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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ruschdie; Rüsche; Ruscus; Rusellä; Rush; Rusholme; Ruskin; Rusma; Ruß

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Ruschdie - Ruß.

und Baumwollweberei sowie lebhaften Holzhandel betreiben. In der Nähe alte Befestigungen.

Ruschdie (arab.), Bezeichnung der in neuerer Zeit nach europäischem Muster in der Türkei eingeführten Schulen, in welchen im Gegensatz zu den alten konfessionellen Schulen des Islam auch moderne europäische Wissenschaften gelehrt werden sollten.

Ruscus L. (Mäusedorn), Gattung aus der Familie der Liliaceen, niedrige, immergrüne Sträucher mit diözischen Blüten auf der Unterfläche blattähnlich gebildeter Zweige, von schuppenähnlichen Blättern gestützt, zu zwei und mehr im Winkel eines besondern Deckblattes und mit drei- oder einsamiger Beere. R. aculeatus L. (stechender Mäusedorn), 60 cm hoher, myrtenähnlicher Strauch mit eiförmigen, ganzrandigen, in einen Stachel auslaufenden Blättern, wächst in Südeuropa, auch in Süddeutschland, wird als Zierpflanze kultiviert, in Italien zu Besen benutzt, diente früher als harntreibendes Mittel.

Rüsche (franz. ruche), dicht gefalteter, aufrecht stehender Besatz als weiblicher Putz.

Rusellä, eine der zwölf alten Bundesstädte der Etrusker, nahe am Umbro (Ombrone) gelegen, ward 294 v. Chr. von den Römern erstürmt, unter Augustus römische Kolonie, geriet später in Verfall und fast in Vergessenheit, war jedoch bis in das 12. Jahrh. Bischofsitz. Die Mauern der alten Stadt liegen auf steiler Höhe nordöstlich von Grosseto (s. d.).

Rush (engl., spr. rösch), Vorstoß eines Pferdes im Rennen, wobei es ein andres ein- oder überholt.

Rusholme (spr. röschöm), Fabrikstadt in Lancashire (England), bei Manchester, mit (1881) 11,238 Einw.

Ruskin (spr. rösskin), John, engl. Kunstkritiker, geboren im Februar 1819 zu London, studierte im Christchurch College zu Oxford und wandte sich dann ausschließlich Kunststudien zu. Er debütierte als Kunstkritiker mit einer Broschüre zur Verteidigung Turners u. der modernen englischen Landschaftsmalerei, die er dann nach einem längern Aufenthalt in Italien nach und nach zu dem umfangreichen Werk "Modern painters" (1843-60, 5 Bde.; 2. Aufl. 1873) erweiterte. Von seinen zahlreichen andern Schriften sind anzuführen: "Pre-Raphaelitism" (1851); "Stones of Venice" (mit eignen Illustrationen, 1851-53, 3 Bde.; 2. Aufl. 1867 u. 1879), eine poetische Rhapsodie auf die Lagunenstadt; "On the nature of Gothic architecture" (1854); "Lectures on architecture and painting" (1854); "The political economy of art" (1857, 2. Aufl. 1867); "The elements of perspective" (1859); "Notes on the Turner Gallery at Marlborough House 1856" (1857, oft aufgelegt) u. a. Seine Ernennung zum Professor der schönen Künste in Oxford gab ihm Veranlassung zu den "Lectures on art" (2. Aufl. 1875), den "Aratra Pentelici: six lectures on the elements of sculpture" (1870) und der "Ariadne Florentina: six lectures on wood and metal engraving" (1873). Seit einigen Jahren lebt R. zurückgezogen in Lancashire. Vgl. Axon, John R., a bibliographical biography (Lond. 1879); Mather, Life and teaching of J. R. (2. Aufl., das. 1884).

Rusma, Enthaarungsmittel, s. Haare, S. 973.

