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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Villareāl; Villa Reāl; Villāri; Villarīca; Villa Rīca; Villarōsa; Villarroblēdo; Villars; Villaviciōsa

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Villareal - Villaviciosa.

riums Chaco des südamerikan. Staats Paraguay, am rechten Ufer des Paraná, 16 km oberhalb Asuncion, 1854 von Lopez gegründet, jetzt mit etwa 600 Einw., die Orangen und Zucker bauen.

Villareāl (spr. wilja-), Stadt in der span. Provinz Castellon, an der Eisenbahn Tarragona-Valencia, vollkommen viereckig gebaut, von altertümlichen Mauern umgeben, mit schöner Kirche und (1878) 12,887 Einw.

Villa Reāl, 1) Distriktshauptstadt in der portug. Provinz Traz os Montes, malerisch im tiefen Thal des Corgo gelegen, hat ein altes Kastell, große Weinniederlagen, lebhafte Industrie und (1878) 5296 Einw. V. ist bekannt durch die Insurrektion der Miguelisten unter Graf Amarante (Chaves) 23. Febr. 1823 und den Sieg des Generals Cazal über die Insurgenten 28. Okt. 1846. - 2) (V. de Santo Antonio) Stadt in der portug. Provinz Algarve, an der Mündung des Guadiana, der spanischen Stadt Ayamonte gegenüber, hat einen großen, aber versandeten Hafen, in welchem jährlich über 500 Schiffe mit 130,000 Ton. einlaufen, lebhaften Handel und (1878) 4188 Einw. V. wurde 1774 vom Minister Pombal angelegt.

Villāri, Pasquale, ital. Geschichtschreiber, geb. 1827 zu Neapel, beteiligte sich 1848 an der Revolution daselbst, flüchtete deshalb nach Florenz, ward 1859 Professor der Philosophie in Pisa, bereiste, um die dortigen Schulen kennen zu lernen, England und Deutschland, ward 1866 Professor der Geschichte am Istituto di studj superiori in Florenz und Mitglied des obersten Studienrats. Auch war er wiederholt Mitglied des Parlaments und beteiligte sich an der Tagespolitik nach den Unglücksfällen von 1866 mit der Aufsehen erregenden Flugschrift »Di chi è la culpa?«. Er schrieb: »La storia di Girol. Savonarola e de' suoi tempi« (Flor. 1859-61, 2 Bde.; 2. Aufl. 1887; deutsch von Berduschek, Leipz. 1868, 2 Bde.); »La civiltà latina e germanica« (Flor. 1862); »Le leggende che illustrano la Divina Commedia« (Pisa 1865); »Niccolò Machiavelli e i suoi tempi« (Flor. 1877-82, 3 Bde.; deutsch von Mangold und Heusler, Leipz. 1877-83, 3 Bde.) u. a. Seine kleinern Arbeiten erschienen gesammelt als: »Saggi di storia, di critica e di politica« (Flor. 1868); »Scritti pedagogici« (das. 1868); »Le lettere meridionali ed altri scritti, sulla questione sociale in Italia« (das. 1878).

Villarīca (spr. wilja-), ehemalige Stadt in der Provinz Arauco des südamerikan. Staats Chile, in goldreicher Gegend am Villaricasee, über welchen sich der Vulkan von V. erhebt, und aus dem der Tolten in den Stillen Ozean fließt.

Villa Rīca (spr. wilja, V. del Espirito Santo), Stadt im südamerikan. Staat Paraguay, in malerischer Lage, in der Nähe des schiffbaren Tepicuary, 175 m ü. M., hat Bau von Tabak und Mandioka, Zigarrenfabrikation, Ruinen des von Francia zerstörten Jesuitenkollegs und 2000 Einw. (1879 angeblich 12,600).

Villarōsa, Stadt in der ital. Provinz Caltanissetta (Sizilien), Kreis Piazza Armerina, an der Eisenbahn von Catania nach Aragona Caldare, mit bedeutenden Schwefelbergwerken und (1881) 8915 Einw.

Villarroblēdo (spr. wilja-), wohlhabende Stadt in der span. Provinz Albacete, an der Eisenbahn Madrid-Alicante, mit einem Instituto, Lein- und Wollweberei, Steingutfabrikation und (1878) 9322 Einw.

