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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schkölen; Schlabrendorf; Schlacht; Schlachten; v. Schl.,

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Schkölen - Schlachten.

dem angrenzenden Dorf Altscherbitz eine große Provinzialirrenanstalt (mit Pavillonsystem).

Schkölen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Weißenfels, hat (1885) 1851 Einw.

v. Schl., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ernst Fr. v. Schlotheim, geb. 1765 zu Almershausen in Thüringen, gest. 1832 in Gotha. Paläontolog.

Schlabrendorf, 1) Ernst Wilhelm von, preuß. Staatsmann, geb. 4. Febr. 1719 aus einem in Preußisch-Schlesien begüterten Adelsgeschlecht, ward von Friedrich d. Gr. zum Vizepräsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Stettin, dann zum Wirklichen Geheimen Rat, Staats- und Kriegsminister ernannt und vollendete als dirigierender Minister von Schlesien seit 1755 nach seines Königs eigner Anerkennung durch musterhafte Verwaltung das Werk der kriegerischen Eroberung dieses Gebiets friedlich; starb 13. Dez. 1769.

2) Gustav, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 22. März 1750 zu Stettin, studierte in Halle und Frankfurt a. O., bereiste dann Deutschland, Frankreich und England und ließ sich nach dem Beginn der Revolution in Paris nieder, wo ihm seine Wohlthätigkeit und seine ausgebreiteten Kenntnisse allgemeine Achtung verschafften. Als Freund der Girondisten 1793 in deren Fall verwickelt, entging er nur durch einen Zufall der Guillotine und erhielt durch Robespierres Sturz die Freiheit wieder. Napoleon I. ließ ihn trotzdem, daß sich S. ungescheut und offen gegen ihn aussprach, als einen unschädlichen Sonderling unbelästigt; doch wurde er, als er 1813 zu thätiger Teilnahme am Befreiungskrieg sich nach Preußen begeben wollte, durch Verweigerung seiner Pässe in Paris zurückgehalten. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verließ er sein Zimmer fast niemals; er lebte nur seinen Ideen und beschäftigte sich vorzüglich mit Erfindung einer Sprachmaschine, die vollkommen die menschliche Stimme nachahmen sollte. Er starb 22. Aug. 1824 in Paris. Durch sein bereits 1785 errichtetes Testament hatte S. einen wesentlichen Teil seines Grundvermögens für eine schlesische Schulstiftung ausgesetzt, aus der mehrere Waisenhäuser und Seminare für Katholiken und Protestanten hervorgingen. Er hatte wesentlichen Anteil an der Schrift seines Freundes J. F. Reichard ^[richtig: Johann Friedrich Reichardt]: "Bonaparte und das französische Volk unter seinem Konsulat" (1804).

