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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wörther See; Worthing; Wortspiel; Worttaubheit; Woshe; Woskressensk; Wosnessensk; Wostókow; Wotawa; Woten; Wotitz

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Wörther See - Wotitz.

Reiterei mit so wirksamem Schnellfeuer, daß sie fast vernichtet wurde. Auch ein heftiger Vorstoß französischer Infanterie auf den Albrechtshäuser Hof ward abgewiesen und der rechte französische Flügel ganz in den Niederwald zurückgeworfen. Auch dieser wurde nach heftigem Kampf genommen und in raschem Anlauf, unterstützt durch den linken Flügel des 5. Korps, das wichtige Dorf Elsaßhausen erstürmt. So war der rechte französische Flügel völlig eingedrückt und die Verbindung mit dem 5. Korps hergestellt. Die Franzosen versuchten, Elsaßhausen wiederzuerobern, wurden aber zurückgeschlagen; der Kavallerieangriff der französischen Kürassierdivision Bonnemain scheiterte gänzlich. Zur Unterstützung des 11. Korps trafen jetzt (nach 3 Uhr) bei Elsaßhausen die Württemberger ein. Auf dem rechten Flügel des 5. Korps waren die Bayern unter heftigen Kämpfen vorgedrungen u. auf Fröschweiler vorgerückt. Dieses Dorf, der beherrschende Punkt der französischen Stellung, ward um 4 Uhr nach erbitterter, hartnäckiger Verteidigung durch die von allen Seiten heranstürmenden Truppenteile des 11. und 5. Korps, der Bayern und Württemberger erstürmt. Was nicht im Dorf gefangen wurde, eilte in fast regelloser Flucht auf den Straßen nach Reichshofen und Niederbronn, wo die Division Lespart vom französischen 5. Korps die Flüchtigen aufnahm, von denen aber ein großer Teil vorher von den verfolgenden Truppen der beiden deutschen Flügelkorps gefangen genommen wurde. Die Dunkelheit machte der Verfolgung ein Ende, auf welcher bereits Reichshofen und Niederbronn in deutsche Hände gefallen waren. Die Franzosen setzten ihren Rückzug auf Zabern und durch die Vogesen in größter Eile die Nacht hindurch fort und legten so große Strecken zurück, daß die mehr gegen Bitsch zu verfolgende deutsche Kavallerie die Fühlung mit ihnen verlor. So wurde das Gros der französischen Armee gerettet. Die französische Armee verlor 8000 Mann an Toten und Verwundeten, 9000 Gefangene, 1 Adler und 33 Geschütze. Auf deutscher Seite war der Sieg mit einem Verlust von 489 Offizieren und 10,153 Mann (davon das 5. Korps allein 5440 Mann) teuer erkauft. Vgl. »Der deutsch-französische Krieg 1870/71«, Heft 3 (Generalstabsbericht, Berl. 1873); Klein (Pfarrer zu Fröschweiler), Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahr 1870 (8. Aufl., Nördling. 1889); »Relation de la bataille de Froschwiller« (hrsg. von der »Revue générale de l'État-Major«, Par. 1889).

Wörther See, größter See Kärntens, westlich von Klagenfurt, ist von Westen nach O. 16,6 km lang, 0,6-1,66 km breit, bis über 85 m tief und sehr fischreich. Seine schöne Lage (im S. die imposante Kette der Karawanken), die fast konstante Sommertemperatur des Wassers von 22° C. ließen an fast allen Punkten des Ufers Badeanstalten und Villen entstehen. Die bedeutendsten Orte sind Pörtschach, Maria-Wörth und Velden. Der See, welcher von Dampfschiffen befahren wird, und an dessen Nordufer die Südbahn (Marburg-Franzensfeste) vorüberzieht, steht mit Klagenfurt durch den Lendkanal in Verbindung.

Worthing (spr. uörrthing), Seebadestadt in der engl. Grafschaft Sussex, mit 383 m langer Landebrücke und (1881) 10,976 Einw. Westlich davon baute ein Aktienverein die Stadt Hygiea oder City of Health nach den Vorschlägen des Dr. Richardson.