Ruß, fein verteilter Kohlenstoff, welcher sich bei unvollkommener Verbrennung aus einer Flamme abscheidet. In jedem Schornstein setzt sich R. ab, weil die Flamme der Brennmaterialien entweder durch starken Zug zu stark abgekühlt wird, oder weil es an Sauerstoff fehlt (vgl. Rauchverbrennung). In der Nähe des Holzfeuers entsteht eine firnisartige, stark glänzende Decke, der Glanzruß (s. d.); in weiterer Entfernung setzt sich der flockige Flatterruß ab, welcher viel mehr Kohlenstoff enthält als der erstere. Harze, Fette, also auch harzreiches Holz, setzen einen R. ab, der nur sehr wenig Teerbestandteile enthält, den Kienruß. Dieser wird wegen seiner Ausgiebigkeit als Farbstoff, zu Ölfarbe, schwarzem Lack, Tusche, Druckerschwärze, Schuhwichse etc. benutzt und in großem Maßstab dargestellt. Man verbrennt (schwelt) zu diesem Zweck vornehmlich Hölzer und Rinden, aus welchen vorher Pech abgetrieben wurde, in einem Ofen bei schwachem Luftzutritt, so daß eine schmauchende Flamme entsteht, und leitet die Verbrennungsprodukte durch einen langen horizontalen Kanal in die geräumige Rußkammer. Diese ist mit einer Haube von wollenem Gewebe bedeckt, und in letzterer sammelt sich der feinste R. Gegenwärtig wird nur noch wenig R. in dieser Weise dargestellt, man verbrennt vielmehr fette Öle, Harz, Erdharz, Pech und namentlich Teeröle und benutzt dazu flache Schalen oder Lampen mit großen Dochten, welche die Flamme zu reichlich speisen, und fängt den R. in Kammern oder an kalten Blechschirmen über der Flamme auf. Der rohe R. enthält stets noch teerige Beimengungen, wird deshalb vom Wasser nicht benetzt und gibt mit weißen Körpern ein bräunliches, fuchsiges Grau. Zur Beseitigung dieses Übelstandes wird er in Blechgefäßen, die bis auf eine kleine Öffnung verschlossen werden, bis zur Rotglut anhaltend, aber vorsichtig erhitzt, um jene Verunreinigungen zu zerstören. Den feinsten R. (Lampenruß, Ölschwarz) glüht man in dieser Weise mehrere Male und kocht ihn auch wohl mit Natronlauge.

Ruß, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Heydekrug, am gleichnamigen Fluß (s. Niemen) und nahe dem Kurischen Haff, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, große Holzniederlage der Memeler Kaufleute, Dampfsägemühlen, Lachs- und Neunaugenfischerei, Dampfschiffahrt und (1885) 2078 meist evang. Einwohner.

Ruß, 1) Melchior, schweizer. Geschichtschreiber, geboren um 1450 zu Luzern, Ratsschreiber daselbst, ging 1479 und 1488 als Gesandter zu Matthias Corvinus, König von Ungarn, der ihn zum Ritter schlug, und fiel im Schwabenkrieg 1499. Von 1482 bis 1488 schrieb er eine bis 1412 reichende "Luzerner Chronik", eins der ältesten Geschichtswerke, das die Tellsage enthält (hrsg. von Schneller, Kopp und Wurstemberger, Bern 1834 u. 1838). Vgl. Th. v. Liebenau, Ritter M. R. von Luzern; Bernoulli, Die Luzerner Chronik des M. R. (Basel 1872).

2) Karl, Volksschriftsteller, geb. 14. Jan. 1833 zu Baldenburg in Westpreußen, widmete sich der Pharmazie, studierte dann Naturwissenschaft in Berlin und lebt daselbst seit 1862. Er schrieb: "In der freien Natur" (Bd. 1, 2. Aufl., Berl. 1875; Bd. 2, 1868), "Meine Freunde" (2. Aufl., das. 1879), "Durch Feld und Wald" (2. Aufl., Leipz. 1875), "Natur- und Kulturbilder" (Bresl. 1868), "Deutsche Heimatsbilder" (Berl. 1872) u. a., wandte sich dann aber besonders der Zucht fremdländischer Stubenvögel zu und beschrieb das Leben, die Brut und das Jugendkleid vieler bis dahin nicht beobachteter Vögel besonders in den Werken: "Handbuch für Vogelliebhaber" (Bd. 1, 3. Aufl., Magdeb. 1887; Bd. 2, 2. Aufl. 1881); "Der Kanarienvogel" (4. Aufl., das. 1885); "Die Brieftaube" (Hannov. 1877); "Die fremdländischen Stubenvögel" (Hannov. u. Magdeb. 1875-88, 4 Bde.); "Vögel der Heimat" (Leipz. 1886-88); "Der Wellensittich" (2. Aufl., Magdeb. 1886); "Sprechende Papageien" (2. Aufl., das. 1887); "Lehrbuch der Stubenvogel-^[folgende Seite]