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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Isle - Italien

wirkte. Der »Fjölnir« enthielt auch naturwissenschaftliche Aufsätze und die ersten Gedichte von Jonas Hallgrimsson, die durch ihre ungewöhnliche Reinheit und Frische die Gemüter bezauberten und seitdem nicht übertroffen worden sind. K. Gislason teilte sprachwissenschaftliche Abhandlungen mit und erregte eine wohlthuende Bewegung in der oft vernachlässigten Schriftsprache. Etwas später begründete Jón Sigurdsson (s. d., Bd. 14) »Ný Fèlagsrit«, worin er während mehr als 30 Jahren (1841-73) die Rechte Islands Dänemark gegenüber verfocht und die Isländer zu vollem politischen Selbstgefühl erweckte; Benedikt Gröndal (der jüngere) und Steingrimur Thorsteinson lieferten lyrische Gedichte; später trat Matthias Jochumsson auf, ein gefühlvoller Lyriker, der auch ein Schauspiel (»Utilegumennirnir«) verfaßte, das jedoch weniger gelungen ist. Überhaupt überwiegt die Lyrik in der neuesten isländischen Litteratur, vermutlich materieller Verhältnisse wegen, die das Produzieren und Herausgeben größerer Werke verbieten. Die epische Dichtung wurde immer durch die Rímur vertreten; die einzige in moderner Form gehaltene ist die (jedoch unreife) »Örvar-Odds drápa« von Ben. Gröndal, welcher auch eine lyrische dialogisierte Gedichtsammlung von dem »Ragnarökkur« oder dem Untergang der nordischen Götter verfaßte (Kopenhag. 1868). Auch gab er die Jahresschrift »Gefn« heraus (1870-74), naturwissenschaftlichen, philologischen und ästhetischen Inhalts, und übersetzte die »Iliade« in antikem Versmaß. Romane wurden verfaßt von dem auch als Lyriker bekannten Jón Thóroddsen (»Piltur og stúlka«; deutsch von J. C.^[Josef Carl] Poestion: »Jüngling und Mädchen«, Leipzig) und P. Sigurdsson (der vortreffliche »Adalsteinn«); als Novellist ist Gestur Pálsson bemerkenswert. Eine beträchtliche Übersetzungslitteratur hat sich besonders durch Steingr. Thorsteinsson entwickelt. Durch theologische Schriften haben sich in den letzten Dezennien der Bischof P. Pjetursson, S. Melsted, Jonas Gudmundsson und Thórarin Bödvarsson bekannt gemacht; die Geschichte Islands wurde behandelt von Jón Sigurdsson und Thorkel Bjarnason, allgemeine Geschichte von Paul Melsted und Grímur Thomsen (der auch als lyrischer Dichter Anerkennenswertes leistete), die (allgemeine) Kirchengeschichte von H. Halfdanarson, die Kirchengeschichte Islands von P. Pjetursson; als Philologen und Archäologen wirkten J.^[Jón] Thorkelsson der ältere, J.^[Jón] Thorkelsson der jüngere, B. Olsen, H. K. Fridriksson, Gudbr. Vigfusson, E. Magnusson, S. Vigfusson, Finnur Jónsson; juristische Schriftsteller sind Magnus Stephensen (der jetzige Landshöfdingi), Jón Pjetursson, Jón Sigurdsson und vor allen der berühmte Kenner der altisländischen Gesetze, V. Finsen; staatsökonomische Schriften lieferte Arnljótur Olafsson, naturwissenschaftliche Ben. Gröndal und Th. Thöroddjen; ökonomische und landwirtschaftliche Schriften und Abhandlungen gibt es sehr viele, darunter von Arni Thorsteinsson; medizinische von J.^[Jónas] Jonassen^[Schreibung auf Publikation: Jónassen]. In der letzten Zeit versuchten einige isländische Studenten in Kopenhagen, von Brandes hingerissen, eine Art von Realismus oder Materialismus in die isländische Poesie einzuführen, aber mit geringem Erfolg.

