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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schmutzer; Schmutzflechte; Schmutzgruben; Schmutztitel; Schn.; Schnaase; Schnabel

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Schmutzer - Schnabel.

(1887 auf 10 Jahre verlängert) ausdrücklich stipuliert, daß den Aufsichtsbeamten des einen Staats die Verfolgung von Schleichhändlern in das Gebiet des andern Staats gestattet sein, und daß denselben dabei durch Steuer-, Zoll- und Polizeibeamte sowie durch die Ortsvorstände alle erforderliche Auskunft und Beihilfe zu teil werden soll. Vgl. das Deutsch-Österreichische Zollkartell, § 5-8, 12, 26.

Schmutzer, Joh. Matthias, Kupferstecher, geb. 5. April 1733 zu Wien, lernte dort bei M. Donner und in Paris bei Wille, kehrte 1766 nach Wien zurück und bildete dort zahlreiche Schüler. Er starb 2. Dez. 1811. Seine Hauptblätter sind Stiche nach Rubens.

Schmutzflechte (Rupia, Rhypia), Hautausschlag, welcher mit der Bildung von Blasen auf der geröteten Haut beginnt. Der Inhalt der Blasen wird eiterig, oft auch blutig und vertrocknet nach einiger Zeit zu einem Schorf. Meist ist die S. eine Teilerscheinung und Symptom der konstitutionellen Syphilis. Die nicht syphilitische S. kommt am häufigsten bei herabgekommenen Individuen vor, gewöhnlich an den Extremitäten, wo die einzelnen Blasen und Borken isoliert stehen. Nach Entfernung der Borken hat man eine entblößte Stelle oder auch ein tiefes, zuweilen brandiges Geschwür vor sich, welches sich bald von neuem mit einer Borke bedeckt. Während die einfache S. gewöhnlich mit Genesung endigt und mit Hinterlassung einer flachen, oft pigmentierten Narbe heilt, kann die brandige S. durch Erschöpfung zum Tod führen. Bei der Behandlung der S. ist die Besserung der Körperkonstitution, der Ernährung etc. die Hauptsache, außerdem örtliche Bäder, Höllenstein und andre Reizmittel. Die syphilitische S. erfordert Quecksilberkur.

Schmutzgruben, unweit Brandon (England) befindliche, schon in vorgeschichtlicher Zeit ausgebeutete Feuersteingruben, die, etwa 254 an Zahl, ungefähr einen Durchmesser von 20-60 Fuß aufweisen. Greenwell hat nachgewiesen, daß dieselben, obgleich gegenwärtig nicht sehr tief, ursprünglich bis zu einer Tiefe von 39 Fuß gingen und von da in Gänge ausliefen, die oft ineinander mündeten. An der Ostseite der Gruben befindet sich ein Hügel, der offenbar aus der Kreide, die der ersten Vertiefung entnommen ist, gebildet wurde. Die Werkzeuge, deren man sich bei diesen vorgeschichtlichen Bergwerksarbeiten bediente, waren zugespitzte Hirschgeweihe. Bedeutende prähistorische Feuersteinwerke, die gleich den S. aus Gängen und Schächten bestehen, befinden sich in Belgien unweit Spienne.

Schmutztitel, in gedruckten Büchern das erste Blatt, welches nur den Haupttitel des Buches enthält und zum Schutz des eigentlichen Titelblattes dient.

Schn., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Johann Gottlob Schneider, geb. 1750 zu Kolm bei Hubertusburg, gest. 1822 als Professor in Breslau (Zoologie der Alten; Schildkröten).

