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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Stricknadeln - Strikt.

lung hat die Klappe die Masche vollständig passiert, und nachdem neuer Faden gefaßt ist, wiederholt sich der Vorgang, sobald die betreffende Nadel von dem an dem Nadelbett entlang gehenden Schloß erfaßt wird. Bei der von Bickford in New York gebauten Maschine stehen die Nadeln im Kreis herum in einem cylindrischen Nadelbett, und das Schloß wird im Kreis um sie her bewegt (Rundstuhl). Es können auf solcher Maschine schlauchförmige Sachen gestrickt werden, deren Maschenzahl im Durchmesser gleich der Nadelzahl der Maschine ist. Mehr Maschen nebeneinander, als Nadeln vorhanden sind, können auf keiner Maschine gestrickt werden; weniger Maschen geben aber auf der Bickford-Maschine stets nur ein plattes, nie ein rund geschlossenes Stück. Lamb in Chicopee Falls (Massachusetts) stellte zuerst zwei Nadelreihen, welche schräg stehen, in zwei ebenen Betten versetzt, einander gegenüber. Strickt hier ein Schloß auf dem einen Bett hingehend, so strickt ein andres auf dem zweiten Nadelbett beim Zurückgehen, und da nur ein Fadenführer mit Fadenspanner beiden Schlössern folgt, so geht der Faden von einer Nadelreihe auf die andre über und strickt so geschlossen rund, auch dann, wenn an einem oder beiden Enden beider Betten eine Anzahl nebeneinander liegender Nadeln außer Thätigkeit gestellt ist. Fig. 6 zeigt eine Nadel in Ruhestellung; das Köpfchen g kann von dem darüber hinweggehenden Nadelheber nicht mehr gefaßt werden. Jede beliebige Maschenzahl ist so bei geschlossenem Rundstricken möglich. Legt man die Masche der letzten arbeitenden Nadel beider Reihen mit auf die neben ihr arbeitende Nadel und stellt sie selbst in Ruhe, so nimmt die Maschine ab. Bei geeigneter Wiederholung kann man so einen Strumpf bis zur letzten Masche zustricken. Ähnlich läßt sich ein Zunehmen bewerkstelligen. Durch gewisse Vorkehrungen werden auch die Hacken in Strümpfe gestrickt, ohne daß eine vervollständigende Naht nachher nötig ist. Besondere Mechanismen ermöglichen, die Nadelsenker ff nach Bedarf derart verschieden zu stellen, daß sie die Nadeln weniger oder mehr in die Nuten hinabziehen, wobei festere oder losere Maschen entstehen; auch kann man jeden Nadelsenker sowie die Nadelheber ganz außer Thätigkeit stellen. Bei letztern thut dies die Maschine, wenn sie dazu eingestellt ist, selbstthätig je nach der Bewegungsrichtung des Schlosses. Läßt man in geeigneter Weise beide Nadelreihen in einer Bewegungsrichtung zusammenwirken, so kann man rechts und links platt gestrickte Waren erhalten. Mittels Ausladens gewisser Nadeln, Verstellens der Nadelbetten gegeneinander und variierten Ein- und Abstellens der Nadelheber können die mannigfaltigsten Muster erzielt werden, die durch Aufeinanderfolgenlassen verschieden gefärbter Garne noch zu vermehren sind. Die Lambsche Maschine hat eine hohe Vollkommenheit erreicht, so daß geübte Arbeiter damit an einem Arbeitstag 8 Paar lange Frauenstrümpfe und bis 20 Paar Männersocken vollenden können (s. Wirkerei).

Stricknadeln, s. Nadeln, S. 974.

Stricto jure (lat.), nach strengem Recht. Stricto sensu, im strengen Sinn.

Stride (engl., spr. streid', "weiter Schritt"), Ausgriff eines Pferdes, besonders bei Rennpferden die Weite des Galoppsprungs, die Räumigkeit der Bewegung; ein Pferd mit gutem S. deckt mit jedem Sprung viel Terrain.

Strīdor (lat.), das zischende, pfeifende Atmungsgeräusch, welches bei Kehlkopfverengerung entsteht.