Vgl. Poestion, Island, das Land und seine Bewohner (Wien 1885); Ph. Schweitzer, Island, Land und Leute, Geschichte, Litteratur und Sprache (Leipz. 1885,); Jón Borgfirdingur, Rihöfundatal 1400-1882 (Reykjavik 1884); Jonas Jonasson, Yfirlit yfir bókmentir Islendinga á 19. öld (in dem »Tímarit hins íslenzka bókmentafèlags« 1881); Jón Thorkelsson, Om digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede (Kopenhag. 1888).

Isle, (1886) 3919 (Gemeinde 6317) Einw.

Ismaïl Pascha, ehemaliger Vizekönig von Ägypten, schloß 1887 ein Abkommen mit der ägyptischen Regierung über seine finanziellen Ansprüche. Seine Familienpension wurde im 14fachen Betrag kapitalisiert und in Land (1,630,810 Pfund an Wert) ausgezahlt; ferner erhielt er 100,000 Pfd. bar und 3 Paläste, 2 in Ägypten und einen, den von Emirghian, am Bosporus. In letzterm lebt er jetzt, nachdem er sich mit dem Sultan ausgesöhnt hat.

*Isochiōnen (griech.), Linien gleicher Schneegrenzhöhe; vgl. Eiszeit (Bd. 17, S. 284).

Issoire, (1886) 6051 Einw.

Issoudun, (1886) 12,697 Einw.

Issy, (1886) 12,080 Einw.

*Ist, im Rechnungswesen im Gegensatz zum Soll, das, was thatsächlich erfolgt oder vorhanden ist. Insbesondere wird dies Wort gebraucht für den Kassenbestand und für Einnahmen und Ausgaben (vgl. Reste, Bd. 17).

Italien. Die bisherige offizielle Ziffer des Flächeninhalts des Königreichs I. (296,323 qkm) wurde bereits offiziell fallen gelassen und der Flächenraum mit Benutzung und Ergänzung der Angaben Strelbitskys, welcher auf Grund seiner kartographischen Vermessungen zu der Ziffer von 288,540 km gelangt war, offiziell mit 286,588 qkm angenommen, ohne daß jedoch bisher die Verteilung dieser Ziffer auf die einzelnen Provinzen erfolgt wäre. Bis dahin dürfen daher die Daten Strelbitskys als die zutreffendsten betrachtet werden. Eine neue amtliche Messung der Grenzen der italienischen Halbinsel hat ohne die Inseln eine Grenzentwickelung von 5557 km ergeben; hiervon kommen auf die Landgrenze 1900 (gegen Österreich 750, gegen die Schweiz 655, gegen Frankreich 495), auf die Küstenlinie 3657 km (hiervon 1640 auf die ligurisch-tyrrhenische und 2017 auf die ionisch-adriatische Meeresküste). Hierzu kommt noch die Grenzentwickelung der Inseln mit 3128 km (darunter Sizilien mit 1098, Sardinien mit 1017 km) und die Landgrenze gegen die Republik San Marino mit 38,5 km, so daß I. im ganzen 8723 km Grenzen aufweist.

[Bevölkerung.] Die Bevölkerung Italiens wird für Ende 1888 mit 30,565,253 Einw. berechnet und verteilt sich nach Landschaften wie folgt:

Piemont 3264388

Ligurien 9_8223^[Anmerkung: 2. Ziffer unleserlich]

Lombardei 3963387

Venetien 3055441

Emilia 2325148

Umbrien 616263

Marken 1009222

Toscana 2359812

Rom 969487

Abruzzen u. Molise 1418108

Kampanien 3086812

Apulien 1710364

Basilicata 550409

Kalabrien 1342390

Sizilien 3225559

Sardinien 730240

Die Auswanderung hat in den letzten Jahren noch weiter zugenommen und im J. 1887 die Höhe von 215,665, im J. 1888 aber das bisherige Maximum von 290,751 Personen erreicht. Unter letzterer Ziffer waren 195,211 Auswanderer im vollen Sinn (meist nach den La Plata-Staaten, dann den Vereinigten Staaten mit Kanada, endlich Brasilien und andern süd- und zentralamerikanischen Staaten), 95,540 nur zeitweise Auswanderer (insbesondere nach Frankreich und Österreich). Die Hauptmasse der Emigranten rekrutierte sich aus der Landschaft Venetien, welche im J. 1888: 131,834 Auswanderer abgab. Andre in dieser Beziehung hervorragende Landschaften sind Piemont (30,603), die Lombardei