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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wappengenossen - Warasdin.

derholt abgedruckt worden), von Martin Schrot (nach dem Verleger auch »Adam Bertzsches Wappenbuch« genannt, Münch. 1576) herausgegeben. Die größte Sammlung veranstaltete (1604 ff.) der Nürnberger Kupferstecher Johann Sibmacher (s. d.). Durchaus verschieden in Anlage und Ausführung ist das neue Sibmachersche Wappenbuch, von O. T. v. Hefner 1854 begründet und nach seinem Tod unter Mitwirkung von zahlreichen Fachmännern weitergeführt. Außerdem sind im Lauf dieses Jahrhunderts eine Menge provinzieller Wappenbücher erschienen. Vgl. Gritzner, Grundzüge der Wappenkunst (Nürnb. 1889), und die Litteratur bei Art. Heraldik.

Wappengenossen, nach dem Sprachgebrauch des Mittelalters bis zu Ende der Regierung des Kaisers Siegmund die rittermäßigen Leute, welche den untersten Grad des Adels bildeten. Die Bürger der Städte, sogar die Patrizier wurden von den W. ausdrücklich unterschieden, obwohl sie fast gleichzeitig mit diesen die Gewohnheit angenommen hatten, ein Wappen zu führen. Unter der Regierung des Kaisers Friedrich wurde das Recht der Wappenverleihung als kaiserliches Reservatrecht in Anspruch genommen und fiskalisch ausgebeutet. In der Praxis der kaiserlichen Kanzlei, die sich infolgedessen sehr umfangreich gestaltete, wurde um 1470 die Wappengenossenschaft von der Rittermäßigkeit getrennt. W. sind seitdem Personen bürgerlichen Standes, Mitglieder solcher Familien, die ein in aller Form verliehenes Wappen besitzen. Die bürgerlichen Wappenbriefe sind den Adelsbriefen sehr ähnlich; sie unterscheiden sich namentlich durch die Normierung der Geldstrafe, mit welcher jede Störung des Besitzrechts bedroht wurde.

Wappenkönig (Roi des armes), im französischen u. englischen Heroldswesen der oberste der Herolde. Die Einrichtung führt auf die alten Spielmannskönige zurück; denn Spielleute und Waffenknaben (Herolde) bildeten bis gegen das Ende des 14. Jahrh. die große einheitliche Zunft der fahrenden Leute. Darum ist die Bestallung für den Wappenkönig Romrich unter Kaiser Friedrich III. vom Jahr 1442 genau nach dem alten Formular der Kreationen von Spielmannskönigen redigiert, das nachweislich in der Kanzlei des Kaisers Karl IV. Verwendung fand. Verschiedene deutsche Einzelstaaten bildeten den Bezirk eines Königreichs der fahrenden Leute, z. B. das Erzbistum Mainz, die Pfalz am Rhein, ferner ein gewisser Landesstrich im Elsaß; dieses letztere »Königreich« war Reichslehen der Herren von Rappoltstein, die dasselbe einem ihrer Pfeifer zu verleihen pflegten. Nach dem 15. Jahrh. finden sich in Deutschland keine Spuren dieser Einrichtung.

Wappenmäntel (Wappenzelte), ein vermutlich aus der tuchartigen Helmdecke entstandener, zelt- oder mantelartiger Umhang des Schildes, welcher oben mit der Krone oder dem Fürstenhut bedeckt wird. König Ludwig XIV. von Frankreich war der erste, welcher ein Wappenzelt führte; in Deutschland machte König Friedrich I. von Preußen zuerst davon Gebrauch. Die wahrscheinlich älteste diplommäßige Verleihung des fürstlichen Wappenmantels findet sich in dem Fürstenbrief des Kaisers Joseph I. für den Marchese Melolupi vom Jahr 1709. Im Lauf des vorigen Jahrhunderts sind die W. für fürstliche Wappen allgemein üblich geworden. Sie sind außen in der Regel von Purpur und innen mit Hermelin gefüttert.

Wappensteuer, in England eine Steuer für das Recht, Wappen zu führen. Sie wird in Form einer Lizenz erhoben und ist nach der Höhe der Kutschensteuer abgestuft, welche der Wappenführende zahlt.

