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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schottland

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Schottland (Geschichte 900-1390).

Norwegern oder Dänen, die sich im N., im W. und auf den Inseln von S. festgesetzt hatten, durch häufige Plünderungs- und Raubzüge heimgesucht. 945 ging infolge eines Bündnisses der Angelsachsen mit Malcolm I. von Alban das Reich der Briten von Alclyde in dem von Alban auf, wogegen Malcolm in Lehnsabhängigkeit zu den Angelsachsen trat; das so vereinigte Gebiet wird seit dem Anfang des 11. Jahrh. Scotia (Schottland) genannt.

Der letzte König aus dem Stamm Kenneth Mac Alpins war Malcolm II.; ihm folgte 1034 sein Tochtersohn Duncan, der 1040 von Macbeth, dem Sohn des Finnlaech, seinem Feldherrn, erschlagen wurde. Obwohl dieser 1050 nach Rom pilgerte, um sich Vergebung für den Mord seines Vorgängers zu holen, wurde er 1054 von Malcolm III. Ceannmor, dem Sohn Duncans, den Siward, Graf von Northumberland, unterstützte, ins Hochland zurückgeworfen und 15. Aug. 1057 erschlagen. Bei der Eroberung Englands durch die Normannen 1066 nahm Malcolm Partei für den legitimen englischen Thronerben Edgar Ätheling und gewährte zahlreichen flüchtigen Sachsen ein Asyl. Wenn er Wilhelm den Eroberer auch nicht wieder vertreiben konnte, so machte er doch bei fünf Einfällen in Nordengland eine Menge Gefangene, welche das Land bevölkerten und zivilisierten. Nur das schottische Hochland bewahrte die altkeltische, kulturlose Eigentümlichkeit. Als Malcolm 1093 starb, war die Südgrenze Schottlands dieselbe, die später festgehalten ist: der Solway Firth, die Cheviot Hills und der Fluß Tweed. Unter seinen Söhnen ist der jüngste, David I. (gest. 1153), der bedeutendste; unter ihm verwandelte sich S. in einen feudalen Staat nach normännischer Art. Sein Enkel und Nachfolger Malcolm IV. (1153-65) vermochte die von David gewonnene Machtstellung nicht völlig zu behaupten. Auf ihn folgte 1165 sein Bruder Wilhelm der Löwe. Derselbe machte 1173 einen Einfall in England, weil Heinrich II. die Verleihung der von David innegehabten nordenglischen Provinzen ihm verweigerte, wurde aber 1174 bei Alnwick gefangen genommen. Als er 1175 die Krone von S. wieder zurückerhielt, mußte er sie als englisches Lehen annehmen. 1209 wurde die Abhängigkeit Schottlands infolge des drohenden Auftretens Johanns von England aufs neue anerkannt; 1214 starb Wilhelm. Sein Sohn und Nachfolger Alexander II. drang, begünstigt durch die Verfassungskämpfe unter Johann, 1216 im Bund mit dem französischen Kronprinzen sogar in Südengland ein, wurde aber 1217 durch den englischen Reichsverweser Pembroke zum Frieden genötigt und mußte Heinrich III. den Lehnseid schwören; 1221 vermählte er sich mit einer Schwester des englischen Königs, während zwei Schwestern Alexanders englischen Großen ihre Hand reichten. Auf Alexander II. folgte 1249 sein Sohn Alexander III. Dieser besiegte 1263 den König Hakon von Norwegen in einer Schlacht bei Largs und erwarb 1266 durch Vertrag von seinem Nachfolger Magnus die bis dahin von den Norwegern behauptete Herrschaft über die Insel Man und die Hebriden gegen eine jährliche Zinszahlung von 100 Mark Silber.