Stridōres (Schwirrvögel), s. Kolibris.

Stridulantia (Singzirpen), Familie aus der Ordnung der Halbflügler, s. Cikaden.

Striegau, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, am Striegauer Wasser (Nebenfluß der Weistritz), Knotenpunkt der Linien Kamenz-Raudten und S.-Bolkenhain der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine große gotische kath. Kirche, ein Progymnasium, eine Strafanstalt (im ehemaligen Karmeliterkloster), ein Amtsgericht, bedeutende Granit- und Basaltbrüche, Granitschleiferei, Buchbinderwaren-, Zigarren-, Bürsten-, Peitschen-, Stuhl-, Leder- und Zuckerfabriken und (1885) 11,784 meist evang. Einwohner. Nahebei die bis 355 m hohen Striegauer Berge mit hübschen Anlagen. S. erhielt 1242 deutsches Stadtrecht. Nach S. wird auch die Schlacht bei dem 7 km entfernten Hohenfriedeberg (s. d.) benannt.

Striesen, Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Dresden, östlich von Dresden, hat bedeutende Kunst- und Handelsgärtnerei, Bierbrauerei und (1885) 8011 Einw.

Strigel, 1) Bernhard, Maler, der früher sogen. Meister der Sammlung Hirscher, geboren um 1460 zu Memmingen, bildete sich nach Zeitblom und Burgkmair, war zumeist in seiner Vaterstadt, zeitweilig auch in Wien thätig, wo er von Kaiser Maximilian geadelt wurde und das Vorrecht erhielt, den Kaiser allein porträtieren zu dürfen, und starb 1528 in Memmingen. Er hat sowohl Bildnisse, unter denen das Familienporträt des Kaisers Maximilian in der kaiserlichen Galerie zu Wien und das des kaiserlichen Rats Cuspinian im Berliner Museum hervorzuheben sind, als Kirchenbilder gemalt, welche sich in Berlin (Museum), München (Pinakothek und Nationalmuseum), Nürnberg (Moritzkapelle) und Donaueschingen befinden. Vgl. Bode im "Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen", Bd. 2 (Berl. 1881).

2) Viktorin, namhafter luther. Theolog, geb. 1514 zu Kaufbeuren, bildete sich in Wittenberg unter Melanchthons Leitung und wurde 1548 als Professor der Theologie zu Jena angestellt. Hier in den synergistischen Streit verwickelt, ward er 1559 vier Monate lang in Haft gehalten, ging 1562 als Professor nach Leipzig und von da nach Wittenberg, endlich 1567 nach Heidelberg, wo er zum Calvinismus übergetreten sein soll und 26. Juni 1569 starb. Sein Hauptwerk sind die "Loci theologici" (Neust. a. d. H. 1581-84, 4 Bde.). Vgl. Otto, De Victorino Strigelio (Jena 1843).

Strigen (Striges), nach dem Volksglauben der Alten vogelähnliche Unholdinnen, welche in der Nacht unheimlich umherschwirren und den Kindern in der Wiege das Blut aussaugen etc.

Strigĭceps, s. Weihen.

Strigĭdae (Eulen), Familie aus der Ordnung der Raubvögel, s. Eulen, S. 905.

Strij (spr. strei), Abraham van, holländ. Maler, geb. 1753 zu Dordrecht, malte Genrebilder aus dem häuslichen Leben in der Art von Metsu, aber auch Porträte, Landschaften und Viehstücke im Geschmack von A. Cuijp. Er stiftete 1774 die Gesellschaft Pictura in Dordrecht und starb 1826 daselbst. - Sein Bruder Jacob van S. (1756-1815) schloß sich in Landschaften und Tierstücken so eng an A. Cuijp an, daß seine Bilder oft mit denen seines Vorbildes verwechselt werden. Es sollen auch einige derselben zum Zweck der Täuschung mit dem Namen von Cuijp bezeichnet worden sein.

Strike (engl., spr. steik), s. Streik.

Strikt (lat.), genau, streng, pünktlich.