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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baur; Bautzen; Baxter; Bayard; Bayer; Bayern

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Baur - Bayern

änderung in der Benutzung die Genehmigung der B. einzuholen ist. Große Gefahren können auch in den besten Wohnungen durch Überfüllung, Unreinlichkeit und mangelhafte Lüftung entstehen. Hier steht die B. ziemlich machtlos gegenüber der Armut einerseits und der Ausbeutung derselben durch Gewinnsucht anderseits. Zu große Strenge würde zur Obdachlosigkeit führen, und die Bekämpfung der aus der Armut hervorgehenden üblen Angewohnheiten gehört einem andern Gebiet an. Eine Abhilfe ist nur auf dem Weg möglich, der von Privaten, Behörden, Vereinen etc. zur Beschaffung gesunder und billiger Arbeiterwohnungen mehrfach eingeschlagen worden ist. Vgl. Eulenberg, Handbuch des öffentlichen Gesundheitswesens, Bd. 1 (Berl. 1881); Baumeister, Stadterweiterungen in technischer, baupolizeilicher und wirtschaftlicher Beziehung (das. 1876); Derselbe, Normale Bauordnung (Wiesbad. 1880); Krüger u. a., Bauführung und Baurecht (im "Handbuch der Baukunde", 1. Abt., Berl. 1887); v. Ösfeld, Rechtsprechung in preuß. Bausachen (Bresl 1887).

Baur, 2) Gustav, evang. Theolog, starb 22. Mai 1889 in Leipzig.

Bautzen. Die Stadt zählte 1885: 19,098 Einw., die Kreishauptmannschaft B.: 356,560 Einw. (324,689 Evangelische, 29,891 Katholiken, 251 Juden). Die Amtshauptmannschaften umfassen:

QKilom. QMeil. Einw. Ew. auf 1 qkm

Bauzen 826 15,01 105218 127

Kamenz 696 12,64 59254 85

Löbau 523 9,50 94531 181

Zittau 424 7,70 97557 230

Baxter, 1) Richard. Sein Leben beschrieb Davies (Lond. 1886).

Bayard *, 3) Thomas Francis, amerikan. Staatsmann, geb. 29. Okt. 1828 zu Wilmington (Delaware), Sohn des der demokratischen Partei angehörigen Bundessenators James Acheton B. (gest. 1880), trat, zum Kaufmannsstand bestimmt, in ein Geschäft in New York, studierte aber nach dem Tod seines ältern Bruders (1848) die Rechte und ward 1851 Advokat in Wilmington, 1855 in Philadelphia, 1857 wieder in Wilmington, bis er 1868 an Stelle seines Vaters zum Mitglied des Bundessenats gewählt wurde. Er beteiligte sich mit großem Eifer an dessen Verhandlungen und wurde 1881 zum Präsidenten pro tempore gewählt. 1880 und 1884 ward er als demokratischer Kandidat für die Präsidentschaft aufgestellt und nach dem Regierungsantritt Clevelands im März 1885 zum Staatssekretär ernannt. Er bekleidete dies Amt bis 4. März 1889. Vgl. E. Spencer, Public life and services of Thomas F. B. (New York 1880).

Bayer *, 5) Joseph, Essayist, geb. 13. Juni 1827 zu Prag, studierte daselbst die Rechte, ohne jedoch in die juristische Praxis einzutreten, wandte sich ästhetischen Studien zu, habilitierte sich 1865 für Ästhetik und neuere deutsche Litteraturgeschichte an der Universität zu Prag, war 1866-71 Lehrer der deutschen Sprache und Litteratur an der Handelsakademie und seit 1868 Dozent der Geschichte der Baukunst (im Polytechnikum daselbst und wurde Ende 1871 zum außerordentlichen Professor der Ästhetik an der k. k. technischen Hochschule in Wien ernannt. Zwischen 1876 und 1882 machte er wiederholte Studienreisen nach Italien. B. schrieb: "Ästhetik in Umrissen" (Prag 1863, 2 Bde.); "Von Gottsched bis Schiller. Vorlesungen über die klassische Zeit des deutschen Dramas" (das. 1863, 2. vermehrte Ausg. 1869); "Aus Italien. Kultur- und kunstgeschichtliche Bilder und Studien" (Leipz. 1885). B. gehört zu den hervorragendsten Kritikern und Essayisten Deutsch-Österreichs. Seine Berichte über das Burgtheater in der Wiener "Presse" (1872-83) waren Jahre hindurch die eingehendsten und sachlichsten, die in Wien geschrieben wurden. Gegenwärtig ist er Mitarbeiter des Feuilletons der "Neuen Freien Presse" in Wien, der "National-Zeitung" in Berlin etc. und bespricht in seinen gehaltvollen Essays häufig auch die moderne Bauthätigkeit, namentlich die von Wien.

