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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Truchtersheim; Truck; Truckee; Trucksystem; Trude; Trudpert; Trueba; Trueba y Cosio; Trüffel

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Truchtersheim - Trüffel.

bei der Tafel, dann der Oberaufseher über den ganzen Hofhalt. Im vormaligen Deutschen Reich gehörte seit Otto I. das Truchsessenamt zu den Erzämtern (s. d.). Erztruchseß war bis 1623 der Kurfürst von der Pfalz, dann der Kurfürst von Bayern, 1706-1714 wieder Pfalz, und von da bis zur Auflösung des Reichs wieder Bayern. Als Erbtruchseß fungierte der Graf von Waldburg. Am österreichischen Hof rangieren die Truchsesse unter den Kämmerern. Diese Truchsessenwürde ist häufig mit dem Besitz von Gütern verbunden.

Truchtersheim, Dorf und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Landkreis Straßburg, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Mineralquelle, Weinbau und (1885) 639 Einw.

Truck (Ruck), Insel der span. Gruppe der Karolinen (s. d.).

Truckee (spr. tröcki), Stadt im nordamerikan. Staat Kalifornien, an der Pacificbahn, 1774 m ü. M., westlich vom 2139 m hohen T.-Paß der Sierra Nevada, hat Sägemühlen und (1880) 1147 Einw.

Trucksystem (spr. tröck-, v. engl. truck, "Tausch, Tauschhandel"), das Verfahren, Arbeiter, besonders Fabrikarbeiter, nicht in barem Geld, sondern in Naturalien, namentlich in Anweisungen auf einen vom Arbeitgeber gehaltenen Laden abzulohnen. Vielfach von habsüchtigen Fabrikanten mißbraucht, wurde dasselbe schon früher in England heftig bekämpft und meist gesetzlich verboten. (Das erste gegen das T. ankämpfende Gesetz wurde in England 1464 erlassen; zu demselben kamen in den folgenden Jahrhunderten noch eine Reihe [etwa 16] weiterer Gesetze. Dieselben wurden durch das noch bestehende Gesetz von 1831 aufgehoben, welches durch die Truck-Amendment Act vom 16. Sept. 1887 ergänzt und erweitert wurde. In Preußen allgemeines Verbot 1847, während im Bergbau und in der Textilindustrie schon im 16. Jahrh. Verbote vorkamen; Verbot in Belgien durch Gesetz vom 16. Aug. 1887.) Die deutsche Gewerbeordnung verpflichtet die Arbeitgeber (ursprünglich nur die Fabrikinhaber sowie diejenigen, welche mit Ganz- oder Halbfabrikaten Handel treiben, seit 1878 alle Gewerbtreibenden, vgl. Fabrikgesetzgebung, S. 1002), die Löhne ihrer Arbeiter bar auszuzahlen; sie dürfen denselben keine Waren kreditieren; zuwiderlaufende Verträge sind nichtig. Nun gibt es freilich auch Fälle, in denen die Gewährung von Naturalien nicht zu umgehen und für den Arbeiter selbst vorteilhaft ist. Deshalb wurde auch gestattet, den Arbeitern Wohnung, Feuerungsbedarf, Landnutzung, regelmäßige Beköstigung, Arzneien und ärztliche Hilfe sowie Werkzeuge und Stoffe zu den von ihnen anzufertigenden Fabrikaten unter Anrechnung bei der Lohnzahlung zu verabfolgen. In Rußland ist das T. in verschiedenen Formen noch sehr verbreitet.

Trude, Trudenfuß, s. Druden, Drudenfuß.

Trudpert, Missionär im Breisgau, soll um 650 (nach den sehr dürftigen Nachrichten) von einem Grafen Othbert in einem Thal des Flüßchens Neumage ein Grundstück zu einer geistlichen Stiftung erhalten haben, doch bei der Herstellung des Gebäudes ermordet worden sein. Deshalb wurde er als Heiliger verehrt. Vgl. Körber, Die Ausbreitung des Christentums im südlichen Baden (Heidelb. 1878).