Nach Alexanders III. Tod (1286), und nachdem auch seine achtjährige Enkelin, die Prinzessin Margarete von Norwegen, gestorben war, traten in S. zahlreiche Kronprätendenten auf, unter denen die Abkömmlinge der Töchter des Grafen Huntingdon, des Bruders Wilhelms des Löwen, Johann Baliol und Robert Bruce, die nächsten Ansprüche hatten. Eduard I. von England, dem das schottische Parlament das Schiedsrichteramt übertrug, entschied für den am meisten berechtigten Baliol, der von ihm die schottische Krone zu Lehen nahm (20. Nov. 1292). Als Eduard aber seine Oberherrschaft zu sehr geltend machte und Baliol sich infolgedessen mit französischer Hilfe unabhängig machen wollte, brach Eduard in S. ein, nahm Johann 27. April 1296 bei Dunbar gefangen, entsetzte ihn wegen verletzter Lehnspflicht und schickte ihn nach London in die Gefangenschaft. S. ward nun durch englische Statthalter regiert; ein Aufstand, den William Wallace 1297 erhob, führte zwar zunächst zu dessen Sieg bei Stirling 11. Sept. 1297, endigte aber 1305 mit der Gefangennahme und Hinrichtung des von den uneinigen schottischen Großen verlassenen Wallace. Mit mehr Erfolg trat dem König Eduard 1306 Robert Bruce, der Sohn des frühern Prätendenten, entgegen, der an der Spitze des schottischen Adels die Engländer aus dem Lande trieb und als Robert I. den Thron bestieg. Zwar ward er 19. Juni von dem Grafen Pembroke bei Methven besiegt und mußte sich auf den Hebriden eine Zeitlang versteckt halten; aber schon 1307 brach er aufs neue aus den Hochlanden hervor und brachte Eduard II. 24. Juni 1314 am Flüßchen Bannockburn eine entscheidende Niederlage bei. Eduard II. fiel 1322 wieder in S. ein, ohne jedoch etwas auszurichten, und nun erst ward ein Waffenstillstand auf 13 Jahre abgeschlossen. Nach Eduards II. Tode 1327 brach Robert denselben und zwang Mortimer, welcher während Eduards III. Minderjährigkeit in England die Regentschaft führte, im März 1328 allen Ansprüchen auf S. zu entsagen. Um seinen Anhang im Parlament dem durch die Ausdehnung seines Grundbesitzes und die Stärke seines Kriegsgefolges übermächtigen Adel gegenüber zu verstärken, berief er 15 Abgeordnete der größern Städte ins Parlament, welche freilich dem Adel und Klerus gegenüber anfangs wenig vermochten.

Nach Roberts Tod, welchem 1329 sein vierjähriger Sohn David II. folgte, brachen neue Gefahren über S. herein, indem mehrere englische Barone, welche durch Robert der ihnen einst von Eduard I. verliehenen Güter in S. beraubt waren, einen Sohn des vormaligen Königs Baliol, Eduard Baliol, als Gegenkönig von S. aufstellten. Vom englischen Hof unterstützt, landete derselbe im August 1332 in der Grafschaft Fife, schlug den Reichsverweser, den Grafen Donald von Mar, bei Duplin-Moor und ließ sich von seiner Partei zu Scone krönen. Als er aber Eduard III. von England als seinem Lehnsherrn huldigte und sogar Schloß und Stadt Berwick an England abtrat, stellte sich Andreas Murray, Davids Oheim, an die Spitze des erbitterten Adels, und es begannen neue Kämpfe mit England. Eduard III. besiegte bei Halidonhill (August 1333) die Schotten vollständig, David mußte eine Zeitlang nach Frankreich flüchten und wurde, als er zurückgekehrt war, 17. Okt. 1346 bei Nevil's Croß nahe Durham geschlagen und gefangen; aber Baliol vermochte sich trotzdem gegen den für die Unabhängigkeit von S. kämpfenden Adel nicht zu behaupten und legte 1356 die Krone nieder. Darauf gab Eduard 1357 David II. gegen ein Lösegeld von 100,000 Mark Sterl. Freiheit und Krone zurück. Mit dem Tode Davids H. 22. Febr. 1370 erlosch das Haus Bruce in männlicher Linie, worauf die Stände Robert II., den Sohn einer Tochter von Robert Bruce, auf den Thron erhoben, der dadurch an das Haus Stuart kam.

Von den Franzosen angespornt, führte Robert II. (gest. 19. April 1390) fast während seiner ganzen