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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schnabelflöte - Schnalzlaute.

burg zu stande gebrachten Kolonien" (Nordh. 1731 bis 1742 u. öfter, 4 Tle.; bearbeitet hrsg. von Tieck, Bresl. 1827, 4 Bde.), der, weit über die Masse der Robinsonaden hervorragend, neben vielem Abenteuerlichen einen wahrhaft poetischen Kern enthält. Vgl. Ad. Stern, Der Dichter der Insel Felsenburg (in Riehls "Historischem Taschenbuch für 1880").

Schnabelflöte (Flûte à bec, Flûte douce), s. Flöte.

Schnabelkerfe (Insektenordnung), s. Halbflügler.

Schnabelkopffries, s. Fries.

Schnabelschuhe sollen ihre Entstehung (um 1089) dem Grafen Fulko von Anjou oder Angers zu danken haben, der seiner übel geformten Füße wegen auf diesen Einfall geraten sei und allerdings schon vorn lang zugespitzte Schuhe trug. Doch ist es wahrscheinlicher, daß sie bei den Polen zuerst in Anwendung kamen, worauf der frühste englische Name derselben, Cracowes (von Krakau), vielleicht hinweist. Sie wurden zuerst im 12. und bis gegen das Ende des 13. Jahrh. getragen, kamen dann eine Zeitlang aus der Mode und tauchten im 14. Jahrh. in Frankreich unter dem Namen Poulaines (Schiffsschnäbel) wieder auf. Sie hatten, auch von den Frauen getragen, bei den vornehmen Ständen bis zu 2 Fuß lange Spitzen, die (um 1360) mit einer Kette oder Agraffe am Bein befestigt (Fig. 1), in Deutschland auch wohl vorn mit einem Glöckchen versehen wurden (Fig. 2). So erhielten sie sich trotz aller Verbote bis gegen das Ende des 15. Jahrh., wo an ihre Stelle die Entenschnäbel (s. d.) und später die ganz stumpfen Bärenklauen (s. d.) oder Ochsenmäuler traten. Zu jenen Schnabelschuhen gesellten sich in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. bei beiden Geschlechtern besondere Unterschuhe oder Trippen, die aus Holz mit einem Überzug von Leder, genau nach der Form der Sohle, zur Unterstützung der Schnäbel langspitzig gestaltet und zu ihrer Befestigung mit Spannriemen versehen waren (Fig. 3 u. 4).

^[Abb.: Fig. 1 bis 4. Verschiedene Formen der Schnabelschuhe.]

Schnabeltier (Ornithorhynchus Blumenb.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Kloakentiere, charakterisiert durch den platten, von nackter, horniger Haut überzogenen Schnabel, welcher an die Schnabelbildung der Entenvögel erinnert und am Grund einen vorspringenden Hautsaum besitzt. Hinter den hintern Zähnen führt eine Öffnung der Wangenhaut in eine geräumige Backentasche. Der Schwanz ist abgeplattet; die fünf Zehen sind durch eine Schwimmhaut verbunden, welche an den Vorderfüßen noch frei über die stumpfen und kleinen Nägel hinausragt. Die Nägel auf den fünf Zehen der nach rückwärts gerichteten Hinterfüße stellen gekrümmte, spitze Krallen dar. O. paradoxus Blumenb. (s. Tafel "Kloakentiere") ist 38 cm lang, mit 12 cm langem Schwanz; der Leib ist platt gedrückt, etwa dem des Bibers ähnlich, und ruht auf sehr kurzen Beinen, von denen die starken vordern zum Schwimmen und Graben geeignet sind. Bei den Männchen steht etwas über den Zehen der Hinterfüße ein beweglicher Sporn, den man früher für giftig hielt. Beide Kinnladen tragen vier Hornzähne, und auch die fleischige Zunge ist mit Hornzähnen besetzt. Der Pelz ist rot- oder schwarzbraun, unterseits gelbbraun, an den Seiten, am Hinterbauch und Vorderhals roströtlich, der Schnabel grauschwarz mit hellern Punkten, vorn blaßrot, unten heller. Das S. lebt in Australien und Tasmania bis Queensland in selbstgegrabenen Röhren an ruhigen, beschatteten Flußufern und stehenden Gewässern, sucht seine Nahrung, kleine Insekten und Weichtiere, durch entenartiges Gründeln im Schlamm zwischen Wurzeln und Blättern der Wasserpflanzen und bewahrt sie zunächst in den Backentaschen auf, um sie später zu verzehren, schwimmt und taucht auch vortrefflich. Das Weibchen legt Eier mit derber pergamentähnlicher Schale, aus welchen das Junge sehr bald ausschlüpft. Letzteres geht an die zitzenlose Brustdrüse und wächst hier in einem Brutbeutel, der später wieder verschwindet, schnell heran.

Schnabelwal, s. Finnfisch.

Schnaderhüpfeln (Schnadahüpfeln), bei den Alpenbewohnern in Bayern, Tirol und Steiermark improvisierte epigrammenartige Gedichte, die immer aus Einer (vorzeitigen) Strophe bestehen und nach einer bestimmten, doch mannigfach modifizierten Melodie gesungen werden, wobei eine Person oder Partei die eine Strophe singt und eine andre Person oder Partei darauf antwortet. In die Kunstpoesie fanden die S. besonders durch Franz v. Kobell, A. Baumann, K. Stieler und Rosegger Eingang. Vgl. F. Hofmanns Abhandlung über die S. in Frommans "Deutschen Mundarten" (Bd. 4).

Schnaitheim, Dorf im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Heidenheim, an der Brenz und an der Linie Aalen-Ulm der Württembergischen Staatsbahn, 500 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Schloß, Steinbrüche und (1885) 3131 evang. Einwohner. Dabei die Höhle Birkelstein.

Schnake, s. Nattern.

Schnaken, s. v. w. Mücken.

Schnalle (Tasche, Nuß), das weibliche Glied der vierfüßigen Raubtiere.

Schnalser Thal, schönes Seitenthal des Vintschgaues in Südtirol, zieht sich 7 Stunden lang vom Etschthal bei Staben bis zum Ötzthaler Kamm hinauf.

Schnalzlaute (engl. Clicks), ihrer Entstehung nach Sauglaute, die bei geschlossenem Kehlkopf hervorgebracht werden. Während bei zivilisierten Völkern die S. nur beim Anrufen der Pferde, bei geräuschvollem Essen oder Küssen, dem sogen. Schmatzen, bei Äußerungen der Ungeduld u. dgl. gehört werden, bilden sie in einigen südafrikanischen Sprachen einen regelmäßigen Bestandteil der Sprache. Die Kaffern besitzen drei verschiedene S., die Hottento-^[folgende Seite]