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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Veltliner Wein - Vendéerkrieg.

1859 fiel es mit der Lombardei an das Königreich Sardinien und bildet jetzt die italienische Provinz Sondrio. Vgl. Leonhardi, Das V. (Leipz. 1860); Romegialli, Storia della Valtellina (Sondrio 1834); Zwiedineck-Südenhorst, Die Politik der Republik Venedig, Bd. 2: »Die Befreiung des V.« (Stuttg. 1885); Wiezel, Veltliner Krieg (hrsg. von Hartmann, Straßb. 1887).

Veltliner Wein, s. Italienische Weine.

Velum palatīnum (lat.), der weiche Gaumen, das Gaumensegel.

Velverets (Velveteen), s. Manchester (Stoff).

Vely, E., Pseudonym, s. Simon 7).

Veme, s. Femgerichte.

Ven., in England Abkürzung für Venerable (»Ehrwürden«), Titel der Erzdiakone.

Vena (lat.), Blutader (s. Venen); z. B. V. portae, die Pfortader.

Venăfro, Stadt in der ital. Provinz Campobasso, Kreis Isernia, unweit des Volturno, in fruchtbarer, aber ungesunder Thalerweiterung, an der Costa rossa und an der Eisenbahn Cajanello-Vairano-Isernia, überragt von dem Baronialpalast der Familie Caracciolo, hat stattliche Häuser und Kirchen, Reste eines Amphitheaters und eines Aquädukts, Ölbau und (1881) 4029 Einw. V. ist das alte Venafrum.

Venaissin (spr. wĕnäßâng, Comitatus Vindascinus), Grafschaft im südlichen Frankreich, zwischen Rhône und Durance (Dep. Vaucluse), mit der Hauptstadt Venasque, später Carpentras, in der keltischen Zeit das Land der Cavarer, gehörte in der Zeit des arelatischen Königreichs den Grafen von Arles, dann seit 1125 denen von Toulouse. Durch die Heirat der Tochter Raimunds VII. mit Alfons v. Poitiers, dem Bruder Ludwigs IX., kam es an das französische Königshaus, welches es 1274 dem Papst Gregor X. abtrat. Den Päpsten gehörte V. bis 14. Sept. 1791, wo es infolge eines Volksaufstandes gegen die päpstliche Herrschaft von der Konstituierenden Nationalversammlung mit Frankreich vereinigt ward; definitiv wurde es im Frieden von Tolentino (19. Febr. 1797) abgetreten.

Venāl (lat.), käuflich, feil; Venalität, Käuflichkeit.

Venantius Fortunātus, spätröm. Dichter, geboren um 535 bei Treviso, starb um 600 als Bischof zu Poitiers. Seine 11 Bücher Gedichte vermischten Inhalts (»Miscellanea«) sind nicht ohne Formgeschick und Wert für die Zeitgeschichte; eine der ansprechendsten Dichtungen ist die Schilderung einer Mosel- und Rheinfahrt von Metz nach Andernach (»De navigio suo«), das Seitenstück zu Ausonius' »Mosella« (im Anhang zu derselben hrsg. von Böcking, Bonn 1842). Gesammelt erschienen: »Opera poetica« (hrsg. von Leo) und »Opera pedestria« (hrsg. von Krusch, beide in den »Monumenta Germ. histor.«, 1881 u. 1886).

Venāria Reāle, Flecken in der ital. Provinz Turin, unweit der Stura, an der Eisenbahn Turin-Lanzo, mit ehemals beliebtem königlichen Jagdschloß (daher der Name), Kasernen, mehreren Fabriken und (1881) 3930 Einw. Dabei die königliche Villeggiatur Mandria mit zoologischem Garten.

Venäsektion (lat.), Aderlaß.

Venasque (spr. wenáske), span. Festung, s. Benasque.

Vénasque (spr. wenásk), Flecken im franz. Departement Vaucluse, ehemals Hauptort von Venaissin (s. d.).

Venation (lat.), Jagd; venatorisch, zur Jagd gehörig. S. Tierkämpfe.