Bayern, Königreich. Bei der Zählung vom Dezember 1885 wurden 2,639,242 männliche, 2,780,957 weibliche, zusammen 5,420,199 Personen ermittelt; die Zunahme der Bevölkerung ist mit 2,56 Proz. die geringste der letzten drei Zählungsjahrfünfte gewesen (1871-75: 3,3 Proz., 1875-80: 5,2 Proz.). Nach der Bevölkerungsdichtigkeit geordnet, zählen die einzelnen Regierungsbezirke Einwohner: Pfalz 696,375, Mittelfranken 671,933, Oberfranken 576,703, Unterfranken 619,469, Schwaben 650,166, Niederbayern 660,802, Oberbayern 1,006,761, Oberpfalz 537,990. Die Fläche mißt nach neuerer Feststellung 75,864,65 qkm und treffen auf je 1 derselben 71,5 Einw. Die Zahl der politischen Gemeinden beträgt 8027, jene der Ortschaften 45,853; unter letztern befinden sich 243 Städte, 419 Märkte, 11,905 Dörfer, 13,310 Weiler, 19,617 Einöden und 359 sonstige Ortschaften. In Wohnorten mit mehr als 2000 Einw. leben 29 Proz. der Bevölkerung. Mehr als 100,000 Einw. zählen 2 Orte (München und Nürnberg), zwischen 20,000 und 100,000 Einw. 9, zwischen 5000 und 20,000 Einw. 46, zwischen 2000 und 5000 Einw. 150. Nach dem Glaubensbekenntnis zählt B. 3,839,168 Katholiken, 1,518,248 Protestanten, 2866 Reformierte, 53,697 Israeliten, 3416 Mennoniten, 717 Freireligiöse, 539 Methodisten, 400 Irvingianer, 326 Konfessionslose, 272 Griechen, 89 Dissidenten, 77 Anglikaner, je 51 Deutschkatholiken, Baptisten und Wiedertäufer etc. Der Staatsangehörigkeit nach sind 96,88 Proz. bayrische Unterthanen. Von Staatsfremden wurden ermittelt 107,021 übrige Deutsche (Zunahme seit 1871 um 99 Proz.) und 62,042 Ausländer (Zunahme um 59,6 Proz.). Unter erstern befanden sich 35,419 Württemberger, 28,997 Preußen, 15,001 Badenser, 8608 Thüringer, 7185 Sachsen etc., unter letztern 51.381 Österreicher, 4421 Schweizer, 1598 Italiener, 1383 Nordamerikaner, 658 Russen, 641 Engländer, 448 Franzosen etc., dann 479 aus andern Weltteilen.

Bewegung der Bevölkerung (1887). Die Zahl der Trauungen, welche 1872 noch 52,045 betragen hatte, sank bis 1880 auf 34,958, seitdem stieg sie wieder auf 37,436. Die Geburten haben sich von (1876) 223,356 auf (1883) 203,884 vermindert und betragen jetzt 206,631; unter letztern sind 6926 Totgeborne. Der Geburtenüberschuß beträgt somit 48,591; derselbe vermindert sich jedoch durch die beträchtliche Kindersterblichkeit. Der Prozentsatz der unehelichen Geburten (13,9) ist in B. ein höherer als in den übrigen deutschen Staaten. In der Pfalz beträgt er nur 5,7, in dem an Österreich grenzenden südöstlichen Teil Bayerns dagegen über 20. Dieses letztere Gebiet ist der Ausläufer eines großen, die österreichischen Kronländer Salzburg, Kärnten, Steiermark, Ober- und Niederösterreich umfassenden Gebiets, in welchem ein Drittel, bis und über die Hälfte der Gebornen Uneheliche sind. Die höhere Illegitimität Bayerns ist lediglich durch die noch weit ungünstigern Verhältnisse des angrenzenden österreichischen Gebiets beeinflußt. Ein- und Auswanderung