Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Tauernwind; Taufe

545

Tauernwind - Taufe.

parallel zum wasserscheidenden Hauptkamm hinaufziehenden Tauernthäler finden sich malerische Hochseen. Bemerkenswert sind auch die von den Thalbächen gebildeten Felsenschlünde, darunter die großartigen Liechtenstein- und Kitzlochklammen. Die T. bilden wegen ihrer herrlichen, in neuerer Zeit leichter zugänglich gewordenen Naturszenerien eins der besuchtesten Reisegebiete in den Alpen. Die schönsten Punkte sind außer den erwähnten Klammen und abgesehen von den Gipfeln: Gastein mit Umgebung, Rauriser Goldberg, Fusch und Ferleiten, Kaprun mit dem Moserboden, Stubachthal, Krimmler Wasserfälle, Gschlöß, Kalser Thörl, der Pasterzengletscher. Im Volksmund heißen T. nur die hoch gelegenen Gebirgspässe, von welchen folgende in den Bereich dieses Gebirgszugs fallen: der Krimmler T., 2635 m, Übergang aus der Prettau (von Bruneck her) ins Krimmler Achenthal, zugleich die Grenze zwischen den Hohen T. und den Zillerthaler Alpen bildend; der Felber T., 2545 m, welcher, die Großglockner- von der Großvenedigergruppe scheidend, aus dem Isel- und Tauernthal (Lienz, Windischmatrei) nach dem Pinzgau (Mittersill) führt; der Kalser T., 2506 m, mit Übergang vom Iselthal über Kals ins Stubachthal im Pinzgau; der Mallnitzer T., 2414 m, zwischen der Hochnarr- und Ankoglgruppe aus dem Möllthal über Mallnitz ins Gasteinthal führend. Die wichtigsten Berggruppen und deren Kulminationspunkte in den Hohen T. sind in der Richtung von W. nach O.: Dreiherrenspitze (3503 m), Großvenediger (3673 m), Großglockner (3797 m), Großes Wiesbachhorn (3575 m), Hochnarr (3258 m), Hochalpenspitze (3355 m). 2) Die Antholzer Gruppe, zwischen Ahrnthal einer-, Antholz, Stalleralpsattel und Stalleralpenthal anderseits; höchster Gipfel: Hochgall (3442 m). 3) Das Deferegger Gebirge, südlich des Deferegger Thals, zwischen dem Antholzer und untern Iselthal, im Weißspitz (2955 m) kulminierend. 4) Die Schobergruppe, begrenzt durch den Iselberg zwischen Lienz und Winklern, der Möll, dem Kalserbach und der Isel; höchste Punkte sind der Petzeck (3275 m) und der Hochschober (3243 m). 5) Die Kreuzeckgruppe, zwischen Iselberg, Möll und Drau, mit dem Kreuzeck (2703 m) und Polinik (2780 m). - An der Markkarspitze, dicht neben der Arlscharte (2342 m), spaltet sich der Hauptkamm der östlichen Zentralalpen in einen nördlichen und südlichen Zug: letzterer, südlich der Mur, heißt die Kärntnisch-Steirischen Alpen; ersterer, zwischen der Mur im S., der Enns im N., bildet die Niedern T. oder Steirischen Alpen, die sich bis zum Schoberpaß oder der Walder Höhe hinziehen; höchster Punkt ist der Hochgolling (2872 m). Sie haben keine Gletscher, wohl aber fahrbare Pässe: den Radstädter T. (1763 m), über den eine Straße von Radstadt nach St. Michael und in weiterer Fortsetzung über den Katschbergpaß (1641 m) nach Gmünd und Spittal in Kärnten führt, und den Rottenmanner T. (1760 m), dessen Straße Lietzen an der Enns mit Judenburg an der Mur verbindet. Über die Walder Höhe führt die Rudolfsbahn. Die zentrale Hauptkette der T. besteht aus kristallinischen Schiefern (Gneis, Glimmerschiefer, Talk- und Chloritschiefer) mit eingelagertem körnigen Kalkstein und Serpentin, hier und da auch von Granit durchsetzt. Vgl. v. Sonklar, Die Gebirgsgruppe der Hohen T. (Wien 1866); Derselbe, Karte (2. Aufl., das. 1875); Heß, Führer durch die Hohen T. (das. 1886).