Vence (spr. wāngs), Stadt im franz. Departement Seealpen, Arrondissement Grasse, 8 km von der Bahnstation V.-Cagnes (Linie Marseille-Nizza), mit Kathedrale, römischen Altertümern, Feigenbau, Fabrikation von Parfümen, Seife, Leder etc. und (1881) 2371 Einw. V. war bis 1801 Bischofsitz.

Venda (portug.), Kaufladen (in Brasilien).

Vendée (spr. wangdeh), franz. Departement, nach dem in die Sèvre Niortaise fallenden Flüßchen V. benannt, ungefähr das alte Niederpoitou umfassend, wird von den Departements Niederloire und Maine-et-Loire (nördlich), Deux-Sèvres (östlich), Niedercharente (südlich) und dem Atlantischen Ozean (westlich) begrenzt und umfaßt einen Flächenraum von 6703 qkm (122,17 QM.). Das Departement liegt teils im Strombecken der Loire, zu welcher von hier die Sèvre Nantaise mit der Maine und die Boulogne fließen, teils wird es von mehreren Küstenflüssen (Vie, Lay, Sèvre Niortaise mit Autise und V.) bewässert. Außer dem Kanal von Luçon zum Meer enthält das Departement zahlreiche Entwässerungskanäle. Der Boden zerfällt in drei verschiedene Gebiete: Marais, dem Meer abgewonnener Alluvialboden, längs der Seeküste, teils sandig, teils morastig, aber durch Kunstbauten (Kanäle und Dämme gegen das Meer zu) sowie durch großen Fleiß urbar gemacht, liefert viel Salz, hat gute Weiden und bringt vortrefflichen Hanf, Getreide, Gemüse und Wein hervor; Bocage, das granitische, bewaldete Hügelland, das aber auch Heiden umfaßt und, von zahlreichen kleinen Flüssen entwässert, Wein und Obst hervorbringt; Plaine, das ganze, aus Jurakalkschichten bestehende Gebiet zwischen der Bocage und der Südgrenze, ein dürrer, wasserarmer Landstrich. Zum Departement gehören auch die Inseln Noirmoutier (s. d.) und Yeu (s. d.), rings von Klippen umgeben. Von der Oberfläche kommen auf Äcker 468,623, Wiesen 102,155, Weinberge 18,835, Wälder 31,001, Heiden und Weiden 9444 Hektar. Die Produkte der Landwirtschaft sind: Weizen (1886: 2,3 Mill. hl), Gerste, Hafer und Buchweizen, Gemüse, Kartoffeln, Futterrüben, Flachs, Hanf, Raps und Wein (in guten Jahren ⅓ Mill. hl). Das Departement enthält die Steinkohlenlager von Vouvant und Chantonnay (Produktion 19,000 Ton.); außerdem finden sich Marmor, Antimon und mehrere eisenhaltige Quellen. Das Klima ist veränderlich und feucht, aber nicht ungesund. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 434,808 Einw. Haupterwerbsquellen sind: Ackerbau, Viehzucht, besonders Rindviehzucht (1886: 327,407 Stück), dann Schafzucht (154,291 Stück), Seesalzgewinnung (1885: 27,319 Ton.) und Fischerei. Die Industrie ist unbedeutend und liefert nur Papier, Baumwollgarn, Schafwoll- und Leinengewebe, konservierte Fische, insbesondere Sardinen in Büchsen, u. a. Der Handel führt hauptsächlich Salz, Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse und Fische aus, dagegen Wein, Holz, Baumaterialien und Kohle ein. Zur Vermittelung des Verkehrs dient die Eisenbahn von Nantes nach La Rochelle, mit welcher in La Roche sur Yon die Linien von Bressuire, Sables d'Olonne, St.-Gilles und St.-Hilaire zusammentreffen, dann die acht Häfen des Departements. Das Departement zerfällt in die drei Arrondissements: Fontenay, La Roche sur Yon und Sables d'Olonne; Hauptstadt ist La Roche sur Yon. Vgl. Loudun, La V., le pays, le mœurs, etc. (neue Ausg., Par. 1873); Aubert, Côtes vendéennes (das. 1887); Deniau, Histoire de la V. (Angers 1878-79, 2 Bde.).

Vendéerkrieg. Die Bevölkerung des ganzen Küstenstrichs der Vendée im weitern Sinn, der den größern Teil des alten Poitou und einen Teil von Anjou