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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Texas

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Texas (geographisch-statistisch, Geschichte).

xiko und den Golf von Mexiko. Das Land zerfällt seiner Oberflächenbeschaffenheit nach in drei verschiedene Abteilungen. Von der Küste aus, die fast ihrer ganzen Länge nach von Haffen eingefaßt ist, erstreckt sich 50-100 km landeinwärts ein Flachland, das zum Teil sehr fruchtbar und für den Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr und stellenweise auch Reis vorzüglich geeignet ist. Hinter demselben erhebt sich ein wellenförmiges hügeliges Land, welches, bis 320 km breit, den ganzen Nordosten des Staats umfaßt, großenteils von Prärien bedeckt und zum Anbau sehr geeignet und in seinen Thälern dicht bewaldet ist. Der ganze nordwestliche Teil des Staatsgebiets endlich ist Berg- und Hochland und besteht zum Teil aus einem 1300 m hohen wüsten Sandsteinplateau (Llano estacado oder Staked Plain). An Flüssen ist T. reich, wenn auch die meisten nur während eines Teils des Jahrs schiffbar sind. Der Red River scheidet es von dem Indianergebiet, der Sabine von Louisiana und der Rio Grande von Mexiko. Ganz innerhalb des Staatsgebiets liegen Trinity, Brazos, Colorado, Guadalupe, San Antonio und Nueces. Das Klima gilt im Vergleich zu den übrigen südlichen Staaten der Union für gesund. Nur in der Küstenniederung fordern intermittierende Fieber neben dem gelben Fieber fast jährlich zahlreiche Opfer. Am untern Rio Grande ist die Jahrestemperatur 23,2°, im Norden, bei Fort Worth nur 17,5° C.; dort betrug der Unterschied zwischen dem kältesten und dem wärmsten Monat nur 13,2, hier aber 21,9°. Kalte Nordwinde (Northers) wehen manchmal zwischen November und Januar, während die Küste im September von Orkanen heimgesucht wird. Mit dem Süden der Union und deren mittlern Staaten unter einer Breite liegend, bietet das Land in seiner Vegetation alle Produkte dar, welche jene Staaten auszeichnen, und ist auch hinreichend mit den verschiedensten Holzarten zu allen Zwecken der Landwirtschaft sowohl als der Industrie versehen. Die Tierwelt von T. gleicht der des benachbarten Louisiana und Arkansas. Büffel, verwilderte Pferde (Mustangs) durchziehen noch herdenweise die Steppen. In Bezug auf Mineralien ist T. eins der reichsten Länder der Welt. Nicht nur Steinkohlen und Eisen kommen in ungeheuern Mengen vor, sondern auch Kupfer, Silber, Gold, Blei etc., dazu Edelsteine, Töpfererde, Salz u. a. Diese Bodenschätze liegen jedoch fast noch unberührt. T. hat ein Areal von 681,842 qkm (12,843,3 QM.) mit (1880) 1,591,749 Einw., einschließlich von 393,384 Farbigen und 35,347 Deutschen, aber ohne einige tausend herumstreifende Indianer (1870 erst 818,899 Einw.). Die öffentlichen Schulen wurden 1886 von 261,021 Kindern besucht, doch sind noch immer 15 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen und 75 Proz. der Schwarzen des Schreibens unkundig. An höhern Bildungsanstalten besitzt der Staat 6 Colleges. Von der Bevölkerung beschäftigen sich 69 Proz. mit Landwirtschaft und 6 Proz. mit Industrie. Angebaut werden neben Mais, Hafer, Gerste und Bataten namentlich Baumwolle (1880: 805,284 Ballen), Zucker und Tabak. Alle unsre Obstsorten gedeihen, und im Süden auch Feigen. Für die Viehzucht bietet das Innere des Staats große Vorteile. 1889 zählte man 940,000 Pferde und Maultiere, 4,084,000 Rinder, 2,413,000 Schafe und 1,950,000 Schweine. Die Fischereien hingegen (1880 von 600 Personen betrieben) sind unbedeutend. Der Bergbau fördert Gold (1886: 147,000 Dollar), Silber (80,000 Doll.), Steinkohlen (125,000 Ton.) und Eisen. Die Industrie (1880: 2996 Anstalten mit 12,159 Arbeitern) beschränkt sich fast nur auf Mahlen von Korn und die Zurichtung von Bauholz. T. hat (1887) 9810 km Eisenbahnen und besitzt 252 eigne Schiffe von 8621 Ton. Gehalt. Unter den Häfen ist Galveston der bedeutendste. Die jetzige Verfassung wurde im November 1869 angenommen. Die gesetzgebende Gewalt liegt in den Händen eines Senats von 31 und eines Repräsentantenhauses von 109 Mitgliedern, welche auf zwei Jahre gewählt werden. Die obersten Staatsbeamten werden gleichfalls vom Volk gewählt, und der Gouverneur bleibt zwei Jahre im Amte. Die richterliche Gewalt ist einem Obergericht und 34 Kreisgerichten übertragen; sämtliche Richter erwählt das Volk. Die Finanzen sind in gutem Zustand. Die Staatsschuld betrug 1887: 4,237,730 Doll. Eingeteilt wird T. in 78 Counties. Politische Hauptstadt ist Austin. S. Karte "Vereinigte Staaten, westliche Hälfte".

