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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Socius; Sockel; Sockenblume; Soconusco; Socorro; Socotra; Sod; Soda

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Socius - Soda.

Buckle, Lecky, Draper, Tylor, Lewes u. a. sind auf dieser Bahn fortgegangen. Die Verwandtschaft des Ziels, welches die S. als Versuch einer Darstellung des allgemeinen Gesetzes der menschlichen Kulturentwickelung sich steckt, mit der Aufgabe, welche die "Philosophie der Geschichte" der deutschen Philosophie seit Lessing und Herder, von Kant bis Hegel sich stellte, obgleich diese dasselbe auf ganz anderm Weg (aus dem der Spekulation, wie jene auf dem der Induktion) zu erreichen sucht, ist von Comte in Bezug auf Kants "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" (1784) selbst anerkannt und dieser (neben Turgot und Condorcet) von ihm als sein "Vorläufer" bezeichnet worden. Vgl. Rob. Zimmermann, Kant und die positive Philosophie (Wien 1874).

Socius (lat.), Genosse, Teilnehmer.

Sockel (Zocke), der etwas vorspringende Unterbau eines Bauwerkes, welcher bei einfachen Bauten nur mit einer Abschrägung (Wasserschlag), bei reichern Bauten oben mit Sockelgliedern (Sockelgesims, s. Gesims), unten mit einem niedrigen Fußgesims oder Plinthe versehen wird; allgemeiner gebraucht für Fußgestell eines Brustbildes oder einer Statue, Säulenfuß, Plinthe (s. d.).

Sockenblume, s. Epimedium.

Soconusco, Departement des mexikan. Staats Chiapas, am Stillen Ozean, gehörte nach der Emanzipation zu Zentralamerika, wurde aber 1854 gegen eine Entschädigung von 420,000 Pesos an Mexiko abgetreten. Es hat etwa 12,000 Einw. Hauptprodukte sind Kaffee und Kakao. Hauptstadt ist Tapachula (4712 Einw.), Ausfuhrhafen San Benito (s. d.). In der Sierra Madre, welche S. vom Binnenplateau trennt, liegt der Vulkan von S., 2377 m.

Socorro (Nuestra Señora de S.), Hauptstadt des Staats Santander der südamerikan. Republik Kolumbien, am Suárez (Brücke), 1255 m ü. M., mit Kapitol, 2 Lehrerseminaren, Hospital, Armenhaus und (1870) 16,048 Einw. S. hat Fabrikation von Strohhüten, Töpferwaren, Zeugen und Zuckerwerk. In der Gegend wird viel Indigo gebaut.

Socotra, Insel, s. Sokotora.

Sod, s. Bister.

Soda (hierzu Tafel "Sodabereitung"), kohlensaures Natron Na2CO3 ^[Na_{2}CO_{3}], findet sich ausblühend aus vielen Gesteinen (Gneis, Traß, Thonlager vieler Steppen), im Auswurf der Salsen und Schlammvulkane und gelöst in vielen Quellen in der Nähe plutonischer Gebirge (die Karlsbader Quellen liefern jährlich 6,6 Mill. kg). Derartige Quellen bilden in Niederungen Natronseen, aus denen sich im Sommer viel S. ausscheidet (westliches Unterägypten, Bornu, Fezzan, Kleinasien, Armenien, Persien, Hindostan, Tibet, Tatarei, Mongolei, China, Südamerika, Mexiko, Kalifornien). Die aus ägyptischen Seen gewonnene S. heißt Latroni; als Auswitterungsprodukt des Bodens liefert Ägypten die Trona, Südamerika Urao u. dgl. Ähnlich gewinnt man S. auch in Ostindien, bei Aden, in Ungarn. Während Landpflanzen beim Verbrennen eine kalireiche Asche hinterlassen, aus welcher Pottasche abgeschieden wird, erhält man aus Strandpflanzen, welche zum Teil zu diesem Zwecke kultiviert werden (Salsola, Salicornia, Atriplex, Chenopodium, Statice, Mesembryanthemum), natronreiche Asche, die zur Darstellung von S. in Spanien, auf den Kanaren, in Südfrankreich, Ägypten, Syrien, auf Sizilien, am Kaspisee, in der Araxesebene etc. benutzt wird. Derartige Fabrikate sind: Barilla oder Alicantesoda und sizilische Rocchetta mit 25-30 Proz., Salicor von Narbonne mit 15 Proz., Blanquette von Aigues-Mortes mit 3-8 Proz. kohlensaurem Natron. Auch aus Kelp und Runkelrübenmelasse wird S. gewonnen.

