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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vesuvian; Vesuvin; Veszprim; Veteranen; Veteranihöhle; Veterinär; Veterinärrat, deutscher; Veterinärwesen

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Vesuvian - Veterinärwesen.

die in den Jahren 1804, 1810, 1822, 1828, 1831, 1834, 1839, dann 1850, 1855, 1856 und 1857, 1858, 1868. In diesem Jahr spaltete sich der große Vesuvkegel, aus dem Gipfelkrater erhob sich ein 100 m hoher Eruptionskegel und aus diesem ein kleinerer. Ein weiterer Ausbruch erfolgte im April 1872. Bereits seit Monaten hatte der Lavaausfluß aus einer nordöstlichen Spalte im Aschenkegel gedauert; 24. April ergoß sich darauf ein hell leuchtender Lavastrom von der Südseite des Kegels hinab; am 25. drängten sich Rauchwolken massenhaft aus dem Krater; am 26. morgens riß plötzlich der Kegel in seiner ganzen Länge von der Spitze bis zum Atrio mit weit klaffender Spalte auf, welcher nun eine ungeheure Lavamasse entquoll. Zu gleicher Zeit schleuderten die beiden Gipfelkrater unter heftigen Detonationen zahllose glühende Wurfmassen bis zur Höhe von 1300 m empor. Hierbei kam eine große Zahl von Besuchern des Vesuvs um. Die Hauptmasse der Lava drang nordwestlich bis zwischen die Ortschaften Massa und San Sebastiano vor, zerstörte dieselben teilweise und blieb bei einem Landhaus (Villa Giordano) stehen, worauf 1. Mai ein starkes Gewitter diesen seit 1631 bedeutendsten Ausbruch beschloß. Bis 1875 herrschte dann Ruhe, aber seitdem ist der Berg wieder in beständiger Unruhe; 1878 und 1879 haben sich wiederholt Lavaströme in das Atrio del Cavallo ergossen (s. Tafel »Vulkane«, Fig. 4-6). Vgl. Roth, Der V. und die Umgebung von Neapel (Berl. 1857); vom Rath, Der V. (das. 1873); d'Augerot, Le Vésuve (Limoges 1881); Palmieri, Il Vesuvio e la sua storia (Mail. 1880); »Lo spettatore del Vesuvio« (hrsg. vom italienischen Alpenklub, Neap. 1887).

Vesuvian, s. v. w. Idokras (s. d.).

Vesuvin, s. v. w. Phenylenbraun, s. Azofarbstoffe.

Veszprim (spr. wéßprim), ungar. Komitat am rechten Donauufer, von den Komitaten Zala, Somogy, Tolna, Weißenburg, Gran, Raab, Ödenburg und Eisenburg begrenzt, umfaßt 4166 qkm (75,6 QM.). Es enthält den größten Teil des Bakonyer Waldes und das Nordostende des Plattensees, ist wellenförmig-hügelig, hat (1881) 208,487 Einw. (meist Ungarn), viel Obst, Wein (besonders vorzüglich der Schomlauer und Ságher), Getreide, Tabak, Gemüse etc., gute Viehweiden, Fische, Alaun und Steinkohlen. - Die Stadt V., auf steilem Hügel am See und Station der Bahnlinie Stuhlweißenburg-Steinamanger, Sitz des Komitats, eines Bischofs und Gerichtshofs, hat eine auf hohem Kalkfelsen sich erhebende prachtvolle Kathedrale (aus dem 14. Jahrh.), mehrere andre Kirchen, eine bischöfliche Residenz, vier Klöster, ein Seminar, eine theologische Diözesanlehranstalt, ein kath. Gymnasium, eine Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, Garten-, Wein- und Getreidebau, Handel und (1881) 12,584 ungar. Einwohner. Die Stadt, früher eine starke Festung und der Sitz eines Bistums, dem das Recht der Krönung der ungarischen Königinnen zustand, ward erobert von Maximilian 1490, von den Ungarn 1491, von den Deutschen 1527, von den Türken 1552, von den Deutschen unter Eck v. Salm 1566, vom Großwesir Sinan 1594, von den Kaiserlichen 1598, von den Türken 1605, die sie 1683 für immer verloren.

