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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Roharbeit; Rohatyn; Rohbau

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Roharbeit - Rohbau.

Hofs wiederzugewinnen, erniedrigte er sich in der berüchtigten Halsbandgeschichte (s. d.) zum Werkzeug der Lamothe. Deshalb 15. Aug. 1785 verhaftet und einige Zeit in die Bastille gesetzt, ward er zwar 31. Mai 1786 vom Parlament freigesprochen, mußte aber sein Amt als Großalmosenier niederlegen und ward anfangs nach der Abtei Chaisedieu in der Auvergne und dann in sein Bistum nach Straßburg verwiesen. 1789 ward er zum Abgeordneten der Geistlichkeit des Amtes Hagenau bei den Etats-Généraux ernannt, erschien aber im September in der Nationalversammlung nur, um gegen die Aufhebung der Adelsprivilegien zu protestieren, zog sich 1790 auf seine deutschen Besitzungen zurück und starb 17. Febr. 1803 in Ettenheim. Victor Louis Mériadec, Prinz von R.-Guémenée, Herzog von Montbazon und Bouillon, geb. 20. Juli 1766, österreichischer Feldmarschallleutnant, starb 10. Dez. 1846 kinderlos und hinterließ nur seine beiden Neffen, Söhne eines jüngern Zweigs der Linie Guémenée, der R.-Rochefort, die von seinem Bruder Jules Armand Louis (gest. 1836) 1833 adoptiert waren. Das Haupt dieser vereinigten Zweige ist gegenwärtig Camille Philippe Joseph Idesbald, Fürst von R.-Guémenée, Rochefort und Montauban, Herzog von Bouillon und Montbazon, geb. 19. Dez. 1800, Ritter des Goldenen Vlieses etc.

