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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tussis - Tuzla.

ständigen, gelben, vor den Blättern sich entwickelnden Blüten, wächst auf feuchten, thonigen Feldern in Europa und dem gemäßigten Asien, auf Äckern ein schwer auszurottendes Unkraut. Offizinell sind die geruchlosen Blätter als bitter-schleimiges und adstringierendes Mittel. T. Petasites, s. Petasites.

Tussis (lat.), Husten.

Tussoo (Tössuh), ind. Längenmaß, = 1/16 Hath = 1/32 engl. Yard = 0,029 m.

Tutāmen (lat.), Schutzmittel.

Tutanĭablech, s. Britanniametall.

Tute, s. Blatttute.

Tutēl (lat.), s. Vormundschaft.

Tutēla, bei den Römern Schutzgöttin eines Ortes oder einer Person.

Tuten, in der Probierkunst benutzte Schmelztiegel mit Fuß.

Tutenag, ordinäres chines. Neusilber.

Tutenmergel, s. Nagelkalk.

Tuthmōsis, Name mehrerer ägypt. Könige, von denen T. III. (1625-1565 v. Chr.) nach der Vertreibung der Hyksos zahlreiche Feldzüge nach Syrien unternahm und die Küste wie das Bergland bis Damaskus und Hamat unterjochte; ebenso unterwarf er das untere Nubien; seine Siege verherrlichte er durch Inschriften auf seinen prachtvollen Bauten in Theben und anderwärts.

Tutikorin (Tutukudi), Hafenstadt an der Südostküste der indobrit. Präsidentschaft Madras, am Golf von Manaar, Endstation der Südindischen Eisenbahn, mit katholischer Mission, einem Nonnenkloster und (1881) 16,281 Einw. (ein Drittel Katholiken), welche bedeutenden Handel und Perlenfischerei betreiben. T. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Tutilīna, röm. Göttin des Getreideeinfahrens.

Tūtor (lat.), Vormund, s. Vormundschaft. In England ist T. (spr. tjuhter) Titel für gewisse Universitätslehrer, und zwar unterscheidet man College tutors und Private tutors; die erstern, angestellte Professoren, fungieren in den einzelnen Colleges als Aufseher und Studienleiter, während die letztern, als Fellows (s. d.) der Universität attachiert, zu den Studenten im Verhältnis bezahlter Privatlehrer stehen.

Tutowa, rumän. Kreis in der Moldau, mit der Hauptstadt Berlad.

Tutti Frutti (ital. "alle Früchte"), Gericht, aus verschiedenen Gemüsen oder Früchten zusammengesetzt, Allerlei (auch als Büchertitel gebraucht, z. B. von Fürst Pückler).

Tuttlingen, Oberamtsstadt im württembergischen Schwarzwaldkreis, an der Donau, unweit der badischen Grenze, Knotenpunkt der Linien Rottweil-Immendingen und T.-Sigmaringen der Württembergischen Staatsbahn, 643 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Kinderrettungs- und Erziehungsanstalt, ein Denkmal des Dichters Schneckenburger, ein Amtsgericht, ein Kameralamt, ein neues Schlachthaus, bedeutende Schuhfabrikation, Fabriken für chirurgische Instrumente, Messer, Leder und Wollwaren, Bierbrauerei, einen Wollmarkt, lebhaften Getreidehandel u. (1885) 8659 meist evang. Einwohner. In der Nähe das königliche Eisenhammerwerk Luwigsthal ^[richtig: Ludwigsthal]. Über der Stadt auf einem Berg liegen die schönen Ruinen des Schlosses Honberg, das im Krieg zerstört wurde. Südöstlich davon, meist auf badischem Gebiet, die Tuttlinger Höhe (864 m) mit herrlicher Aussicht nach den Alpen. Die Stadt T. stammt wohl schon aus der Römerzeit; sie gehörte dann zur Grafschaft Baar und kam im 15. Jahrh. an Württemberg. Hier 24. Nov. 1643 Sieg der Österreicher und Bayern unter Johann v. Werth, Hatzfeld und Mercy über die Franzosen unter dem Grafen Rantzau.

^[Abb.: Wappen von Tuttlingen.]

Tutto (ital.), ganz; Tutta la forza, musikal. Vortragsbezeichnung, s. v. w. mit ganzer Kraft; Tutti, s. v. w. alle, womit im Gegensatz zu Solo (s. d.) der Einsatz des Orchesters oder Chors angezeigt wird.

Tutuila, eine der Samoainseln (s. d., S. 260).

Tütz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Deutsch-Krone, zwischen drei Seen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß und (1885) 2045 Einw.

Tutzing, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt München II, am Starnberger See, Knotenpunkt der Linien München-Peißenberg und T.-Penzberg der Bayrischen Staatsbahn, ein beliebter Sommeraufenthalt der Münchener, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, schöne Villen, Bierbrauerei und (1885) 800 Einw.

Tuwumba (engl. Toowoomba), Stadt in der britisch-austral. Kolonie Queensland, Grafschaft Aubigny, an der Eisenbahnlinie Brisbane-Roma, das Zentrum des reichen Weidedistrikts der Darling Downs, mit Hospital, 5 Bankfilialen und (1881) 6270 Einw., darunter über 1000 Deutsche, die hier 2 Kirchen und 2 Schulen haben.

Túxpam, Seehafen im mexikan. Staat Veracruz, an der Mündung des gleichnamigen Flusses, hat ein Hospital, ein Gefängnis und (1880) 5979 Einw. im Munizipium. In der Nähe (bei Chapopote) ist eine Petroleumquelle. Ausfuhr 1883-84: 401,892 Pesos, bestehend aus Honig, Rohfellen, Kautschuk, Zedernholz, Gelbholz, Sassaparille etc.

Tuxtla, thätiger Vulkan an der Küste von Mexiko, südlich von Veracruz, 1560 m hoch.

Tuxtla Gutierrez, Stadt im mexikan. Staat Chiapas, am Rio Mescalapa, 50 km westlich von San Cristóbal, hat Kakao- und Tabakshandel und (1880) 6963 Einw.

Tūy, Bezirksstadt und Festung in der span. Provinz Pontevedra, am Minho und an der Eisenbahn von Monforte nach Vigo, gegenüber der portugiesischen Festung Valença gelegen, mit Leinwandfabriken, Bereitung von Konfitüren, starkem Obstbau, Ausfuhr von Rindvieh und (1878) 11,710 Einw. T. ist ein Hauptsitz des Schleichhandels nach Portugal. Es ist seit dem 6. Jahrh. Bischofsitz. In der Nähe warme Schwefelquellen.

Tuzla (Unter-T., Doljnja-T.), Kreisstadt in Bosnien, an beiden Ufern der Jalta ^[richtig: Jala oder Julla], Station der Bahnlinie Doboj-T.-Siminhan, Sitz eines griechisch-oriental. Bischofs, eines Militär-Platzkommandos und eines Bezirksgerichts, hat 3 Brücken, zahlreiche Moscheen, ein Nonnenkloster, (1885) 7189 Einw. (5171 Mohammedaner), lebhaften Handel, besonders mit Vieh und Pferden, eine Volks- und Handelsschule, ein Spital, einen Park, reiche Kohlenlager und berühmte Salzquellen, von welch letztern T. seinen Namen hat (Tuz = Salz). Bei T., dessen Umgebung reich an Bogumilengräbern ist, und das 1225 Hauptstadt der Provinz Soli war, 1693 Sieg des kaiserlichen Feldherrn Perčinlija über die Türken und 9. bis 10. Aug. 1878 Gefechte zwischen österreichischen Truppen und den Insurgenten.