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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rolle; Rollen; Rollenfries; Rollenhagen; Rollersche Stenographie; Rollett

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Rolle - Rollett

wird hierbei offenbar nur die Kraftrichtung verändert, dagegen eine Größenänderung der Kraft, abgesehen von dem Einfluß der Reibungs- und Seilbiegungswiderstände, nicht vorgenommen, so daß die zum Heben von Q bei b erforderliche Kraft P um diese Widerstände größer als das Gewicht Q sein muß. Bei der losen R. (Fig. 2) ist das eine Seilende a befestigt und das andre b sowie der Kloben c der R. d lose, so daß beim Ziehen an b außer einer Drehung auch eine fortschreitende Bewegung der R. eintritt. Da nun durch Vermittelung von d in beiden Seilenden a und b die gleiche Spannung P herrscht (wenn von der Reibung etc. abgesehen wird), also im ganzen, vorausgesetzt daß a und b parallel sind, eine Kraft von der Stärke 2 P die R. d nach oben zu ziehen bestrebt ist, so wird die hierdurch zu hebende Last Q ebenfalls gleich 2 P sein können. Es tritt hier also eine Kraftvermehrung ein, welcher jedoch eine Verringerung des Wegs (Hubes) gegenübersteht, so daß die Last Q bei parallelen Seilen nur um die Hälfte der Strecke gehoben wird, um welche das Ende b des Seils emporgezogen wird. Die lose R. läßt sich aber auch derart umkehren, daß das Seilende a unten fest gelegt, die Last Q am Seilende b und die Kraft am Kloben angebracht wird. Dann findet natürlich eine Kraftverminderung und Hubvergrößerung statt. Sind die Seile nicht parallel, so ändern sich die Verhältnisse in einer dem Parallelogramm der Kräfte entsprechenden Weise. Eine zweckmäßige Verbindung von festen und losen Rollen heißt Rollen- oder Flaschenzug (s. d.). Die hierbei gebräuchliche Vereinigung mehrerer Rollen in einem gemeinschaftlichen Gehäuse heißt Flasche. Die Verbindung mehrerer fester Rollen mit irgend einem in sich geschlossenen biegsamen Organ (Seil, Schnur, Riemen) führt zu den Riemenräderwerken, zum Schnurtrieb, Seiltrieb etc. (s. d.) Der Name R. wird auch mehrfach für "Rad" gebraucht, besonders bei kleinern Rädern; so spricht man von Laufrollen, Friktionsrollen etc.

^[Abb.: Fig. 1. Feste Fig. 2. Lose Rolle.]

Rolle, Glättmaschine, s. Kalander und Mange.

Rolle heißt im Theaterwesen die einzelne Partie eines Stücks, welche einem Schauspieler übertragen wird; dann der schriftliche Auszug dieser Partie. Derselbe muß außer dem Texte des Stücks jede etwanige Bemerkung des Dichters über Auffassung oder Darstellung mit enthalten. Die letzten Worte des Vorhersprechenden (Stichwörter) sind mit angeführt, damit der Darsteller zur rechten Zeit mit seiner Rede einfalle. - Im Seewesen bezeichnet R. die Verteilung der Besatzung eines Schiffs zu den verschiedenen Dienstverrichtungen, so daß jeder Mann derselben weiß, wohin er gehört, und was er zu thun hat, sobald das betreffende Kommando gegeben wird; solcher Rollen sind z. B. die Gefechts-, Manöver, Wacht-, Feuer-, Boots-, Reinschiff- etc. R. Diese Rollen werden in der Regel vom ersten Offizier aufgestellt und in ein Rollenbuch zusammengetragen. - Im Handel bei Stock- oder Rundfischen eine Zahl von 180 zusammengebundenen Fischen.

Rolle (spr. roll), Landstädtchen im schweizer. Kanton Waadt, Landungsplatz am Genfer See und Station der Bahnlinie Genf-Lausanne, Mittelpunkt der weinreichen Küstengegend La Côte mit (1880) 1688 Einw. Auf einer Insel im See erhebt sich ein 12 m hoher Obelisk, das Denkmal Laharpes (s. d. 2).

