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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rubia; Rubiaceen; Rubiacin; Rubicill; Rubicilla; Rubico; Rubidium; Rubiinen

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Rubia - Rubiinen.

Rubia Tourn., Gattung aus der Familie der Rubiaceen, meist steile Kräuter, bisweilen Halbsträucher, in der Regel rauh- oder stachelhaarig mit scharfen, wirtelständigen, lanzettlichen oder verkehrt-eiförmigen Blättern, kleinen Blüten in end- oder achselständigen Trugdolden und zweiknopfig-kugeligen, zwei- oder einsamigen, nicht abspringenden Beeren. Etwa 30 weitverteilte Arten. R. tinctorum L. (Färberröte, s. Tafel "Farbepflanzen"), Staude mit 60-90 cm hohen, krautartigen, vierkantigen, stachelhaarigen Stengeln, zu 4-6 stehenden, fast sitzenden, lanzettförmigen Blättern, gelben Blüten und zwei- oder einknopfigen, zuerst grünen, dann tiefschwarzen, kahlen und glänzenden Beeren, wächst im Gebiet des Mittelmeers und wird wegen der Wurzel, welche roten Farbstoff enthält (Krapp), früher auch offizinell war, kultiviert. R. peregrina L., in Westasien, liefert den levantischen Krapp, wird aber auch in der Provence kultiviert. R. Munjista Roxb., in Ostindien, liefert den ostindischen Krapp, Munjeet. Auch von andern Arten in Ost- und Westindien und Südamerika wird die Wurzel zum Rotfärben benutzt.

Rubiaceen, dikotyle Familie aus der Ordnung der Aggregaten, meistens Sträucher und Bäume mit gegenständigen oder durch die Ausbildung der Nebenblätter scheinbar quirlständigen Blättern. Die Blüten sind meist vollständig und regelmäßig und stehen in Trugdolden, Rispen oder Köpfchen. Der Kelch bildet um den obern Rand des unterständigen Fruchtknotens entweder nur einen abgestutzten, ganzen, oder einen zwei- bis sechsspaltigen oder gezahnten, stehen bleibenden oder abfallenden Saum. Die Blumenkrone steht auf dem Kelch, ist trichter- oder präsentierteller- oder glocken- oder radförmig, vier- bis sechsspaltig, mit gleichen oder etwas ungleichen, in der Knospe meist klappig liegenden Zipfeln. Die Staubgefäße stehen auf der Blumenkronröhre in gleicher Anzahl und abwechselnd mit den Abschnitten derselben. Der unterständige Fruchtknoten besteht aus zwei oder mehr Fruchtblättern, hat ebensoviel Fächer und ist auf dem Scheitel mit einem mehr oder minder ausgebildeten, fleischigen Diskus gekrönt und mit einem einfachen, in eine zwei- oder mehrspaltige Narbe endigenden Griffel versehen. Die anatropen oder amphitropen Samenknospen befinden sich entweder einzeln oder in großer Anzahl in jedem Fach im Innenwinkel, oder sind hängend oder aufsteigend. Die Frucht ist eine zweiknopfige Spaltfrucht mit einsamigen Teilfrüchtchen, häufiger eine Kapsel, Beere oder Steinbeere mit ein- oder vielsamigen Fächern. Die Samen sind auf dem Rücken konvex oder zusammengedrückt und dann oft häutig berandet. Sie enthalten meist ein dichtes, fleischiges oder knorpelartiges Endosperm und einen geraden oder gekrümmten, in der Achse oder im Grunde des Endosperms liegenden Keimling. Die R. zerfallen in drei Unterfamilien: Stellaten, mit blattartigen Nebenblättern, daher scheinbar quirlständigen Blättern und einsamigen Fruchtfächern, zu denen alle einheimischen Gattungen gehören; Koffeaceen, mit schuppenförmigen Nebenblättern und einsamigen Fruchtfächern (Coffea), und Cinchonaceen, mit vielsamigen Fruchtfächern, welche nur exotische Gattungen umfassen. Die Familie zählt an 4000 Arten und ist hauptsächlich in den Tropen vertreten, wo sie einen wesentlichen Bestandteil der Flora ausmacht. Viele sind ausgezeichnet durch eigentümliche Alkaloide (Chinin, Cinchonin, Cinchonidin, Kaffeïn); auch enthalten sie eigentümliche organische Säuren (Chinasäure, Kaffeesäure). Sie liefern mehrere der wichtigsten und wertvollsten Arzneimittel (Chinarinden von Cinchona-Arten der südamerikanischen Andes, Brechwurzel von der südamerikanischen Cephaëlis Ipecacuanha), auch wichtige Genußmittel, wie den Kaffee aus den Samen von Coffea arabica, und Farbstoffe, wie den Krapp aus der Wurzel von Rubia tinctorum. - Eine Anzahl von fossilen Arten der Gattungen Cinchonidium Ung., Morinda Vaill. u. a. sind aus Tertiärschichten bekannt.