Alle genannten Quellen sind von geringem Belang gegenüber der Darstellung von S. aus Kochsalz (Chlornatrium), welche außerordentlich große Dimensionen angenommen hat. Zur Umwandlung von Kochsalz in S. sind sehr viele Methoden angegeben worden; nach den ersten unbedeutenden Versuchen ist man aber bei dem Leblancschen Prozeß stehen geblieben, welchem erst in neuester Zeit ein andres Verfahren erhebliche Konkurrenz gemacht hat. Nach Leblanc verwandelt man das Chlornatrium zunächst durch Behandlung mit Schwefelsäure in schwefelsaures Natron (Sulfat), wobei Chlorwasserstoff (Salzsäure) entweicht. Früher bereitete dieser den Fabriken große Verlegenheit, weil man keine ausreichenden Verdichtungsvorrichtungen und für die gewonnene Salzsäure nicht genügende Verwendung kannte. Gegenwärtig werden die Salzsäuredämpfe vollständig kondensiert und die Säure selbst zu den mannigfachsten Zwecken, großenteils in den Fabriken selbst (namentlich zur Bereitung von Chlorkalk), benutzt. Die zur Zersetzung des Kochsalzes dienenden Sulfatöfen enthalten stets eine gußeiserne Pfanne oder Schale, in welcher das erste Stadium der Zersetzung bei niedriger Temperatur verläuft, und einen aus Mauerwerk bestehenden Raum, in welchem die Zersetzung bei höherer Temperatur vollendet wird. Fig. 1 u. 2 zeigen einen Sulfatofen, bei welchem das Feuer vom Rost a durch den Kalcinierraum b und dann mit Salzsäuredämpfen beladen in das Abzugsrohr c geht, um in die Kondensationsapparate überzutreten. Die in der Pfanne d entwickelten Salzsäuredämpfe gelangen dagegen unabhängig von den Ofengasen durch e in die Kondensationsapparate. ff sind Arbeitsöffnungen und g die Feuerthür mit durch Rollen und Gegengewicht balancierten Verschlußplatten. h ist ein ebenso balancierter Doppelschieber zwischen Pfanne und Ofen, i ist die Beschickungsöffnung der Pfanne, und durch k wird der Pfanneninhalt in den Ofen geschafft. l ist der Rost für die Pfannenfeuerung, und das Trichterrohr m dient zum Einführen der Schwefelsäure. Als Brennmaterial benutzt man bei diesen Flammöfen meist Koks, während die Muffelöfen, bei denen die Feuerungsgase gar nicht mit dem Sulfat in direkte Berührung kommen, häufiger mit Steinkohle geheizt, aber auch mit Gasfeuerung versehen werden. Bei den mechanischen Sulfatöfen wird die ganze Operation in einer flachen, ausschließlich von oben geheizten gußeisernen Schale ausgeführt und durch einen Rührapparat sehr gefördert. Infolge der erzielten innigern Mischung gelangt man mit weniger Schwefelsäure und niedrigerer Temperatur zum Ziel, und die im regelmäßigen Strom entweichende Salzsäure ist, obwohl mit Feuerungsgasen gemischt, leichter kondensierbar. In den Pfannen der Sulfatöfen zersetzt man Chargen von 250-800 kg Kochsalz mit Schwefelsäure von 59-60° B. Die zähteigig gewordene Masse schafft man nach dem Kalcinierraum und erhitzt sie hier bis zu ziemlich heller Glut, und bis sich keine Dämpfe mehr entwickeln. 100 kg Siedesalz mit 6-8 Proz. Feuchtigkeit liefern 110 kg Sulfat. Nach dem Verfahren von Hargreaves beschickt man 8-20 untereinander durch Röhren verbundene Cylinder mit Kochsalz in porösen Stücken und leitet durch Rösten von Schwefelkies erhaltene, mit Luft und überhitztem Wasserdampf gemischte schweflige Säure hinein, während die Cylinder auf 500-550° erhitzt werden, bei welcher Tem-^[folgende Seite]