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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Treibrad - Treja.

von ihrem Lager zu erheblich wird, kehren sie um und versuchen durch die im Sack postierte Schützenlinie zurückzugehen, wobei sie zu Schuß kommen. An der Grenze des Treibens angelangt, schwenken zuletzt die Flügelführer zusammen und bilden dadurch schließlich einen Kessel. Die Vorstehtreiben, welche man auf Rot-, Dam- und Rehwild sowie auf Sauen veranstaltet, haben gewöhnlich dann wenig Erfolg, wenn man dazu eine aus vielen Treibern bestehende, sehr geräuschvolle Wehr verwendet. Das Wild geht leichter zurück, es wird eher von wenigen ortskundigen Leuten, welche die Treiben abgehen, vorgebracht. Man erlegt auch Waldschnepfen und Wildenten, selbst Gänse und Trappen auf Standtreiben. Am leichtesten lassen sich der Wolf und der Fuchs treiben, und letzterer wird meist auf solchen Treibjagden erlegt, welche man im Wald zugleich auf Hasen veranstaltet.

Treibrad (Triebrad), ein Rad, auf welches die bewegende Kraft, z. B. bei Dampfmaschinen die Kolbenstange, direkt einwirkt.

Treibriemen (Transmissionsriemen), bandförmige Riemen zum Betrieb der Riemenräderwerke (s. d.). Das beste Material zu denselben ist starkes Leder, welches mit der genügenden Festigkeit die wertvolle Eigenschaft verbindet, auf den abgedrehten eisernen Riemenscheiben durch beträchtliche Reibung zu haften. Diese T. bestehen aus einfachem, doppeltem oder dreifachem Leder und werden in Breiten bis zu im ausgeführt. Die Zusammensetzung der einzelnen Teile in der Längsrichtung geschieht durch Nähen, am besten aber durch Zusammenleimen der auf 15-20 cm schräg gefrästen Enden mit einem besonders präparierten Leim. Die Enden der Lederriemen näht man mit dünnen Lederstreifen zusammen oder verbindet sie durch Bolzen, Schrauben, Niete oder durch besonders konstruierte Verbindungsstücke (Riemenschlösser). Zum Aufbringen des Treibriemens auf die Riemenscheiben dient ein Riemenspannflaschenzug. Um die ledernen T. vor dem Brechen zu bewahren, legt man sie vor dem Gebrauch 24 Stunden in Glycerin. In sehr feuchten Räumen verdienen die Guttaperchariemen mit Einlage von festem Hanfgewebe den Vorzug. Seit einiger Zeit hat man versucht, die Lederriemen durch Gurte aus Baumwoll- oder Hanfgewebe zu ersetzen, ohne jedoch damit den erstern gegenüber wesentliche Vorteile zu erzielen. Andre Bestrebungen sind dahin gerichtet, an Stelle der Lederriemen etc. solche aus Metall herzustellen. Dieselben bestehen entweder aus einer Anzahl paralleler Drahtseile, welche durch Stücke von Hirnleder in der Querrichtung verbunden sind, oder aus Ketten mit daran befestigten Riemenstreifen, welche nur die Reibung vermehren sollen, oder aber aus ordentlichen Drahtgeweben. Bis jetzt hat sich jedoch noch keine Art der Metalltreibgurte einer allgemeinen Anwendung zu erfreuen. Vgl. auch Riemenräderwerke.

Treibsätze, s. Feuerwerkerei, S. 225.

Treibschnur, s. Seiltrieb.

Treibstock, s. Treiben.

Treibströmungen, s. v. w. Driftströmungen.

Treideln, s. Halage.

Treignac (spr. tränjack), Stadt im franz. Departement Corrèze, Arrondissement Tulle, an der Vézère, hat ein Kommunalcollège, ein Zweigetablissement der Waffenfabrik zu Tulle, Gerberei, Bierbrauerei, Hutfabrikation, lebhaften Handel und (1881) 1803 Einw.