Wortspiel, in der Rede die Zusammen- oder Gegeneinanderstellung ähnlich lautender Wörter von verschiedener, oft entgegengesetzter Bedeutung, so daß diese Verbindung eine witzige Pointe enthält (wie in der Kapuzinerpredigt bei Schiller: »Die Bistümer sind geworden Wüsttümer, die Abteien Raubteien« etc.). Vgl. Calembourg.

Worttaubheit, das Unvermögen, gehörte Worte trotz ausreichend erhaltener Intelligenz zu verstehen; Symptom einer Erkrankung der ersten Schläfenwindung des Gehirns.

Woshe, See im russ. Gouvernement Nowgorod, 428 qkm (7,77 QM.) groß, mit waldigen, sumpfigen, schwach bevölkerten Ufern, nimmt 20 Flüsse auf und fließt durch den Swid zum See Latsche ab.

Woskressensk, 1) Stadt im russ. Gouvernement Moskau, Kreis Swenigorod, an der Istra, mit (1885) 1625 Einw., war ursprünglich ein Dorf, welches der Patriarch Nikon wegen seiner schönen Lage für das Woskressenskische Kloster kaufte, das er 1656 nach dem Plan des Heiligen Grabes zu Jerusalem erbauen ließ, und das von vielen Wallfahrern besucht wird. Hier ließ Peter d. Gr. 20. Juni 1698 durch Gordon die Strelitzen vernichten. - 2) Flecken im russ. Gouvernement und Kreis Cherson mit (1885) 3024 Einwohnern.

Wosnessensk, Stadt im russ. Gouvernement Cherson, Kreis Jelissawetgrad, am Bug und an der Mertwawoda, hat 2 Kirchen und 2 Synagogen. Sehenswert sind 2 kaiserliche Palais, das Haus für das kaiserliche Gefolge und der sogen. Triumphbogen sowie das Lager und das Lehrpolygon der 13. Artilleriebrigade. W. zählt (1886) 12,256 Einw. Es ist Sitz eines lebhaften Handels. Vermöge seiner Lage am Haupttransitweg nach Odessa und zwischen zwei schiffbaren Flüssen ist W. der Ladeplatz für das nach Nikolajew und Odessa bestimmte Getreide und für das zu Schiff ankommende Salz aus dem Süden.

Wostókow, Alexander Christoforowitsch, einer der Begründer der slawischen Philologie, geb. 27. März 1781 auf der Insel Ösel, bildete sich 1794 bis 1800 an der Petersburger Akademie der Künste zum Architekten aus, beschäftigte sich aber noch eifriger mit litterarischen und philologischen Studien, denen er auch für die Zukunft treu blieb, und erhielt 1815 eine Anstellung im Handschriftenkabinett der kaiserlichen Bibliothek. Seit 1820 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Petersburg, starb er 20. Febr. 1864 daselbst. Seine Hauptwerke sind: »Razsusdenijc o slavjanskom jaryke«, eine Abhandlung, die grundlegend für die Grammatik des Kirchenslawischen wurde (1820); »Opisanije russkich i slavjanskich rukopisej Rumjancovskago muzeuma«, ein beschreibender Handschriftenkatalog (Petersb. 1842); die Ausgabe des »Ostromirschen Evangeliums« (das. 1843); ferner: »Slovár cerkovno-slavjansko jazyka«, Wörterbuch (das. 1858), und »Grammatika cerkovno-slovenskago jazyka« (das. 1863) sowie eine Grammatik der jetzigen russischen Sprache: »Russkaja grammatica etc.« (das. 1831 u. öfter). Seine wissenschaftliche Korrespondenz erschien Petersburg 1873; seine kleinern Schriften gab Sresnewskij (Petersb. 1865) heraus.

Wotawa, Nebenfluß der Moldau, entsteht aus mehreren Quellbächen am Lusen- und Rachelberg im Böhmerwald, ist wasserreich und mitunter verheerend, hat ein enges Bett mit waldigen Ufern und wird erst bei Strakonitz, wo er die Wolinka aufnimmt, weiter und sumpfig. Nach 105 km langem Lauf mündet die W. bei der Ruine Klingenberg in die Moldau.

Woten (Südtschuden), s. Tschuden.

Wotitz, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Seltschan, an der Staatsbahnlinie Wien-Gmünd-Prag, mit Bezirksgericht, Franziskanerkloster, Schloß, Rathaus, Bierbrauerei, Spiritus-,