Villars (spr. wilār), 1) Montfaucon de, Abbé, franz. Schriftsteller, geb. 1635 bei Toulouse, ein Neffe des Altertumsforschers B. de Montfaucon (s. d.), widmete sich dem geistlichen Stand und predigte mit Auszeichnung, seit 1667 in Paris. Ein witziger Kopf, dazu ein Meister des Stils, veröffentlichte er hier seine gegen die geheimen Wissenschaften und die Magie der Rosenkreuzer gerichteten »Entretiens du comte Gabalis« (1670 u. öfter), die allgemeines Aufsehen erregten, aber für V. auch das Verbot, fernerhin die Kanzel zu besteigen, zur Folge hatten. Als eine Fortsetzung des Buches erschienen lange Zeit nach des Verfassers Tod »Nouveaux entretiens sur les sciences secrètes« (1715), eine geistreiche Satire auf die Philosophie des Descartes. V. wurde 1673 auf einer Reise nach Lyon ermordet. Seine übrigen Schriften, meist kritisch-litterarischen Inhalts, sind belanglos und vergessen.

2) Claude Louis Hector, Herzog von, franz. Marschall, geb. 8. Mai 1653 zu Moulins, ward jung Page Ludwigs XIV., wohnte 1672-79 den Feldzügen in den Niederlanden und am Rhein bei, zuletzt als Oberst eines Reiterregiments, und focht dann unter dem Kurfürsten von Bayern in Ungarn gegen die Türken. Nach Frankreich zurückgekehrt, ward er Maréchal de Camp; 1692 befehligte er im Gefecht von Pforzheim, 1693 in Flandern in Abwesenheit des Marschalls Boufflers, dann in Deutschland. Nach dem Ryswyker Frieden (1697) ging er als Gesandter nach Wien. 1701 erhielt er anfangs ein Kommando in Italien, dann in Deutschland. Hier gewann er 14. Okt. 1702 gegen den Prinzen Ludwig von Baden die Schlacht von Friedlingen, infolge deren er die Marschallswürde erhielt. 1703 siegte er mit dem Kurfürsten von Bayern bei Höchstädt, geriet jedoch mit dem Kurfürsten in Zwiespalt, weshalb er abberufen und zur Dämpfung des Aufwandes in den Cevennen verwendet wurde, wo er durch Klugheit und Milde 1704 den Abschluß eines Friedens zu stande brachte. Nach den furchtbaren Niederlagen der französischen Armee 1704-1708 mit dem Oberbefehl in den Niederlanden betraut, verlor er zwar 1709 die Schlacht bei Malplaquet, siegte aber 1712 bei Denain. 1713 befehligte er im Elsaß und in Deutschland und zwang Landau und Freiburg zur Übergabe, worauf er mit dem Prinzen Eugen den Rastatter Frieden verhandelte. Unter der Regentschaft wurde er 1715 zum Präsidenten des Kriegsrats und 1718 zum Regierungsmitglied und Staatsminister ernannt, nahm aber an den Verhandlungen wenig Anteil. Bereits 80 Jahre alt, erhielt er 1733 den Oberbefehl in Italien, mit der Würde eines Generalmarschalls. V. traf 11. Nov. im Lager von Pizzighettone ein und nahm diesen Platz zwölf Tage nach Eröffnung der Laufgräben. Er starb 17. Juni 1734 auf der Rückreise in Turin. Seine Memoiren wurden von Vogüé herausgegeben (Par. 1884-87, 2 Bde.). Sein Leben beschrieben Anquetil (Par. 1784, 4 Bde.), Giraud (das. 1881) und der Marquis de Vogüé (das. 1888, 2 Bde.). - Sein Bruder Armand, Graf von V., machte sich im spanischen Erbfolgekrieg 1707 durch die Eroberung von Menorca bekannt; starb 20. Aug. 1712. Des Marschalls Sohn Honoré Armand, Herzog von V., Prinz von Martigues, geb. 4. Dez. 1702, war Brigadier, Mitglied der Akademie und Gönner Voltaires und starb im Mai 1770 ohne männliche Nachkommen.

Villaviciōsa (spr. wilja-), 1) Ort in der span. Provinz Guadalajara, mit (1878) 178 Einw., berühmt durch den Sieg der Franzosen unter Vendôme über die Verbündeten unter Starhemberg 10. Dez. 1710. -

2) (V. de Odon) Stadt in der span. Provinz Madrid, mit Schloß, in welchem Ferdinand VI. 1759 starb (jetzt Forstschule), und (1878) 1337 Einw.