Rolle, Johann Heinrich, Kirchenkomponist, geb. 23. Dez. 1718 zu Quedlinburg, studierte die Rechte in Berlin, ging aber zur Musik über und trat als Violinist in die Hofkapelle. 1746 wurde er Organist an der Johanneskirche zu Magdeburg und nach seines Vaters Tod 1752 dessen Nachfolger als städtischer Musikdirektor; starb 29. Dez. 1785. R. komponierte mehrere vollständige Jahrgänge Kirchenmusiken, 20 biblische und weltliche Dramen (Oratorien), die Oden Anakreons für eine Stimme mit Klavier u. a.

Rollen, schaukelnde Bewegung des Schiffs (s. d.); die Fortpflanzung, resp. die Fortpflanzungszeit (Rollzeit) bei Füchsen und Dachsen.

Rollenfries, s. Fries.

Rollenhagen, 1) Georg, Dichter, geb. 22. April 1542 zu Bernau in der Mark Brandenburg, studierte seit 1560 zu Wittenberg, ward 1563 Rektor in Halberstadt, 1567 Prorektor, später Rektor und zugleich Prediger in Magdeburg; starb daselbst 18. Mai 1609. Die bedeutendste Dichtung Rollenhagens, der auch dramatische und lyrische Poesien verfaßt hat, ist das allegorisch-satirische Lehrgedicht "Froschmeuseler, der Frösch und Meuse wunderbare Hoffhaltunge", eine Nachbildung von Homers "Batrachomyomachie" (zuerst Magdeb. 1595, seitdem oft wieder gedruckt). Es erzählt das Zusammentreffen des Mäuseprinzen Bröseldieb mit dem Froschkönig Bausback an dessen Hoflager; die Unterredungen beider von Leben und Thaten der Mäuse und Frösche (wobei der Dichter seine Meinungen über verschiedene weltliche und geistliche Dinge den Tieren in den Mund legt); den vom Froschkönig unabsichtlich herbeigeführten Tod des Mäuseprinzen, welchen die Mäuse rächen wollen, worauf ein Kampf zwischen ihnen und den Fröschen gekämpft wird, der für letztere, doch erst nachdem ihnen die Krebse zu Hilfe gekommen, günstigen Ausgang nimmt. Das Gedicht enthält besonders im Anfang viele echt epische Züge, und namentlich ist die treuherzige Darstellung des Tierlebens in einzelnen Partien höchst gelungen. Eine neue kritische Ausgabe des Gedichts besorgte Gödeke (Leipz. 1876, 2 Bde., mit Biographie). Vgl. Lütken, Rollenhagens Leben (Berl. 1846).

2) Gabriel, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 22. März 1583 zu Magdeburg, studierte seit 1602 in Leipzig und Leiden die Rechte, fand dann in seiner Vaterstadt als Protonotar eine Anstellung und erhielt auch eine Vikarie. Sein Todestag ist unbekannt. Er veröffentlichte: "Vier Bücher Indianischer Reisen durch die Luft, Wasser, Land, Hölle, Paradies und den Himmel" (Magdeb. 1603 u. öfter); "Juvenilia", lateinische Gedichte (das. 1606); die Komödie "Amantes amentes; ein sehr anmutiges Spiel von der blinden Liebe oder von der Löffelei" (unter dem Namen Angelius Lohober è Liga, das. 1614 u. öfter) u. a. Vgl. Gaedertz, Gabr. R. (Leipz. 1881).

Rollersche Stenographie, s. Stenographie.

Rollett, Hermann, Dichter und Kunstschriftsteller, geb. 20. Aug. 1819 zu Baden bei Wien, studierte in letzterer Stadt und gab frühzeitig eine Sammlung "Liederkränze" (Wien 1842) heraus. Der politischen Poesie jener Zeit sich anschließend, ließ er "Früh-^[folgende Seite]