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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Englische Litteratur (seit 1884: Biographie, Geschichte)

nete mit dem ersten Bande der »English Writers« eine umfassende Geschichte der englischen Litteratur in Einzeldarstellungen.

Von Einzelwerken erwähnen wir ein sehr eingehendes Werk von Alfred Nutt: »Studies on the legend of the Holy Grail«; George Saintsbury: »History of Elizabethan literature«, wobei zu bemerken ist, daß es unter den verschiedenen litterarischen Gesellschaften Londons auch eine Elizabethan Society gibt; Professor Mahaffy: »Greek life and thought from the age of Alexander to the Roman conquest«. Eduard Dowden gab »Transcripts and studies« heraus; Coventry Patmore eine ästhetisch-kritische Streitschrift: »Principles in art«; Walter Besant: »The art of fiction«; die unter dem Pseudonym Veraon Lee schreibende Violet * Paget: »Euphorion«, Renaissance-Studien; Swinburne die etwas überschwengliche »Studies of Victor Hugo« und einen Band geistvoller Kritik: »Miscellanies«; Andrew * Lang: »Books and bookmen« und »Myth, ritual and religion«; Augustin Birrell trat mit »Obiter dicta«, einem Bändchen geistreicher Essays über Carlyle, Browning, Cellini 2c., in die Öffentlichkeit und hat sich sogleich verdiente Anerkennung erworben, ein zweites Bändchen ist seither gefolgt; Fredenc Wedmore schreibt ein Buch über Balzac; Lady Wilde sammelte die »Ancient legends of Ireland«. Der sonderbare Streit, ob Bacon die Dramen Shakespeares geschrieben, war in England eigentlich kein Streit, indem das Buch von Ignatius Donnelly: »The great cryptogram« und seine Vorlesungen beinahe spurlos vorübergingen. Die kleine Gemeinde seiner Anhänger hat sich in der Bacon-Gesellschaft einen Mittelpunkt geschaffen. Ein ägyptischer Prinz, Ibrahim Hilmy, hat ein Buch über die »Literature of Egypt and the Soudan« veröffentlicht. Ein nützliches Handbuch bietet sich in des Buchhändlers W. S. Sonnenschein »The beat books: a reader's guide«, welches etwa 25,000 Bücher verzeichnet.

Biographie.

Lebensbeschreibungen haben von jeher einen bedeutenden Platz in der englischen Litteratur eingenommen, wie Memoiren in der französischen; neuerdings hat man sich auch in England der letztern Gattung mehr zugewandt. Eine hervorragende Stelle nehmen hier des einflußreichen John Ruskin »Praeterita« ein, in Form und Inhalt immer anziehend, doch etwas langatmig. Von hervorragendem Interesse ist das »Life and letters of Charles Darwin by his son Francis«. Andre wichtige Erscheinungen sind Sir Henry Layard: »Early adventures in Persia, Susiana and Babylon«; Laurence Oliphant: »Episodes in a life of adventure«; Sir Henry Taylor: »Autobiography« und seine von Dowden herausgegebenen Briefe; des greisen Dichters Charles Mackay: »Through the long day«; des Novellisten und Historikers Adolphus Trollope: »What I remember«; die »Letters and recollections« von Julius und Mary Mohl, des berühmten deutschen Orientalisten und seiner englischen Gattin; das »Life of the Right Honble W. E. Forster«, einst Gladstones einflußreicher Genosse, dann von ihm über Bord geworfen, um sich der Freundschaft Parnells zu versichern; des frühern Ministers des Auswärtigen, Malmesbury, Denkwürdigkeiten; Charles Neade: »Dramatist, novelist, journalist«, von zwei Söhnen; »The eulogy of Richard Jeffries« (s. d., Bd. 17) von Walter Besant. Wenn auch nicht von gleicher Bedeutung, doch vielfach für den Kenner englischen Lebens interessant, sind des Malers W. P. Froth