Schlacht (franz. Bataille), der Kampf zwischen Armeen oder großen Truppenmassen zur Herbeiführung einer Entscheidung, sei es des ganzen Kriegs oder für einen Abschnitt desselben und für einen einzelnen Kriegsschauplatz. Eine Zufallsschlacht entsteht, wenn Heere unvermutet im Anmarsch aneinander geraten (Speichern, Mars la Tour), während man bei der beabsichtigten oder rangierten S. die Anmarschlinie und bez. die Aufstellung des Gegners kennt und daraufhin die Befehle zur S. im voraus zu geben vermag (Königgrätz, Sedan, St.-Quentin). Über den Entwickelungsgang der S. vgl. Gefecht und Fechtart. Solange verhältnismäßig schwache Heere sich gegenüberstanden, war die S. von Einer Stelle aus zu leiten. Seit aber die Taktik der größern selbständigen Truppenverbände aufkam und die Heere an Zahl stetig wuchsen, wurde aus der S. eine Reihe einzelner Gefechte dieser Verbände in oft meilenweiter Ausdehnung, die nur der gemeinsame Zweck und der leitende Wille des Oberfeldherrn zu dem Ganzen einer S. zusammenfaßte. Die blutige S. bei Gravelotte-St. Privat 18. Aug. 1870 setzte sich in dieser Weise aus mehreren räumlich und zeitlich getrennten Einzelgefechten zusammen, wie dies bei der Bewegung so großer Heeresmassen (die deutsche Armee zählte 240,000 Mann) nicht anders sein konnte, namentlich wenn die Armee eine Frontschwenkung auszuführen hat, wie es hier geschehen mußte. Die Einwirkung des Feldherrn auf die Unterabteilungen des Heers gerade während der S. ist kaum noch wahrnehmbar, und seine Thätigkeit äußert sich neben Beobachtung des Verlaufs der Einzelgefechte nur in Verwendung der noch verfügbaren Reserven, während für das erfolgreiche Ineinandergreifen der andern Abteilungen hauptsächlich durch eine gute Schlachtordnung, d. h. Einteilung der Truppen, und die vor Beginn des Kampfes zu erlassende Disposition zur S. zu sorgen ist. Je nach der Lage, in welcher die Gegner zusammenstoßen, spricht man von Angriffs-, Verteidigungs- oder Renkontreschlacht, nach der Richtung, unter der sich beide Teile treffen, unterscheidet man die Frontal- oder Parallelschlacht von denen, wo der Hauptangriff sich umfassend gegen einen oder beide Flügel (Königgrätz, Gravelotte) wendet. Vgl. aus der neuern Litteratur: Maurer, Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte (Leipz. 1887); v. M. u. R. ^[Georg David von Marées und Rh.], Die Hauptschlachten der Friedericianischen, Napoleonischen und modernen Periode, strategisch und taktisch beleuchtet (Hannov. 1886); "Schlachtenatlas des 19. Jahrhunderts" (von Bäuerle, Iglau 1887 ff.).

Schlachten (Metzgen), das gewerbsmäßige Töten der Schlachttiere, soll so ausgeführt werden, daß der Tod möglichst sicher, schnell und schmerzlos erfolgt, und daß das Fleisch gesundes Aussehen und möglichst große Haltbarkeit besitzt. Letzteres ist namentlich abhängig vom Blutgehalt, und die Tiere sind daher so zu schlachten, daß das Blut unter starkem Druck möglichst schnell und vollkommen aus den geöffneten Adern ausfließt. Nun ist der Blutdruck an die Integrität bestimmter Nervenzentren, die besonders im verlängerten Mark ihren Sitz haben, gebunden, so daß nach Zerstörung dieser Zentren die Gefäßwandungen erschlaffen und das Blut nur noch schwach und unvollständig abfließt. Aus diesem Grund sind gewisse Schlachtmethoden nicht empfehlenswert, die sonst wegen der Schnelligkeit und Sicherheit der Ausführung und wegen des wenig abstoßenden Eindrucks, den sie auf ein unbefangenes Gemüt machen, hervorragende Berücksichtigung verdienen. So führt der Genickstich zwischen Hinterhauptsbein und Atlas, welcher die Leitung zwischen verlängertem Mark und Rückenmark unterbricht, sofortiges Zusammenstürzen des Tiers herbei, und nach der Öffnung der großen Blutgefäße am Hals erfolgt Verblutung ohne die heftigen Krämpfe, welche letztere sonst begleiten. Aber diese Krämpfe begünstigen das Ausbluten, und das Fleisch der durch Genickstich getöteten Tiere ist wenig haltbar. Beim Genickschlag, seit 1856 in Wien gebräuchlich, wird statt des Stiches ein heftiger Schlag auf die bezeichnete Stelle geführt. Die Hackenbouterolle ist eine Hacke, die in einen runden, scharf geschliffenen Hohlmeißel ausläuft. Ein damit geführter kräftiger Schlag durchbohrt die Schädeldecke des Tiers, welches sofort bewußtlos zusammenstürzt. Eine durch die Öffnung eingeführte Sonde zerquetscht das verlängerte Mark, und nun werden die Halsgefäße geöffnet. Die Blutung ist sehr unvollständig. Bei der Maskenbouterolle wird ein Leder, welches auch die Augen verdeckt, derartig am Kopf des Tiers befestigt, daß eine in das Leder eingenähte Metallplatte mit runder Öffnung mitten auf der Stirn ruht. Durch diese Öffnung wird ein Hohl-^[folgende Seite]