Treilhard (spr. träjar), Jean Baptiste, Graf, Mitglied des franz. Direktoriums, geb. 3. Jan. 1742 zu Brives im Limousin, studierte zu Paris die Rechte, wurde Advokat beim Parlament, 1789 von der Stadt Paris als Deputierter in die Generalstaaten, nach dem Schluß der Nationalversammlung zum Präsidenten des Kriminalhofs im Departement Seine-et-Oise und 1792 von der Stadt Paris in den Nationalkonvent gewählt. Er stimmte für den Tod des Königs, jedoch für Aufschub der Hinrichtung. Im April 1793 ward er Mitglied des Wohlfahrtsausschusses und mit einer Sendung in die westlichen Departements beauftragt, aber nach seiner Rückkehr wegen allzu großer Milde nicht wieder gewählt. Erst nach Robespierres Sturz trat er wieder in den Wohlfahrtsausschuß, dessen gewöhnlicher Berichterstatter er war. 1795 trat er in den Rat der Fünfhundert und ward endlich Präsident desselben. Am 20. Mai 1797 schied er aus und übernahm die Präsidentschaft einer Sektion des Kassationshofs, ward aber bald darauf als Unterhändler des Friedens mit England nach Lille, sodann als bevollmächtigter Minister nach Neapel und zuletzt zum Kongreß nach Rastatt geschickt, wo er aber nur kurze Zeit verweilte. 1798 ward er Mitglied des Direktoriums, unterstützte den Staatsstreich Bonapartes vom 18. Brumaire und ward daher von demselben später zum Präsidenten des Pariser Appellhofs und Mitglied des Staatsrats ernannt, als welcher er bei der Bearbeitung des Code Napoléon wesentliche Dienste leistete. 1804 ward er zum Präsidenten der Gesetzgebungssektion im Staatsrat ernannt und in den Grafenstand erhoben. Er starb 1. Dez. 1810.

Treisam, Fluß, s. Dreisam.

Treitschke, Heinrich Gotthard von, namhafter Geschichtschreiber und Publizist, geb. 15. Sept. 1834 zu Dresden, Sohn des 1867 gestorbenen sächsischen Generalleutnants v. T., studierte in Bonn, Leipzig, Tübingen und Heidelberg, war 1858-63 Privatdozent der Geschichte in Leipzig, dann Professor in Freiburg, legte aber 1866 wegen der Haltung Badens in der deutschen Krisis sein Amt nieder und ging nach Berlin, wo er die Leitung der "Preußischen Jahrbücher" übernahm, zu deren thätigsten Mitarbeitern er seit 1858 gehört hatte. Im Herbst 1866 als Professor nach Kiel berufen, erhielt er 1867 den durch Häussers Tod erledigten Lehrstuhl in Heidelberg, von wo er 1874 als Professor nach Berlin ging. 1871-88 war er liberales Mitglied des Reichstags. Nach Rankes Tod wurde er zum Historiographen des preußischen Staats ernannt. Treitschkes Schriften sind: "Die Gesellschaftswissenschaft" (Leipz. 1859); "Historische und politische Aufsätze" (5. Aufl., das. 1886, 3 Bde.); "Zehn Jahre deutscher Kämpfe 1865-74" (Berl. 1874, 2. Aufl. 1879) sowie die kleinern: "Der Sozialismus und seine Gönner" (das. 1875); "Der Sozialismus und der Meuchelmord" (das. 1878); "Zwei Kaiser" (das. 1888). Auch gab er "Vaterländische Gedichte" (2. Aufl., Götting. 1859) heraus. Sein Hauptwerk ist die "Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert", von welcher bisher 3 Bde. (Leipz. 1879-85, bis 1830 reichend) erschienen sind. In diesem auf sehr gründlichen Forschungen beruhenden und glänzend geschriebenen Buch prägten sich Treitschkes leidenschaftlicher Patriotismus und seine Abneigung gegen den herkömmlichen Liberalismus so scharf aus, daß es vielfach auf Widerspruch stieß, wie er denn durch einige tadelnde Artikel gegen die Überhebung mancher Juden sich deren Haß zuzog, was zum Anlaß wurde, daß er im Juli 1889 von der Leitung der "Preußischen Jahrbücher" zurücktrat.

Treitzsauerwein, s. Weiß-Kunig.

Treja, Stadt in der ital. Provinz Macerata, Bischofsitz, mit Kathedrale, Gymnasium, technischer Schule und (1881) 2214 Einw.