Veteranen (lat.), bei den Römern Soldaten, welche ihre 20jährige Dienstzeit absolviert hatten. Mit ihrem Abschied erhielten sie zugleich Belohnungen an Geld, das Bürgerrecht, Befreiungen von öffentlichen Lasten, in späterer Zeit die Ehrenrechte der Dekurionen, auch Land zum Anbau. Sulla war der erste, welcher seinen V. Städte, die ihm feindlich gewesen, anwies und so die verrufenen Militärkolonien gründete. Unter den spätern Kaisern, wie Konstantin etc., gab es keine Kolonien für die V. mehr; wohl aber wurden dieselben mit Ländereien belohnt. Auch in neuerer Zeit hat sich die Benennung V. für alte (ausgediente) Krieger erhalten.

Veteranihöhle, Höhle im Banater Gebirge oberhalb Alt-Orsova in Ungarn, am linken Donauufer, historisch berühmt als strategisch wichtiger Punkt, der die Donau beherrscht. Sie faßt 400 Menschen. Benannt ist sie nach dem General Veterani, der 1691 dieselbe von 300 Mann unter Arnau besetzen ließ, die sich 45 Tage lang gegen die Türken verteidigten.

Veterinär (lat.), tierärztlich.

Veterinärrat, deutscher, ein Zentralverein der Tierärzte des Deutschen Reichs, welcher das Veterinärwesen und in Verbindung mit demselben die Interessen der deutschen Tierärzte zu fördern sucht. Schon seit 1830 traten die Tierärzte in Deutschland nach dem Vorbild Frankreichs und Englands in den einzelnen Staaten und Provinzen zu Vereinen zusammen, um durch Anträge bei den Behörden auf eine zeitgemäße Reform des Veterinärwesens hinzuwirken. Da diese Bestrebungen nicht den gewünschten Erfolg hatten, bildete sich 1841 ein »Verein deutscher Tierärzte«, der auf die Verbesserung des Veterinärwesens in den süddeutschen Staaten fördernd einwirkte, aber 1849 unter der Ungunst der politischen Verhältnisse zum letztenmal tagte. 1863 trat auf Anregung von Hering in Stuttgart und Gamgee in Edinburg ein internationaler Veterinärkongreß in Hamburg zusammen, 1865 folgte ein zweiter Kongreß in Wien, 1867 ein dritter in Zürich. Die Neubegründung des Deutschen Reichs ließ die alte Idee von einer Versammlung deutscher Tierärzte wieder aufleben, und 1872 trat ein Kongreß in Frankfurt a. M. zusammen, um eine Reform des tierärztlichen Unterrichtswesens und des Zivil- und Militärveterinärwesens zu beraten. Feser in München hat 1874 den Plan angeregt, aus den tierärztlichen Vereinen in Deutschland eine ständige Zentralvertretung hervorgehen zu lassen; die von ihm gewünschte Delegiertenkonferenz trat in Berlin zum erstenmal zusammen und legte sich die Bezeichnung d. V. bei. Die Zahl der stimmberechtigten Delegierten wurde so normiert, daß auf je 50 Mitglieder, resp. auf jedes angefangene Fünfzig der Mitgliederzahl eines Vereins ein Delegierter gewählt werden kann. Die Wahlperiode ist sechsjährig, für welche ein ständiger Ausschuß gewählt wird, der in der Regel über Zeit und Ort des Zusammentritts des Veterinärrats entscheidet. Gegenwärtig gehören dem Veterinärrat 37 Vereine mit mehr als 1800 Tierärzten an.

Veterinärwesen (Tiermedizin, Tierarzneikunde, Tierheilkunde), die Wissenschaft der Tierkrankheiten und ihrer Behandlung. Nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch umfaßt das V. sämtliche Disziplinen, deren Studium zur Erforschung der bei den Haustieren vorkommenden Krankheiten beitragen kann. Die Grundlage bilden die Anatomie mit Einschluß der Histologie und die Physiologie, die Pathologie, pathologische Anatomie, Therapie, Arzneimittellehre und Gesundheitspflege der Haustiere. Ein besonderer Abschnitt des Veterinärwesens, die gerichtliche Tierarzneikunde, hat die Regeln festzustellen, nach welchen die fehlerhafte Beschaffenheit der Haustiere bei Rechtsstreitigkeiten zu begutachten ist (s. Gewährsmängel). Im engern Sinn beschränkt sich der Begriff des Veterinärwesens auf die Maßregeln, welche von der Staatsverwaltung