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»Autobiography and reminisceanses«, die so viel Beifall fanden, daß er ihnen eine zweite Sammlung folgen ließ. Etwas weiter zurück greifen die zwei höchst anziehenden Briefsammlungen von Thackeray, die »Letters of General Gordon to his sister«, Daniel O'Connells Briefwechsel und die Fortsetzung von Grevilles »Memoiren«. Ferner sind hier anzureihen: »Macaulay« von dem Positivisten Coster Morison; zwei vortreffliche Bücher von Garnett: »Emerson« u. »Carlyle«; Professor Blackies »Burns«, »Goethe« von James Sime, dem Biographen Lessings; »Keats« von Sidney Colvin, der sich auch um Landor verdient gemacht; »Wellington« von George Hooper; »Adam Smith« von R. B. Haldane; endlich die auch ins Deutsche übersetzten Biographien des Kaisers Wilhelm I. von A. Forbes und des Kaisers Friedrich von Rennell Rodd sowie »F. Chopin as a man and musician« von dem Deutschen F. Niecks. Eine Ehrenrettung von zwei historischen Frauen versuchte John Cordy Jeaffreson in den Werken: »Lady Hamilton and Lord Nelson« und »The queen of Naples and Lord Nelson«. Von demselben Verfasser, anschließend an sein früheres Buch über Byron, erschien: »The real Shelly«, welches neben Dowdens erschöpfendem, vielleicht allzu enthusiastischem Buch über diesen neuerdings wieder in den Vordergrund getretenen Dichter genannt werden muß. Noch weiter zurück gehen einige andre Erscheinungen, so John Nichol mit »Francis Bacon: life and philosophy«, Peter Bayne mit »Martin Luther«, James Gairdner mit »Henry VII.« und »The story of Perkin Warbeck«, der gelehrte Historiker Freeman mit »William the Conqueror«.

Geschichte.

In der ersten Reihe stehen hier Gardiner, Stubbs, Kinglake, Lecky und Freeman. * Gardiner hat nach langen Studien und nach Veröffentlichung zahlreicher Monographien in 10 Bänden sein großes Werk »History of England from the accession of James I. to the outbreak of the civil war, 1603 to 1642« vollendet. Von der sich daran anschließenden »History of the great civil war« sind bisher 2 Bände erschienen. Über einige kleinere Werke des thätigen Schriftstellers vgl. seine Biographie (Bd. 17). Bischof Stubbs, früher Professor an der Universität Oxford, als Autorität über die englische Verfassungsgeschichte anerkannt, veröffentlichte neuerdings »Lectures on the study of mediaeval and modern history«. A. W. Kinglake hat 1887 mit 2 Bänden, dem 7. und 8., endlich sein Riesenwerk »The invasion of the Crimea« zu Ende geführt, das er bereits 1863 begonnen, als das Interesse an jenen Ereignissen noch viel lebendiger war. Hat sich auch der Kreis der teilnehmenden Genossen seitdem ziemlich gelichtet, so wird das Werk als wichtige und umfassende Quellenschrift doch dauernden Wert behalten. Ein andres großes Geschichtswerk, William H.

Leckys »History of England in the XVIII. century«, 1878 begonnen, hat sich mit dem 5. und 6. Band seinem Ende genähert. Obwohl Irländer und Patriot, zeigt sich Lecky in diesen Bänden, die sich vielfach mit seinem Heimatsland beschäftigen, doch keineswegs der neuerdings von Gladstone beliebten Auffassung günstig, vielmehr der Parnellschen Agitation entschieden abgeneigt. E. A. Freeman gab »The chief periods of European history, with an essay on Greek cities under Roman rule« heraus. »The revolutions of 1848/49 in Italy, Austro-Hungary and Germany« sind in einem dicken Band von C. E. Maurice behandelt, mit großem Fleiß, aber doch so, daß eine