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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sursee - Susdal.

in der Regel aber bedeutet die Anwendung von Surrogaten eine Verminderung der Qualität des Fabrikats (wie in dem angeführten Beispiel Surrogierung der Hadern durch Thon, Schwerspat etc., der Wolle durch Kunstwolle, des Malzes durch Stärkezucker, Glycerin) und oft geradezu eine Fälschung. Insofern aber Surrogate immer Ersatzmittel sind, dürfen sie doch nicht mit den Fälschungsmitteln verwechselt werden. Gefärbte Steinchen in Kleesaat sind kein S. der Kleesaat, denn sie sind völlig wertlos, während z. B. Kaffeesurrogate, wie Zichorie, Runkelrübe, Getreide, Hülsenfrüchte, zwar nicht den Kaffee ersetzen können, wohl aber wie dieser ein Getränk liefern, welches in mancher Hinsicht dem Kaffee ähnlich ist. Aber auch diese Surrogate werden Fälschungsmittel, wenn der Händler sie gemahlenem Kaffee beimischt und die Mischung als Kaffee verkauft.

Sursee, Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Luzern, am Sempacher See, unweit der Bahnlinie Olten-Luzern, mit (1888) 2135 Einw.

Sursum (lat.), aufwärts, empor; S. corda! Empor die Herzen! im katholischen Kult Aufforderung an das Volk, welches darauf antwortet: Habemus ad dominum, d. h. wir haben sie zu dem Herrn (gerichtet).

Surtaxe (frz., spr. ssürtax), Nachsteuer, Steuerzuschlag, insbesondere Zollzuschlag (im Gegensatz zu Détaxe, Zollherabsetzung). Über S. d'entrepôt und S. de pavillon s. Zuschlagszölle.

Surtout (franz., spr. ssürtuh), Überrock, Überzieher, kam gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts in Gebrauch und wurde später, ähnlich dem englischen Reitrock, mit mehreren übereinander hängenden Schulterkragen versehen; dann ein größerer, mit Blumenvasen und Fruchtschalen geschmückter Tafelaufsatz aus Silber oder Kristall.

Surtur, in der nord. Mythologie ein Riese, welcher, mit glühendem Schwert bewaffnet, in Muspelheim als unversöhnlicher Feind der Asen herrscht und beim Weltuntergang eine große Rolle spielt; s. Götterdämmerung.

Surukuku, Schlange, s. Lachesis.

Surville (spr. ssürwill), Clotilde de, geb. 1405 zu Vallon in Languedoc, wurde lange für die Verfasserin einer 1803 von Vanderburg herausgegebenen Sammlung sehr graziöser Gedichte, meist lyrischen Inhalts, gehalten; aber Anachronismen in Form und Inhalt machen es wahrscheinlich, daß dieselben von Jos. Etienne de S. herrühren, der 1798 wegen royalistischer Umtriebe erschossen wurde, und welcher sich durch diese Mystifikation für die Verschmähung seiner Poesien am Publikum rächen wollte. Auch Nodier mißbrauchte den Namen der S. ("Poésies inédites de C. de S.", 1826). Vgl. Vaschalde, C. de S. et ses poésies (Valence 1873); König, Étude sur l'authenticité des poésies de Clotilde de S. (Halle 1875).

Survilliers (spr. ssürwiljeh), Graf von, der von Joseph Bonaparte (s. d. 1, S. 183) 1815 angenommene Name.

Sus (lat.), Schwein.

Süs, Gustav, Maler, geb. 10. Juni 1823 zu Rumbeck in Kurhessen, widmete sich auf der Kasseler Akademie, später im Städelschen Institut in Frankfurt a. M. bei Professor Passavant und Jakob Becker der Malerei. Um seine Existenz zu fristen, schrieb er Kindermärchen, die er selbst illustrierte. Sie fanden großen Beifall und wurden zum Teil ins Englische und Französische übersetzt. Hervorzuheben sind: "Der Kinderhimmel", "Hähnchen und Hühnchen", "Der Wundertag", "Das Kind und seine liebsten Tiere", "Was der Nußbaum erzählt", "Das Wettlaufen zwischen dem Hasen und Igel", "Froschküster Quack" u. a. Von 1848 bis 1850 malte er in der Heimat Studien und Porträte. Seitdem lebte er in Düsseldorf, wo er noch ein Jahr die Akademie besuchte. Hier machte er die Darstellung von Tieren, namentlich Geflügel, zu seiner Hauptaufgabe. Manche seiner trefflichen Bilder, die meist von einem humoristischen Grundgedanken ausgehen, sind durch Farbendruck und Photographie weit verbreitet, wie: der erste Gedanke und die Kükenpredigt. Er starb 23. Dez. 1881.