Rubiacin, s. Purpurin.

Rubicill, s. v. w. gelblichroter Spinell.

Rubicilla, s. Rotschwanz.

Rubico, Grenzflüßchen zwischen dem cisalpinischen Gallien und dem eigentlichen Italien, an der Küste des Adriatischen Meers, nördlich von Ariminum, berühmt durch Cäsars Übergang 49 v. Chr., welcher den Bürgerkrieg herbeiführte. Obwohl eine päpstliche Bulle von 1756 den jetzigen Luso für den alten R. erklärte, so ergibt sich doch aus den Distanzen der Tabula Peutingeriana, daß es vielmehr der nur wenig nördlicher fließende Rugone ist.

Rubidium Rb, Alkalimetall, findet sich in der Natur nicht gediegen, aber in Verbindungen sehr verbreitet als gewöhnlicher Begleiter des Cäsiums und andrer Alkalimetalle. So tritt es, aber stets nur in geringer Menge und als unwesentlicher Bestandteil, im Lepidolith, Leucit, Lithionglimmer, Petalit, Feldspat und Triphyllin sowie in den bisher für Melaphyr und Mandelstein gehaltenen Eruptivgesteinen der Pfalz, im Basalt und im Carnallit auf. Es kommt ferner in der Ackererde vor und gelangt aus dieser in viele Pflanzen, so daß es z. B. in deren Asche nachgewiesen werden kann. Viele Quellen, wie die von Dürkheim, Ebensee, Aussee, Nauheim etc., enthalten R. Zur Gewinnung des Rubidiums fällt man das Gemisch von Alkalimetallchloriden, welches man aus einem der genannten Naturprodukte dargestellt hat, mit Platinchlorid, benutzt die verschiedene Löslichkeit der Doppelverbindungen zur Trennung derselben, zersetzt das abgeschiedene Rubidiumsalz, stellt aus dem Rubidiumchlorid kohlensaures Rubidiumoxyd dar und scheidet hieraus das Metall ab, wie das Kalium aus kohlensaurem Kali. Das R. ist silberweiß, glänzend, spez. Gew. 1,52, Atomgew. 85,2; es ist bei -10° noch weich wie Wachs, schmilzt bei 38,5°, verwandelt sich noch unter der Glühhitze in einen grünlichblauen Dampf, oxydiert sich an der Luft mit großer Lebhaftigkeit, zersetzt das Wasser und entzündet den dabei sich entwickelnden Wasserstoff, wie das Kalium, welchem es auch in seinen übrigen chemischen Eigenschaften und in seinen Verbindungen sehr ähnlich ist, so daß es unter Steinöl aufbewahrt werden muß. Rubidiumhydroxyd RbOH gleicht durchaus dem Kaliumhydroxyd, Rubidiumchlorid RbCl bildet farblose, leicht lösliche Kristalle. Kohlensaures Rubidiumoxyd Rb2CO3^[Rb_{2}CO_{3}] bildet farblose, zerfließliche, wasserhaltige, in Wasser leicht, in Alkohol sehr schwer lösliche Kristalle. R. wurde 1860 von Bunsen durch die Spektralanalyse entdeckt, welche noch 0,0002 mg Chlorrubidium nachzuweisen gestattet.

Rubiinen, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Dikotylen, charakterisiert durch regelmäßige, selten symmetrische, mit blattartigem, zum Schwinden neigendem Kelch und verwachsenen Blumenblättern versehene, vier- oder fünfzählige Blüten, deren Staubgefäße auf der Krone angeheftet sind, und 2, selten 3-5 zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsene Fruchtblätter. Viele der hierher gehörigen Gewächse besitzen gegenständige Blätter und freie oder verwachsene Nebenblätter. Umfaßt die Familien der Rubiaceen und Kaprifoliaceen.