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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Troygewicht; Troyon; Troypfund; Troyunze; Trözēn; Trübau; Trübmaß; Trübner; Trubtschewsk; Truchmēnen; Truchseß

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Troygewicht - Truchseß.

schönen Promenaden, Obst- und Weinpflanzungen sowie zahlreichen Bewässerungskanälen umgebenem Innern jedoch größtenteils eng und unregelmäßig gebaut. Unter den Kirchen zeichnen sich namentlich die Kathedrale zu St.-Pierre, ein schöner gotischer Bau mit prächtigem Portal und alten Glasmalereien, sowie die Kirchen St.-Urbain, Ste.-Madeleine und St.-Remy aus. Die übrigen hervorragenden Gebäude sind: das Rathaus, das Spital, das Lyceal-Gebäude, das Theater und die Kaufhallen. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886) 44,864 (als Gemeinde 46,972). T. hat eine Ackerbau- und Handelskammer, eine Filiale der Bank von Frankreich, zahlreiche Spinnereien für Schafwolle und Baumwolle, Fabrikation für wollene, baumwollene und leinene Stoffe, Wirkwaren, Handschuhe, Stickereien, künstliche Blumen, Blechwaren, Nadeln, Leder, Wachsleinwand, Pergament, Papier etc., Brauereien, Brennereien, Bereitung von berühmten Cervelatwürsten und geräucherten Hammelzungen und lebhaften Handel. Es hat ein Lyceum, eine Zeichen- und Bauschule, eine Handels- und Gewerbeschule, einen Kursus für angewandte Chemie, Normalschulen für Lehrer und Lehrerinnen, eine öffentliche Bibliothek von 110,000 Bänden und gegen 5000 Handschriften, eine Gemäldegalerie, Münz- und Antikensammlung und mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften. T. ist der Sitz eines Bischofs, des Präfekten, eines Gerichtshofs und eines Handelsgerichts. - T. war im Altertum die Hauptstadt der keltischen Tricasser und hieß Noviomagus, erhielt von Augustus den Namen Augustobona und nahm im 5. Jahrh. den Namen Trecä an. In der Nähe, bei Méry, fand 451 die große Hunnenschlacht (s. d.) statt. 889 von den Normannen zerstört, ward es 950 wieder aufgebaut, kam 1019 in den Besitz der Grafen von Champagne als deren Hauptstadt und fiel 1339 mit der Champagne an die Krone Frankreich. 1111 wurde hier ein Konzil abgehalten, auf welchem die Gregorianischen Edikte wegen der Investitur erneuert wurden. 1415 wurde T. von dem Herzog Johann von Burgund zerstört. Am 21. Mai 1420 wurde hier der Friede zwischen Frankreich und England geschlossen, in welchem der König Heinrich V. von England mit der Hand Katharinas, der Tochter des Königs Karl VI. von Frankreich, die Anwartschaft auf den französischen Thron nach des Schwiegervaters Tod und bis dahin die Regentschaft in Frankreich erhielt. 1429 eroberte es Karl VII. wieder. Im Feldzug von 1814 war T. als einer der Hauptoperationspunkte der österreichischen Armee von Wichtigkeit. Vgl. Boutiot, Histoire de la Ville de T. (Troyes 1870-80, 5 Bde.).

Troygewicht (spr. treu-), Gewicht in England für Gold, Silber und Juwelen, das auch als Apothekergewicht und für wissenschaftliche Gewichtsvergleichungen dient. Das Troypfund wird eingeteilt in 12 Unzen zu 20 Pfenniggewicht (dwt.) à 24 Grän, also 5760 Troygrän, und wiegt 373,242 g. Apotheker teilen dieses Pfund in 12 Unzen (^) zu 8 Drachmen (^) zu 3 Skrupel (^) zu 20 Grän ein. 7000 dieser Grän Troy sind gleich einem Pfund Avoirdupois, so daß 175 Pfd. Troy = 144 Pfd. Avoirdupois sind. Der Name T. kommt von der Stadt Troyes her (vgl. Avoirdupois).

