Öchsle, Heilbr. 1827); "Denkwürdigkeiten zur Regierung des Königs Stephan Báthori", denen "Memoiren Passeks" (deutsch von Steffens, Bresl. 1838), Memoiren des Fürsten Albert Radziwill, der diplomatische Kodex von Großpolen, die Reisen des Kopec, die Memoiren zur Regierungsgeschichte Johann Kasimirs, die "Obraz polakow i polski" mit den Memoiren von Wybicki, Kitoczi und Kolontaj folgten; ferner das polnisch und französisch erschienene Prachtwerk "Gabinet medalow polskich" (Bd. 1 u. 2, Berl. 1845; Bd. 3 u. 4, Pos. 1841-43) und die mit einem prächtigen Atlas ausgestatteten "Erinnerungen an Großpolen". Für den Posener Dom ließ er von Rauch die Bildsäulen der Könige Mieczyslaw und Boleslaw Chrobry fertigen. Seine namentlich für die polnische Litteratur wichtige Bibliothek von 21,000 Bänden schenkte er nebst einem großen Gebäude der Stadt Posen. In einem Anfall von Melancholie erschoß er sich 20. Jan. 1845 im Garten seines Landguts Rogalin mit einem Böller.

2) Athanasius, Graf, Bruder des vorigen, geb. 2. Mai 1788 zu Posen, trat in preußische Staatsdienste, ward 1830 Geschäftsträger in Kopenhagen, 1841 Gesandter in Lissabon, 1848-52 in Madrid und lebte seitdem zu Berlin, wo er 21. Aug. 1874 starb. Auf seinen zahlreichen Reisen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz sammelte er eine Galerie von Gemälden alter und neuerer Meister, die nach seinem Tod laut Testamentsbestimmung in die Verwaltung des preußischen Staats überging, nachdem sein Palais am Königsplatz wegen des Baues des Reichstagsgebäudes niedergerissen worden, und in der Nationalgalerie aufgestellt wurde. Er gab heraus: "Histoire de l'art moderne en Allemagne" (Par. 1836-41, 3 Bde. mit Kupfern; deutsch von Hagen, Berl. 1836-41); "Les arts en Portugal" (Par. 1846) und "Dictionnaire historico-artistique du Portugal" (das. 1847). Vgl. v. Donop, Verzeichnis der gräflich Raczynskischen Kunstsammlungen (Berl. 1886).

Rad, eine massive oder durchbrochene Scheibe mit glatter oder gefurchter Peripherie, welche stets in Verbindung mit einer zu ihrer Ebene senkrechten Achse oder Welle und zwar entweder auf ihr festsitzend oder drehbar zur Anwendung kommt. Nach ihrer Wirkungsweise sind die Räder in zwei Hauptgruppen zu zerlegen, nämlich in solche, welche zur Kraftübertragung dienen (Transmissionsräder), und in solche, welche zwischen zwei gegeneinander unter Druck bewegte Körper eingeschaltet werden, um die gleitende Reibung unter Kraftersparnis in eine teilweise rollende zu verwandeln (Antifriktionsräder, auch wohl fälschlich Friktionsräder genannt.). Zu erstern gehören die die sogen. Räderwerke bildenden Riemenräder (Riemenscheiben), Seilscheiben, Friktionsräder, Zahnräder (s. Räderwerke), zu letztern die Wagenräder, Leit- und Führungsrollen (s. Rolle). Während die Räder einen in der Regel kreisförmigen Umfang haben, in dessen Mitte die Achse oder Welle angebracht ist, kommen bei Zahnrädern zuweilen zur Hervorbringung von ungleichmäßigen Bewegungen andre Formen vor (exzentrische, Ellipsen-, Polygonal-, unrunde Räder). Die Räder der Wagen, Karren, des Pflugs, überhaupt der Fuhrwerke etc. bestehen aus einem mittlern, auf der Achse umlaufenden oder mit ihr fest verbundenen Stück, der Nabe, aus einem äußern Kranz und den beide Teile verbindenden Speichen, welch letztere auch durch eine Scheibe ersetzt sein können. Gewöhnlich dreht sich die Nabe der Wagenräder um die Achse, nur bei Eisenbahn-, Straßenbahn- und Pferdebahnrädern, bei einigen Pflugrädern und bei den Rädern der Schubkarren ist sie mit der Achse fest verbunden; im erstern Fall ist die Achse nicht drehbar, im letztern in Lagern drehbar am Fuhrwerk angebracht. Die drehbare Nabe der Straßenfuhrwerke besteht gewöhnlich aus einem massiven Holzstück und zwar aus dem Stammkern einer gesunden Ulme oder Eiche. Bei größern Belastungen, z. B. Lokomobilen, Lastwagen, Kanonenlafetten etc., benutzt man häufig die billigern und haltbarern gußeisernen Naben, auch werden die hölzernen in der Regel mit einer eisernen oder bronzenen Ausfütterung (Achsbüchse, Nabenbüchse) versehen. Das Loch der Nabe ist cylindrisch oder konisch gebohrt, entsprechend dem hineingesteckten Ende der schmiedeeisernen (stählernen, selten noch hölzernen) Achse (Achsschenkel). Durch eine am innern Ende des Achsschenkels aufgeschweißte Stoßscheibe und eine am äußern Ende durch einen vorgesteckten Splint oder eine Schraubenmutter befestigte Scheibe wird die Nabe mit einigem Spielraum in ihrer Stellung erhalten. Die Achsschenkel erhalten nach außen hin eine geringe Neigung (die Schenkelstürzung), durch welche das Schwanken der Räder vermieden werden soll. Die Speichen, die in der Regel aus Eichen-, Eschen- oder Hickoryholz, bei Lokomobilen auch aus Eisen hergestellt werden, erhalten ebenfalls eine Stürzung (d. h. man ordnet sie nicht in einer Ebene, sondern in einer stumpfen Kegelfläche an, deren Spitze nach innen gekehrt ist), durch welche der Schenkelstürzung in der Weise entgegengewirkt wird, daß die untersten Speichen, welche die Last des Wagens momentan zu tragen haben, die zur Druckaufnahme günstigste Vertikalstellung haben. Der Kranz der