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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schwester - Schwiebus.

trat 1783 als Hofmeister in die Familie des Grafen Renesse und wandte sich hier der Landwirtschaft zu, so daß er 1801 die Verwaltung der Renesseschen Güter und den Selbstbetrieb auf einem Teil des Guts Eldern übernehmen konnte. Er studierte nun eifrig auf wiederholten Reisen in Belgien, ward 1810 Inspektor der Tabakspflanzungen in Straßburg, lehrte 1812 bei Fellenberg in Hofwyl, ward 1816 preußischer Regierungsrat für Landwirtschaft, errichtete 1818 das landwirtschaftliche Institut zu Hohenheim, kehrte 1829 nach Koblenz zurück und starb 11. Dez. 1844 daselbst. S. war für die sichere Begründung der Landwirtschaft durch die Erfahrungen in der Praxis von großer Bedeutung und ist für diese maßgebend geblieben wie Thaer für die theoretische rationelle Methode. Er lieferte treffliche Werke über die Landwirtschaft Belgiens (Halle 1807-11, 3 Bde.), des Niederelsaß (Berl. 1816), der Pfalz (das. 1816), auch eine "Beschreibung der Fellenbergschen Landwirtschaft zu Hofwyl" (Hannov. 1816); sein Hauptwerk ist die "Anleitung zum praktischen Ackerbau" (Stuttg. 1823-28, 3 Bde.; 4. Aufl. 1857, 2 Bde.).

Schwester, eine weibliche Person, die mit einer andern Person einerlei Eltern hat; sind beide Eltern gemeinschaftlich, so heißt sie rechte oder leibliche S., ist nur der Vater oder die Mutter gemeinschaftlich, Halb- oder Stiefschwester. S. ist auch Bezeichnung für Nonnen sowie bei den Brüdergemeinden für die weiblichen Mitglieder, die in einem Schwesternhaus gemeinschaftlich leben.

Schwesterschiffe, Schiffe, welche nach einem und demselben Konstruktionsplan gebaut sind.

Schwetschke, Karl Gustav, Schriftsteller, geb. 5. April 1804 zu Halle, widmete sich daselbst und in Heidelberg philologischen Studien, ward aber wegen Teilnahme an der Burschenschaft in Halle relegiert, trat 1825 in das dortige Buchhandlungsgeschäft seines Vaters ein und übernahm 1828 die Redaktion des "Halleschen Kuriers". 1848 nahm der liberal Gesinnte am Vorparlament in Frankfurt teil und ward für Sangerhausen in die Reichsversammlung gewählt, wo er der Kasino- und Kaiserpartei angehörte. Hier erschienen im Februar 1849 seine gegen die demokratische Linke gerichteten und in vielen Auflagen verbreiteten "Novae epistolae obscurorum virorum" (Jubiläumsausgabe mit Kommentar, Halle 1874), denen sich später die "Novae epistolae clarorum virorum" (Brem. 1855) zur Bekämpfung der preußischen Reaktion anschlossen. Seine übrigen Schriften sind teils dichterischen, teils litterar- und kulturhistorischen Inhalts. Unter seinen zum Teil in lateinischer Sprache abgefaßten Dichtungen sind hervorzuheben: "Bismarckias", didaktisches Epos (Halle 1867, 6. Aufl. 1870), "Varzinias" (das. 1869, 3. Aufl. 1870) und "Zeitgedichte" (deutsch u. lat., das. 1873). Unter den litterar- und kulturhistorischen Schriften befinden sich: "Vorakademische Buchdruckergeschichte der Stadt Halle" (Halle 1840), die ihm von der dortigen Universität den Doktorgrad eintrug; "Paläographischer Nachweis der Unechtheit der sogen. Kölner Freimaurerurkunde von 1535" (das. 1843); "Codex nundinarius Germaniae literatae bisecularis", Meßjahrbücher des deutschen Buchhandels 1564-1765 (das. 1850; Fortsetzung, das. 1877); "Geschichte des L'Hombre" (das. 1863); "Zur Geschichte des Gaudeamus igitur" (das. 1877) u. a. S. selbst besorgte 1864 eine Ausgabe seiner "Ausgewählten Schriften" (neue vermehrte Ausg., Halle 1866), der sich "Neue ausgewählte Schriften" (das. 1878) anschlossen. Er starb 4. Okt. 1881 in Halle.