Wappers, Gustav, Baron, belg. Maler, geb. 23. Aug. 1803 zu Antwerpen, erhielt seine erste Bildung auf der Malerakademie seiner Vaterstadt unter M. van Bree und Herreyns und ging dann nach Paris, wo er sich besonders von den Werken der venezianischen Schule angezogen fand. Daneben wirkten Rubens, Jordaens und andre niederländische Meister auf ihn ein. Seinen Ruf gründete 1830 ein großes Gemälde, welches den Bürgermeister van der Werf von Leiden darstellt, wie er bei der Belagerung der Stadt durch die Spanier dem ausgehungerten Volk seinen Leichnam anbietet und es zur Sündhaftigkeit auffordert. Es schlossen sich nun mehrere junge Künstler an W. an, die mit Vorliebe die vaterländische Geschichte bearbeiteten, wodurch die belgische Malerei einen neuen Aufschwung nahm, zumal da W. den Schwerpunkt auf Kraft und Glanz des Kolorits und Lebendigkeit der Darstellung legte. 1832 wurde er Professor, 1840 Direktor der Akademie zu Antwerpen, 1845 Maler des Königs und war von 1846 bis 1853 Präsident des belgischen Nationalmuseums. 1847 wurde er als Baron in den Adelstand erhoben. Seine Hauptwerke sind: das Brüsseler Volk zerreißt die Proklamation des Prinzen Friedrich (1835, im Museum zu Brüssel); die Grablegung Christi (1836, in der St. Michaeliskirche zu Löwen); die Madonna auf Wolken, von Engeln umgeben, dem Stifter des Jesuitenordens das Skapulier erteilend (in der Jesuitenkirche zu Antwerpen); eine Szene aus den Septembertagen von 1830 (im Museum zu Brüssel); Karl IX., auf die Hugenotten schießend; Anna Boleyn, von Elisabeth Abschied nehmend; Philipp der Schöne auf dem Sterbebett (1841); Camoens (1842); Genoveva von Brabant (1843); Abälard und Heloise; Karl I. empfängt vor der Hinrichtung von einer Dame eine Rose; Boccaccio liest der Johanna von Aragonien seinen »Decamerone« vor; römische Mädchen, einem Bettler Almosen reichend; Kinder mit einem Neufundländer Hund; der große Fischerzug von Antwerpen; die Einnahme von Rhodos durch die Türken (1845); der Leichnam des Herrn auf dem Schoß der Maria (in der Kirche St.-Germain zu Tirlemont); Christoph Kolumbus; belgische Frauen, den Ausgang der Schlacht erwartend. Seit 1859 lebte W. in Paris, wo er 6. Dez. 1874 starb.

Wapping, ein Kirchspiel Londons, zwischen den London Docks und der Themse gelegen, mit großen Speichern und (1881) 2225 Einw.; ist durch den Themsetunnel mit Rotherhithe verbunden.

War, Längenmaß in Sansibar, à 2 Durrah = 0,914 m; vgl. Taka.

Wara, ehemalige, jetzt in Ruinen liegende Hauptstadt von Wadai (s. d.).

Waragal, s. Hund, S. 798.

Waräger (Varinger), Name der Normannen (s. d.) in Rußland und Konstantinopel.

Waran, s. Varan.

Warangerfjord, tief von O. nach Westen ins Land einschneidender Busen des Eismeers, im norweg. Amt Finnmarken, unweit der russischen Grenze, ist 48 km lang, fischreich, bietet gute Häfen dar und friert nie zu. An der Südseite die waldreiche, neu kolonisierte Landschaft Südwaranger, mit ca. 1200 Einw. Waranger-Näs (Warjak Njarg) heißt die große, sich zwischen dem W. und dem Tanafjord ins Eismeer erstreckende gebirgige Halbinsel daselbst.

Waras, s. Kamala.

Warasdin, kroat. Komitat, grenzt an Steiermark und die Komitate Zala, Belovár-Kreutz und Agram, ist 2521 qkm (45,8 QM.) groß, wird vom Matzel- ^[ERGÄNZUNGSSTRICH!]