Schnaase, Karl, Kunstschriftsteller, geb. 7. Sept. 1798 zu Danzig, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte und war 1819-25 zu Königsberg und Danzig als Jurist thätig, worauf er eine Reise nach Italien machte, mit welcher seine Kunststudien begannen. 1826 ward er zum Assessor in Königsberg, 1829 zum Rat beim Oberlandesgericht zu Marienwerder, dann zum Prokurator am Landgericht zu Düsseldorf befördert, in welch letzterer Stadt er an dem neu erwachenden Kunstleben lebhaftesten Anteil nahm. 1848 ward er als Obertribunalsrat nach Berlin berufen, legte diese Stelle aber 1857 nieder, um fernerhin nur seinen Studien zu leben. 1858 gründete er mit Grüneisen und Schnorr von Carolsfeld das "Christliche Kunstblatt", verweilte 1865 und 1866 in Rom und siedelte 1867 nach Wiesbaden über. Dort starb er 20. Mai 1875. Neben seinen "Niederländischen Briefen" (Stuttg. 1834), in welchen er zum erstenmal von seiner philosophisch-historischen Kunstanschauung Zeugnis gab, sowie vielen kleinern Schriften und Aufsätzen ist es insbesondere sein Hauptwerk, die "Geschichte der bildenden Künste" (Düsseld. 1843-64, 7 Bde.; 2. Aufl. 1865-79, 8 Bde.), welches ihm eine epochemachende Bedeutung in der Entwickelung der modernen Kunstwissenschaft zuweist. S. hat zuerst gezeigt, wie die Kunst eines Volkes aus der allgemeinen Beschaffenheit des Klimas, des Bodens, dann der Sitte und Gewohnheit sich entwickelt, und damit eine Grundlage für die geschichtliche Darstellung der allgemeinen Kunstentwickelung geschaffen. Seine Marmorbüste wurde in der Säulenhalle des Neuen Museums zu Berlin aufgestellt. Vgl. Lübke, Karl S. (Stuttg. 1879).

Schnabel (Rostrum), bei den Vögeln die Kiefer, welche an Stelle der Zähne mit einer mehr oder minder harten, hornigen Scheide bekleidet sind. Seine knöcherne Grundlage wird vom Ober-, Zwischen- und Unterkiefer gebildet; die Einlenkung am Schädel ist derart, das beim Öffnen des Schnabels nicht nur der Unterschnabel gesenkt, sondern auch der Oberschnabel ein wenig gehoben wird. Seine Form wird zum großen Teil von der Nahrung, welche der Vogel zu sich nimmt, bedingt, ist äußerst mannigfaltig und wird von den Zoologen zur Klassifizierung der Vögel benutzt (soz. B. Zahnschnäbler). Auch bei den Schnabeltieren und den Schildkröten kommt ein Schnabel vor; schnabelartige Bildungen sind ferner besonders bei den Tintenschnecken ausgeprägt und häufig wegen ihrer Härte und Widerstandsfähigkeit gegen Fäulnis sowohl in Versteinerungen als in Magen von Fischen die einzigen Spuren der im übrigen zu Grunde gegangenen Tiere. Der S. vieler Insekten (Schnabelkerfe: Wanzen, Cikaden, Blattläuse etc.) bildet ein Rohr, das aus Ober- und Unterlippe hervorgeht und im Innern die zu Stechborsten umgewandelten Kieferpaare birgt. Ähnlich verhält es sich mit dem S. mancher Schmarotzerkrebse. Im weitern Sinn werden in der Zoologie mit S. (Rostrum) schnabelartige Vorsprünge, z. B. bei Krebsen der sogen. Stirnschnabel oder Stirnstachel, bezeichnet, die aber nicht in Beziehung zum Mund stehen.

Schnabel, im Maschinenwesen, s. Kran.

Schnabel, Johann Gottfried, Schriftsteller, hauptsächlich durch seinen im 18. Jahrh. berühmten und weitverbreiteten Roman "Die Insel Felsenburg" bekannt. Die Lebensumstände dieses eigentümlichen und begabten Autors lagen bisher trotz der litterarischen Würdigung, welche Tieck, Öhlenschläger, Hettner u. a. seinem Roman angedeihen ließen, völlig im Dunkel. S. hatte in seiner Jugend Reisen und Feldzüge mitgemacht, scheint später in Diensten eines der jüngern Grafen Stolberg-Stolberg gestanden zu haben und ward 1731 gräflich Stolbergscher Hofagent zu Stolberg am Harz, gab hier 1731-38 eine Zeitung: "Stolbergische Sammlung neuer und merkwürdiger Weltgeschichte", heraus und veröffentlichte unter dem Namen Gisander: "Lebens-, Helden- und Todesgeschichte des berühmtesten Feldherrn Eugenii Francisci von Savoyen" (Stolb. 1737) und den erwähnten Roman unter dem (abgekürzten) Titel: "Wunderliche Fata einiger Seefahrer, vornehmlich Alberti Julii, eines gebornen Sachsen, und seiner auf der Insel Felsen-^[folgende Seite]