Schwetz (Schwez), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, am Einfluß des Schwarzwassers in die Weichsel und an der Eisenbahn Terespol-S., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Schloßruine mit hohem Wartturm, ein ehemaliges Bernhardinerkloster (jetzt Provinzialirrenanstalt), ein Progymnasium, ein Waisenhaus, ein Krankenhaus, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Schuh-, Stiefel- und Holzpantoffelfabrikation und (1885) 6348 meist kath. Einwohner. Die in der Nähe der Mündung des Schwarzwassers in die Weichsel gelegene Altstadt, häufig Überschwemmungen ausgesetzt, ist in den Jahren 1876-82 abgebrochen und auf dem hohen linken Schwarzwasserufer wieder aufgebaut worden.

Schwetzingen, Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Mannheim, an der Leimbach, Knotenpunkt der Linien Mannheim-Karlsruhe und Heidelberg-Altlußheim der Badischen Staats- wie Friedrichsfeld-S. der Main-Neckarbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein großherzogliches Schloß mit Theater und berühmtem Park (in der Mitte des 18. Jahrh. vom Kurfürsten Karl Theodor angelegt, mit zahlreichen Wasserkünsten und allerlei Zierbauten), eine höhere Bürger- und Gewerbeschule, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Zigarrenfabrikation, Bierbrauerei, Essig- und Hefefabrikation und Branntweinbrennerei, Konservenfabriken, eine Dampfmühle, Dampftischlerei, starken Hopfenbau, Tabaks- und Spargelbau und (1885) mit der Garnison (2 Eskadrons Dragoner Nr. 22) 4944 meist evang. Einwohner. Auf dem Friedhof die Grabmäler des Dichters Hebel und des Naturforschers K. F. Schimper.

Schwetzkau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Lissa, hat (1885) 1657 Einw.

Schwg., bei botan. Namen Abkürzung für Chr. F. Schwägrichen, geb. 1775 zu Leipzig, gest. 1853 als Professor der Naturgeschichte daselbst. Lebermoose.

Schwibbogen, jeder Bogen, der einen Durchgang bildet, insbesondere s. v. w. Strebebogen.

Schwicker, Johann Heinrich, ungar. Historiker, geb. 28. April 1839 zu Neu-Beschenowa im Temeser Komitat, ward Lehrer, 1869 Direktor des Zentrallehrerseminars in Ofen, 1871 Professor am Obergymnasium und 1873 am Josephs-Polytechnikum in Pest. 1887 in Schäßburg zum Mitglied des Reichstags gewählt, legte er seine Professur nieder. Er schrieb: "Geschichte des Temeser Banats" (Pest 1861, 2. Ausg. 1872); "Die letzten Regierungsjahre der Kaiserin - Königin Maria Theresia" (Wien 1871-1872); "Statistik des Königreichs Ungarn" (Stuttg. 1877); "Die ungarischen Gymnasien" (Pest 1881); "Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen" (Teschen 1881); "Politische Geschichte der Serben in Ungarn" (Pest 1880); "Die Zigeuner in Ungarn und Siebenbürgen" (Teschen 1882); "Geschichte der österreichischen Militärgrenze" (das. 1883); "Das Königreich Ungarn" (Wien 1886) und eine Biographie des Kardinal-Erzbischofs P. Pázmán (Köln 1888).

Schwiebus, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Züllichau-Schwiebus, an der Schwemme und der Linie Frankfurt-Posen der Preußischen Staatsbahn, hat eine zum Teil erhaltene Stadtmauer aus dem Mittelalter, eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, altertümliche Häuser (mit "Lauben") am Markt, ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, bedeutende Tuchfabrikation, Maschinenbau, Eisengießerei, Ziegelbrennerei, Stearinfabrikation, Braunkohlenbergbau und (1885) 8400 meist evang. Einwohner. S. gehörte früher zu Schlesien,