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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Raf; Rafale; Raff; Raffael

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Raf. - Raffael.

suchte, und fand an der Parkerbai einige von britischen Schiffen herrührende Geräte. Auch wies er den Zusammenhang von Wollaston und Victorialand und die Existenz eines Meeresarms zwischen letzterm und Boothia nach. Die Geographische Gesellschaft in London verlieh ihm für diese Entdeckungen ihre goldene Medaille. 1853-54 ging R. wieder von der Repulsebai über den Isthmus nach W. bis in die Nähe von König Wilhelms-Land, durchmaß das bis dahin noch unbekannte Gebiet zwischen den äußersten von Dease und Simpson 1839 einerseits und von John Roß 1829-33 anderseits erreichten Punkten der Nordküste, brachte mehrere Gegenstände von Franklins Expedition, die er von Eskimo eintauschte, mit und berichtete, daß Eskimo den Rest der Mannschaft von König Wilhelms-Land her hätten nach S. ziehen sehen. Diese Angaben wurden anfangs stark bezweifelt, dann aber von Stewart und Anderson bestätigt, und so erhielt R. die 10,000 Pfd. Sterl., welche für die Aufklärung des Geschicks der Franklinschen Expedition ausgesetzt waren (s. Nordpolexpeditionen, S. 229).

Raf., auch Rafin., bei botan. Namen Abkürzung für K. S. Rafinesque-Schmalz, geb. 1783 zu Konstantinopel, gest. 1840 als Professor der Naturgeschichte in Lexington. Flora von Nordamerika, Fische, Mollusken.

Rafale, s. v. w. Fallwind, s. Fallböe.

Raff, 1) Georg Christian, namhafter Schulmann und Jugendschriftsteller, geb. 30. Sept. 1748 zu Stuttgart, besuchte das Gymnasium zu Ulm und studierte in Göttingen, wo er als Rektor des Lyceums 5. Juni 1788 starb. Er war einer der ersten Pädagogen, welche die neuern Grundsätze des Unterrichts auf die Naturkunde anwandten. Den naturkundlichen Unterricht gründete er auf Betrachtung und Beschreibung einzelner typischer Vertreter der wichtigern Familien und führte in drei zweckmäßig erweiterten Kursen bis zur Andeutung des Systems. Seine Jugendschriften, in dialogischer Form abgefaßt, wurden mit großem Beifall aufgenommen, namentlich seine "Geographie für Kinder" (Götting. 1778; verbessert und fortgesetzt von André, das. 1790 bis 1792, 3 Bde.) und seine "Naturgeschichte für Kinder" (das. 1778, 16. Aufl. 1861).

2) Joachim, Komponist, geb. 27. Mai 1822 zu Lachen am Züricher See von württembergischen Eltern, die sich nur vorübergehend in der Schweiz aufhielten, demnach deutscher Staatsangehöriger, widmete sich anfangs dem wissenschaftlichen Studium, später aber, nachdem er auf verschiedenen Instrumenten Fertigkeit erlangt und auch erfolgreiche Kompositionsversuche gemacht hatte, ausschließlich der Musik. Von den letztern sandte er 1843 einige an Mendelssohn, der ihn zur Fortsetzung seiner künstlerischen Thätigkeit ermutigte. Noch anregender wirkte auf dieselbe seine Bekanntschaft mit Franz Liszt, dem er 1850 nach Weimar folgte. Hier, in stetem persönlichen Verkehr mit dem Genannten, entwickelte sich seine schöpferische Kraft mehr und mehr, und zugleich beteiligte er sich als Schriftsteller mit Eifer an der damals fast allein von Weimar ausgehenden Agitation zu gunsten der sogen. neudeutschen Schule, sowohl durch zahlreiche Beiträge für die Leipziger "Neue Zeitschrift für Musik" als auch durch eine größere selbständige Schrift: "Die Wagnerfrage" (Braunschw. 1852). Im J. 1856 siedelte er nach Wiesbaden über, um sich hier ausschließlich der Komposition zu widmen, bis er 1877 einem Ruf als Direktor des neubegründeten Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a. M. folgte, wo er 24. Juni 1882 starb. Als Komponist hat R. eine erstaunliche Produktionskraft entfaltet, namentlich auf dem Gebiet der Instrumentalmusik, deren Litteratur er durch zehn Symphonien (darunter die epochemachenden: "Im Wald" und "Lenore") und zahlreiche Kammermusikwerke (fünf Violinsonaten, Streichquartette, Klavierkompositionen aller Art etc.) wesentlich bereichert hat. Geringern Erfolg als diese Arbeiten haben seine Vokalwerke gehabt, unter denen die Opern: "König Alfred" und "Dame Kobold" (aufgeführt zu Weimar 1851 und 1870) sowie zahlreiche ein- und mehrstimmige Lieder. Vgl. Schäfer, Chronologisch-systematisches Verzeichnis der Werke J. Raffs (Wiesbad. 1888).