Troyon (spr. trŏajóng), Constant, franz. Maler, geb. 25. Aug. 1810 zu Sèvres, bildete sich bei Riocreux und Poupart, wurde aber erst durch den Einfluß von Roqueplan auf das unmittelbare Studium der Natur hingelenkt, welchem er schon seit 1836 in seinen Landschaften Ausdruck gab. Eine 1847 nach Holland unternommene Reise vollendete seinen Übergang zu einer völlig realistischen Naturanschauung, mit welcher er Größe der Auffassung und Energie und Breite der koloristischen Behandlung verband. Er belebte seine Landschaften besonders mit Tieren (Rindvieh, Pferden, Schafen), welche einen immer breitern Raum einnahmen. Schließlich wurde T. als Tiermaler ebenso bedeutend wie als Landschafter, und es gelang ihm, selbst naturgroße Darstellungen von Tieren mit landschaftlichem Hintergrund eindrucksvoll und fesselnd zu gestalten, wobei er die Wirkungen des Sonnenlichts zu Hilfe nahm. Seine Hauptwerke sind: die Rückkehr aus der Meierei (1849, im Louvre), das Thal der Touque, die zur Feldarbeit getriebenen Ochsen (1855, im Louvre), der Wagen mit dem Esel, ein Spätsommertag in der Normandie, die Furt, Schafherde nach dem Gewitter, Schafe am Morgen. Die Motive zu seinen Landschaften entnahm er zumeist der Umgegend von Paris, der Touraine und der Normandie. Überanstrengung führte 1863 eine Geisteskrankheit herbei, der er 21. Febr. 1865 erlag. Vgl. Dumesnil, T. (Par. 1888).

Troypfund, s. Troygewicht.

Troyunze (abgekürzt oz.), im engl. Bankverkehr die Gewichtseinheit, nach welcher Gold und Silber gehandelt werden (s. Troygewicht). Dieselbe wird für Silber in Zehntel-, für Gold in Tausendstelunzen eingeteilt.

Trözēn (Trözene), im Altertum Stadt in der griech. Landschaft Argolis, 20 Stadien von der Ostküste, an welcher die dazu gehörigen Häfen Kelenderis und Pogon lagen, ursprünglich von Ioniern bewohnt, ward nach der Wanderung der Herakliden dorisiert, gelangte zu Macht und Blüte auch auf der See und nahm am Perserkrieg rühmlichen Anteil. 430 und 425 v. Chr. brandschatzten die bisher mit T. befreundeten Athener das Land. Im korinthischen Krieg 394 stand T. auf seiten der Lakedämonier, ebenso kämpfte es 373 gegen Athen. In der makedonischen Zeit ging es aus einer Hand in die andre und kam endlich an den Achäischen Bund. Zu Pausanias' Zeit war es noch eine ansehnliche Stadt. Unbedeutende Reste beim heutigen Dorf Damalá.

Trübau, 1) (Mährisch-T.) Stadt in Mähren, an der Trebowka, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Obergymnasium, fürstlich Liechtensteinschem Schloß, Seiden-, Leinwand- und Kattunweberei, Färberei und Druckerei sowie (1880) 6056 Einw. In der Nähe Steinkohlenbergbau. -

2) Stadt, s. Böhmisch-Trübau.

Trübmaß (Trübeichmaß), s. Altmaß.

Trübner, Nikolaus, Buchhändler und Bibliograph, geb. 12. Juni 1817 zu Heidelberg, begründete 1852 ein Verlagsgeschäft (T. u. Komp.) in London, das sich durch seine Umsicht und Thätigkeit zu einem der ersten der Welt aufgeschwungen hat und einen bedeutenden Vermittelungseinfluß in der Weltlitteratur ausübt. Er verfaßte: "Bibliographical guide to American literature" (1859) und gab in Monatsheften "Truebner's American and Oriental literary Records" (seit 1865) heraus. Er starb 30. März 1884.

Trubtschewsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orel, an der Desna, mit (1885) 5275 Einw. und Getreidehandel nach Riga und Petersburg.

Truchmēnen, Volksstamm, s. v. w. Turkmenen.

Truchseß (v. altd. truhtsâzo, "Vorgesetzter der truht", des Trosses; auch Seneschall, lat. Dapifer, franz. Écuyer de cuisine, Écuyer tranchant, engl. Steward), im mittelalterlichen Königtum der Küchenmeister, zugleich der erste Diener des Monarchen