Trueba (T. y la Quintana), Antonio de, span. Dichter und Novellist, geb. 24. Dez. 1821 im baskischen Dörfchen Montellana (Provinz Viscaya) als der Sohn armer Landleute, kam mit 15 Jahren nach Madrid, um die Kaufmannschaft zu erlernen, trieb nebenbei mit großem Eifer Studien und erlangte an der Universität mehrere Grade. 1846 endlich dem Handelsstand Valet sagend, wandte er sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu und machte sich durch seine in Zeitschriften erscheinenden Lieder und Gedichte einen Namen. Königin Isabella ernannte ihn 1862 zum Archivar von Viscaya mit einem Gehalt von 18,000 Realen und verlieh ihm den Titel eines Poeta de la reina, den er nach der Revolution von 1868, infolge deren er sein Amt verlor, mit dem eines Poeta del pueblo vertauschte. Seitdem wieder in Madrid lebend, starb er daselbst 10. März 1889. T. ist der populärste spanische Dichter der Gegenwart. Seine Lieder, gesammelt in dem oft aufgelegten "Libro de los cantaras" (Madr. 1852), leben im Munde des Volkes und haben ihm den Namen des "spanischen Béranger" verschafft. Sie verherrlichen vorzugsweise die baskische Heimat des Dichters und zeichnen sich aus durch Treuherzigkeit der Gesinnung, gefällige Form und natürliche Sprache wie durch Tiefe der Empfindung bei meist melancholischem Grundton. Außerdem veröffentlichte er eine große Anzahl von Erzählungen (Novellen, Märchen, Schwänke) unter verschiedenen Titeln: "Cuentos de color de rosa" (1859), "Cuentos campesinos" (2. Aufl. 1862), "Cuentos de vivos y muertos" (1866), "Marta Santa" (1874), "Cuentos de varios colores" (1874), "Narraciones populares" (1875), "Cuentos de madres é hijos" (1879), "Nuevos cuentos populares" (1880) etc., welche gleiche Beliebtheit wie sein Liederbuch erlangten und zum Teil auch ins Deutsche, Französische, Englische, Russische und Italienische übersetzt wurden. Sie sprechen an durch die natürliche Einfachheit der Erzählung und die Anmut in der Beschreibung des ländlichen Lebens, lassen aber die reaktionäre Gesinnung und ultramontanen Sympathien des Verfassers zu sehr hervortreten. Endlich sind von T. auch historische Romane, wie "El Cid Campeador", "El redentor moderno" (1876) u. a., und seine neuesten Werke: "Arte de hacer versos" (1881), "De flor en flor" (1882), "El gaban y la chaqueta" (1884), zu erwähnen. Eine Auswahl aus seinen Schriften enthält die "Coleccion de autores españoles" (Leipz. 1874 ff.).

Trueba y Cosio, Telesforo de, span. Dichter, geb. 1805 zu Santander, machte, zur diplomatischen Laufbahn bestimmt, seine darauf bezüglichen Studien in London und Paris und wurde sodann Attaché bei der dortigen Gesandtschaft. Nach seiner Rückkehr in das Vaterland 1822 stiftete er mit andern die Akademie, in welcher sich damals alle jüngern Dichter Spaniens vereinigten. Zu Cadiz, wohin er als Anhänger der Cortesregierung 1823 flüchten mußte, schrieb er die beiden Lustspiele: "El veleta" und "Casarse con 60,000 duros", die ihm für immer einen Platz unter den besten spanischen Dramatikern sichern. Nach der Wiederherstellung des Absolutismus in Spanien wandte sich T. nach London. Hier schrieb er in englischer Sprache mehrere historische Romane, unter welchen "Gomez Arias" (1828) und "The Castilian" (1829) am bekanntesten sind, das historisch-biographische Werk "Lives of Cortes and Pizarro" (1830), das große Verbreitung fand, viele Lustspiele und das historische Drama "The royal delinquent". Den bedeutendsten Ruf aber verschaffte ihm das Sittengemälde "Paris and London" (1833). 1834 nach Spanien zurückgekehrt, ward er hier zum Prokurator und dann zum Sekretär der Zweiten Kammer gewählt. Er starb 4. Okt. 1835 in Paris.

Trüffel (Speisetrüffel, Tuber Mich.), Pilzgattung aus der Unterordnung der Tuberaceen und der