Tauernwind, ein in den Norischen Alpen (Tauern) auftretender kalter Nordostwind; s. Bora.

Taufe (griech. Baptisma, Baptismus), das Sakrament, durch welches der Täufling mittels Untertauchung oder Besprengung mit Wasser in die christliche Kirche aufgenommen wird. Heilige Waschungen findet man fast bei allen alten orientalischen Völkern (s. Reinigungen) und Spuren von feierlicher Lustration neben der Beschneidung auch bei den Juden (s. Proselyt), welchen die körperliche, sogen. levitische Reinheit als das Symbol, ja Surrogat der innern Reinheit galt. Durch die Wassertaufe weihte namentlich Johannes der Täufer alle, welche Buße thaten, für das nahe bevorstehende Gottesreich, und auch Jesus empfing diese T. im Jordan. Nach seinem Vorbild ließen sich dann seine Gläubigen taufen. In Paulinischen Kreisen faßte man die T. als ein mysteriöses Bad der Wiedergeburt auf und setzte sie mit dem Tod und der Auferstehung Christi in Beziehung, daher man bald in der T. eine über das Sinnbild des Unter- und Auftauchens hinausschreitende, geheimnisvolle Verbindung mit Christum fand. Weil man sie zugleich als das spezifische Organ der innerlichen Reinigung und Sündenvergebung betrachtete, verschoben viele, wie Kaiser Konstantin, ihre T. bis ans Lebensende (procrastinatio baptismi). Erst Augustin aber gab durch seine Lehre von der Erbsünde der T. eine dogmatische Unterlage und bewies ihre absolute Notwendigkeit. Die Erbsünde wird durch sie zwar als Schuld getilgt, doch bleibt die Fleischeslust noch als "Zunder der Sünde" in dem Getauften. Die Wiederholung der T. war lange eine Streitfrage, besonders mit Bezug auf die Ketzertaufe. Seit dem 3. Jahrh. sprach sich die Kirche immer bestimmter dahin aus, daß ein auf die Trinität getaufter Ketzer beim Übertritt zur orthodoxen Kirche nicht wiederum zu taufen sei. Die richtig vollzogene T. ist nach katholischer Lehre das die erstmalige Eingießung übernatürlicher Gerechtigkeit vermittelnde Sakrament. Auch nach den protestantischen symbolischen Büchern gewährt die T. Vergebung der Sünde und Mitteilung des Heiligen Geistes, kann folglich, wenn rechtmäßig vollzogen, an demselben Individuum nicht wiederholt werden. Während aber nach der lutherischen Lehre die T. durch die wunderbare Wirksamkeit des mit dem Wasser verbundenen Worts außer der Sündenvergebung auch Wiedergeburt (s. d.), Wiederherstellung der Freiheit des Willens zum Guten und sogar in Kindern den Glauben wirkt, gilt sie bei Zwingli als Pflichtzeichen und kirchlicher Einweihungsakt, überhaupt in der reformierten Kirche mehr als Symbol und Unterpfand dafür, daß Gott denen, welche zum Glauben gelangen, die verheißenen Heilsgüter auch zukommen lassen werde. Beide Kirchen haben auch die Kindertaufe beibehalten, welche schon seit etwa 200 sporadisch vorgekommen, seit Augustin allmählich herrschende Sitte geworden war. Weil für dieselbe kein Befehl Christi und der Apostel vorliegt, und weil die Kinder überdies auch zu dem Glauben, welcher in der T. vorausgesetzt ist, nicht befähigt sind, verwarfen die Wiedertäufer (Mennoniten) dieselbe völlig, indem sie eine Wiederholung der T. an den Erwachsenen statuierten. Ähnlich weisen auch die Quäker (s. d.) und die Baptisten (s. d.) Englands und Nordamerikas die Kindertaufe zurück. Dagegen soll nach der Lehre der katholischen und evangelischen Kirche die T. regelmäßig von dem ordinierten Geistlichen verrichtet werden. Nur in Notfällen soll auch die Laientaufe (Nottaufe) zugelassen werden. Die unter wörtlicher Beziehung auf die drei Personen der Trinität vorzunehmende Applikation des Wassers