Die Linie R.-Gié, die aus den Guémenées hervorgegangen ist, ward gestiftet von Pierre de R. von Gié, geb. 1453, gest. 1513, Marschall, Erzieher Franz' I., der unter König Ludwig XII. eine bedeutende Rolle spielte. Sein Enkel René I. fiel 20. Okt. 1552 bei Metz. Er war mit Isabella von Albret, der Großtante König Heinrichs IV., vermählt, wodurch die Rohans dem Thron von Navarra nahekamen und dem Calvinismus sich zuwendeten. René II., Sohn des vorigen, geb. 1550, gest. 1586, vermählte sich 1575 mit der durch ihre Dichtungen berühmten Catherine von Parthenay, Erbin des Hauses Soubise. Dieselbe hielt die Belagerung von La Rochelle mit großer Standhaftigkeit aus und starb 1631 in Parc. Ihr Sohn Henri, Herzog von R.-Gié, Prinz von Leon, geb. 21. Aug. 1579 auf Schloß Blain in der Bretagne, war mit seinem Bruder Benjamin, Prinzen von Soubise (s. d.), unter Ludwig XIII. das Haupt der Hugenotten. Im Alter von 16 Jahren an den Hof Heinrichs IV. gekommen, ward er von diesem, solange derselbe keine Erben besaß, als sein Nachfolger in Navarra betrachtet und 1603 zum Herzog von R., Pair von Frankreich und Generalobersten der Schweizer erhoben. 1605 heiratete er die Tochter Sullys. Nach Heinrichs IV. Ermordung, wodurch seine Hoffnungen scheiterten, galt er als Haupt der Hugenotten. Nachdem seine Bemühungen für eine gütliche Beilegung der zwischen diesen und dem Hof entstandene Spannung gescheitert waren, griff er, die Verlockungen des Hofs zurückweisend, zu den Waffen, befestigte die Plätze in Guienne, verteidigte Montauban gegen den König und zwang diesen endlich zur Bestätigung des Edikts von Nantes im Frieden von 1622. In seiner Person gefährdet, entschied er sich 1625 abermals für den Krieg und zwang Richelieu zu dem Vertrag vom 5. Febr. 1626. Später siegte R. trotz seiner geringen Macht bei Revel in der Grafschaft Foix und bei Pamiers, und nach der Übergabe von La Rochelle (1628) behielt er allein den Mut, den Kampf fortzusetzen, und brachte es endlich durch seine Ausdauer zu dem Frieden vom 27. Juli 1629, welcher den Protestanten allerdings ihre politische Bedeutung raubte, aber die Religionsfreiheit sicherte. Er unterhandelte darauf eifrigst mit der Pforte über Abtretung der Insel Cypern, wo er alle verfolgten Protestanten vereinigen wollte. Von Ludwig XIII. 1631 nach Graubünden gesandt, um den Befehl über die von Frankreich daselbst angeworbenen Truppen zu übernehmen, warf er die Spanier und Österreicher 1633 aus dem Veltlin. 1636 besiegte er die Spanier am Comersee, nachdem er den Herzog von Lothringen aus diesem Land vertrieben und auch die Kaiserlichen und Spanier wiederholt geschlagen hatte. Wegen eigenmächtigen Abschlusses eines Vertrags 1637 zurückgerufen, begab er sich nach Genf und 1638 an den Rhein in das Lager des Herzogs von Sachsen-Weimar, erhielt aber 28. Febr. 1638 in der Schlacht bei Rheinfelden eine Wunde, an der er 13. April in Königsfeld starb. Er schrieb: "Mémoires sur les choses advenues en France depuis la mort de Henri IV jusqu'à la paix au mois de juin 1629" (Par. 1630; 8. Aufl., Amsterd. 1756, 2 Bde.); "Mémoires et lettres sur la guerre de la Valteline" (Genf u. Par. 1758, 3 Bde.) u. a. Vgl. Fauvelet du Toc, Histoire du duc Henri de R. (Par. 1667); Schybergson, Le duc de R. et la chute du parti protestant en France (das. 1880); Lagarde, Le duc de R. et les protestants sous Louis XIII (das. 1884); Bühring, Venedig, Gustav Adolf und R. (Halle 1885). - Seine Tochter Marguerite de R. brachte 1645 ihrem Gemahl Henri von Chabot, Marquis de Saint-Aulaye, der nun den Namen R.-Chabot annahm, die großen Besitzungen ihres Hauses zu. Der jetzige Chef dieser Linie ist Charles Louis Josselin von R.-Chabot, Herzog von R., Prinz von Leon, geb. 12. Dez. 1819, dessen Sohn, der Prinz Alain von Léon (geb. 1. Dez. 1844), monarchistisches Mitglied der Deputiertenkammer ist. Ein Vetter war der Vicomte von Chabot, Louis Charles Guillaume de R.-Chabot, geb. 5. Okt. 1780, Pair von Frankreich, gestorben im September 1869. Dessen Sohn Philipp de R.-Chabot, Graf von Jarnac, geb. 2. Juni 1815, starb als französischer Botschafter in London 22. März 1875. Vgl. de la Chenaye-Desbois, Genealogie des Hauses R. (Prag 1872).

Roharbeit (Rohschmelzen), das Verschmelzen der Kupfererze auf Kupfer-Rohstein (s. Kupfer, S. 317); ferner das Verschmelzen gold- u. silberhaltiger erdiger Erze (Dürrerze) mit Schwefelkies und Auflösungsmitteln (solvierenden Zuschlägen, Schlacken) im Schacht- oder Flammofen, wobei das aus dem Schwefelkies (Doppelschwefeleisen) entstandene Einfachschwefeleisen den Gold- und Silbergehalt des Haufwerks aufnimmt und Rohstein bildet, während die Erden, Metalloxyde etc. zu Rohschlacke verschlackt werden.

Rohatyn, Stadt im östlichen Galizien, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Gipsgruben, Halinatuchweberei und (1880) 5101 Einw. (davon 3000 Juden).

Rohbau, im Gegensatz zu Putzbau (s. d.) ein Gebäude, dessen Außenmauern nicht beworfen sind, sondern das gewöhnlich edlere Material, woraus sie bestehen, sehen lassen. Hierher gehören die Gebäude, deren Außenmauern mit Quadern oder feinen Backsteinen (Verblendsteinen) verblendet sind oder aus unverputztem Fachwerk bestehen. Während der Putzbau den Vorzug größerer Billigkeit und Wärme, aber den Nachteil größerer Unterhaltungskosten seiner Außenflächen hat, verdient der R. bei allen Gebäuden den Vorzug, welche Anspruch auf wahre konstruktive und architektonische Durchbildung machen, und ist deshalb in allen Stilperioden bei Herstellung monumentaler Bauwerke ausschließlich angewandt worden.