Susa (Schuschan, "Lilienstadt", heute Ruinen Sûs), Hauptstadt der altpers. Provinz Susiana, seit Kyros Winterresidenz der persischen Könige, lag mitten im Land zwischen den Flüssen Choaspes (Kercha) und Kopratas (Dizful Rud) und hatte eine stark befestigte Burg, welche den königlichen Palast und eine Hauptschatzkammer der persischen Könige enthielt. In ihr feierten Alexander und seine Feldherren ihre Vermählung mit Perserinnen. Dareios, Xerxes und ihre Nachfolger bis auf Artaxerxes II. haben nach den dort gefundenen Inschriften die Prachtsäle erbauen lassen, in deren Trümmern seit 1850 von Williams, Loftus und Churchill, neuerdings (seit 1885) von Dieulafoy gegraben worden ist. Vgl. Oppert, Les inscriptions susiennes (Par. 1873); Dieulafoy, L'acropole de Suse (das. 1888).

Susa, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Turin, an der Dora Riparia, der Mont Cenisstraße und durch die Zweiglinie Bussoleno-S. mit der Mont Cenisbahn verbunden, ist Sitz eines Bischofs und eines Hauptzollamts, hat eine Kathedrale (aus dem 11. Jahrh.), ein Gymnasium, eine technische und eine Notariatsschule, starken Obst- und Weinbau, Industrie in Eisen, Leder und Seide und (1881) 3305 Einw. S. ist das römische Segusio. Dabei die Ruinen des Stammschlosses der Markgrafen von S., das Fort La Brunette und ein dem Augustus 8 v. Chr. vom König Cottius errichteter Triumphbogen.

Susandschird (arab.), Nadelmalerei, die älteste, in Persien geübte Art der Teppichfabrikation, bei welcher die Fäden nicht mit den Händen geknüpft, sondern mit der Nadel zu einem Gewebe verarbeitet wurden. Vgl. Karabacek, Die persische Nadelmalerei S. (Leipz. 1881).

Susanna, Hebräerin zu Babylon, die nach dem apokryphischen Buch "Historie von S. und Daniel" von zwei Ältesten aus Israel, die sie vergebens zu verführen gesucht, des Ehebruchs mit einem Unbekannten angeklagt und zum Tod verurteilt, im letzten Augenblick aber durch die Eingebung und den Scharfsinn des jungen Daniel, den spätern Propheten, errettet wurde. Ihre Geschichte wurde namentlich im 16. Jahrh. vielfach dramatisch behandelt, so in dem an zahlreichen Orten gegebenen Magdeburger "Schönen Spiel von der S." (1534), von P. Rebhuhn (1534), v. Bartfelt (1559), Nik. Frischlin (1589), Herzog Heinrich Julius von Braunschweig (1593), Hans Sachs (1557) u. a., in neuester Zeit von K. L. Werther (1855). Vgl. Brüll, Das apokryphische Susannabuch (Frankf. 1877); Pilger, Die Dramatisierungen der S. im 16. Jahrhundert (Halle 1879).

Suscipĕre et finīre (lat.), "beginnen und zu Ende führen", Wahlspruch des Hauses Hannover.

Suscitieren (lat.), erregen, aufmuntern; Suscitation, Erweckung, Ermunterung.

Susdal (Ssusdal), Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, hat 25 griechisch-russ. Kirchen, 4 Klöster, bedeutende Baumwollweberei, Gemüsebau und (1885) 6668 Einw. S., schon 1024 erwähnt, war bis 1170 Hauptstadt eines Fürstentums (s. Wladi-^[folgende Seite]