Raffael (eigentlich R. Santi, irrtümlich Sanzio), der größte Meister der neuern Malerei, geb. 6. April 1483 zu Urbino als Sohn des Malers und Dichters Giovanni Santi, welcher ihn bis zu seinem Tod (1494) in der Kunst unterrichtete (vgl. Schmarsow, Giov. Santi, der Vater Raphaels, Berl. 1887). Dann scheint sich R. bei Timoteo Viti, der 1495 nach Urbino kam, weitergebildet zu haben, war hierauf um 1500 Schüler und Gehilfe des Pietro Perugino, an dessen Kunstweise er sich eine Zeitlang anschloß, und bei welchem er mehrere Jahre arbeitete. Vorübergehend war er auch in Città di Castello und in Siena thätig. Sodann ging er 1504 nach Florenz. Die Werke des Leonardo, Michelangelo und Fra Bartolommeo sowie Florenz selbst, damals der Sitz alles Schönen und Trefflichen, übten einen bedeutenden Einfluß auf seine künstlerische Entwickelung aus. Nachdem er den Winter von 1504 unter Studien und der Ausführung einiger Bilder in Florenz zugebracht hatte, kehrte er 1505 nach Perugia zurück, wo er ein Fresko ausführte. 1506 ging er wieder nach Florenz, wo er seine Studien nach den ältern Meistern eifrig fortsetzte. Insbesondere von Fra Bartolommeo lernte er den schönen Aufbau der Gruppen, jene Bewegtheit bei aller strengen Symmetrie, die in seinen Bildern aus jener Zeit zuerst sich zeigt. Vorübergehend besuchte er von Florenz aus Bologna und Urbino, wo der Hof des Herzogs Guidobaldo der Sammelplatz der schönen Geister des Landes war. Aus Bramantes Veranlassung ward er 1508 vom Papst Julius II. nach Rom berufen, um an der Ausmalung von einigen Zimmern, den sogen. Stanzen, des vatikanischen Palastes teilzunehmen. In Rom, wo bald die ausgezeichnetsten und vornehmsten Männer, unter ihnen namentlich der Graf Castiglione und Pietro Bembo, mit ihm in vertraute Verbindung traten und die Päpste Julius II. und Leo X. ihn mit Aufträgen überhäuften, eröffnete sich ihm ein großartiger Wirkungskreis, und die zahlreichen Werke, die seinem fruchtbaren Geist entströmten und durch Markantons Grabstichel vervielfältigt wurden, verkündeten seinen Ruhm in ganz Italien und zogen zahlreiche Schüler herbei. Zu Michelangelo stand R. stets in einem ziemlich scharfen Gegensatz; die beiden Meister waren ihrer ganzen Richtung nach voneinander verschieden. In den spätern Jahren kann man allerdings ein Anlehnen Raffaels an Michelangelo konstatieren. Die äußere Stellung Raffaels war eine außerordentlich glänzende. Am 1. Aug. 1514 ernannte ihn Papst Leo X. zum obersten Leiter des Baues der Peterskirche und 27. Aug. 1515 zum Aufseher über die Ausgrabungen antiker Kunstdenkmäler in Rom. Seine Werke wurden sehr geschätzt und hoch bezahlt, sein Name war in Italien im Mund aller und auch im Ausland weitberühmt. Franz I. von Frankreich bestellte Gemälde bei R. und wollte ihn zu seinem Hofmaler machen. Albrecht Dürer schenkte