Geschichte. T. gehörte früher zu Mexiko und zwar zur Provinz Tamaulipas. Schon während des mexikanischen Unabhängigkeitskampfes sammelten sich hier viele Abenteurer aus den Vereinigten Staaten an. Nachdem der nordamerikanische Oberst Austin 1823 die Stadt San Felipe de Austin gegründet hatte, fanden sich immer mehr Ansiedler aus dem Norden ein, die ihre Absicht, das Land für die Union zu gewinnen, nicht verhehlten. 1835 erklärten sich die Texaner im Vertrauen auf den Beistand der herrschenden Partei in den Vereinigten Staaten, welche eine Vermehrung der Sklavenstaaten wünschte, für unabhängig und ernannten den General Houston zum Generalissimus. Ein mexikanisches Heer unter Santa Anna drang zwar im Januar 1836 in T. ein und besetzte die Hauptstadt San Felipe de Austin, ward aber 21. April unweit des Jacintoflusses von den Texanern unter Houston geschlagen. Mehrere andre Expeditionen der Mexikaner in den folgenden Jahren scheiterten ebenfalls, und um 1840 stand T. als völlig konsolidierte Republik da. Frankreich und England erkannten dieselbe 23. Nov. 1839 und 14. Nov. 1841 an; in T. selbst aber verlangte die Mehrzahl Anschluß an die Vereinigten Staaten, welcher vom Kongreß 1. März 1845 angenommen wurde. Die förmliche Aufnahme in den Staatenbund erfolgte 29. Dez. 1845. Hierüber entbrannte 1846 ein Krieg zwischen Nordamerika und Mexiko, der am 2. Febr. 1848 mit dem Friedensvertrag von Guadalupe Hidalgo endete; in diesem entsagte Mexiko allen seinen Ansprüchen auf T. und das Gebiet zwischen Rio Grande und Nueces, doch schlug die Unionsregierung durch Beschluß vom 7. Sept. 1850 einen Teil dieser Länder zu Neumexiko, welches inzwischen als eignes Territorium in die Union getreten war, und T. erhielt hierfür eine Entschädigung von 10 Mill. Doll. 1844 hatte sich zu Mainz ein deutscher Adelsverein zu dem Zweck gebildet, den nach T. auswandernden Deutschen Hilfe und Schutz zu gewähren. Noch in demselben Jahr wurden 150 Familien nach T. befördert und in einer Kolonie, Neubraunfels, vereinigt. Infolge örtlicher Schwierigkeiten und Geldmangels geriet aber die Sache bald ins Stocken. Der Prinz von Solms-Braunfels, der Leiter der Angelegenheit, verließ das Land, und an seine Stelle trat ein Preuße, v. Meuselbach, welcher im Herbst 1845 den Indianern einen nördlich von jener Kolonie gelegenen bedeutenden Landstrich abkaufte, wo später Friedrichsburg angelegt ward. Zwar kam jetzt ein neuer Zug von mehreren tausend Auswanderern an; doch gerieten dieselben aus Mangel an Mitteln sowie durch die ungeeignete Lokalität, den mexikanischen Krieg und Krankheiten bald in eine sehr mißliche Lage. Nur Neubraunfels und Friedrichsburg kamen etwas empor.