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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lot

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Lot (Lötkolben mit Selbsterhitzung, elektrisches Löten)

gesetz von Gay Lussac für L. und das Avogadrosche Gesetz: die osmotischen Drucke, welche verschiedene gelöste Stoffe erzeugen, sind gleich, wenn die gelösten Mengen im Verhältnis der Molekulargewichte stehen. L. sieden bei höherer Temperatur als das reine Lösungsmittel, bei gleichen Temperaturen zeigen als L. niedere Dampfdrucke. Diese Verminderung des Dampfdrucks verhält sich zum Dampfdruck des Lösungmittes wie die Zahl der Moleküle des gelösten Stoffes zu der Gesamtzahl der Moleküle. Analoge Gesetze gelten für das Gefrieren von L., und man hat mit Vorteil die Beobachtung der Dampfdruckuerminderung und der Herabsetzung des Gefrierpunktes zur Bestimmung unbekannter Molekulargewichte benutzt.

Bei Salzen, Alkalien u. starten unorganischen Säuren wurde der osmotische Druck, die Erniedrigung des Dampfdrucks und des Gefrierpunktes wässeriger L. viel größer gefunden, als er der Theorie nach sein sollte, ünd man gelangte zu der Annahme, daß hier (analog der Erscheinung der abnormen Dampfdichten) eine Dissociation der gelösten Stoffe stattgefunden haben. Viele Stoffe werden durch den galvanischen Strom in ihre binären Bestandteile oder Ionen zerlegt, sie heißen Elektrolyte; andre lassen den Strom gar nicht durchgehen und werden daher nicht elektrolysiert. Die erstern sind jene Stoffe, welche die erwähnten Abweichungen von der Theorie zeigen, und ihr gesamtes Verhalten findet befriedigende Erklärung, wenn man annimmt, daß die Elektrolyte nicht als Moleküle, sondern, wie schon Clausius angedeutet hatte, als Ionen in den L. existieren. Diese Annahme hat sich durch viele Berechnungen als richtig ergeben. Man kann für eine gegebene Lösung eines bestimmten Stoffes genau ermitteln, welcher Bruchteil der gesamten Molekülzahl dissoziiert ist. Die Ionen, welche in den L. anzunehmen und, dürfen nicht mit den freien Elementen verwechselt werden. Freies Chlor ist Cl2^[Cl_2], in einer Lösung von Chlorkalium findet sich dagegen Cl und zwar mit enormer elektrischer Ladung, mithin begreiflich auchmit andern Eigenschaften als Cl2^[Cl_2]. Nach dem Gesetz von Faradau können elektrische Bewegungen in Elektrolyten nicht anders als unter gleichzeitiger Bewegung der Ionen stattfinden. Macht man einen elektrolytischen Leiter z. B. positiv elektrisch, so ist das nicht anders möglich, als indem sich in ihm ein Überschuß von positiv geladenen Ionen ansammelt. In einer positiv elektrischen Lösung von Chlorkalium müssen notwendig freie, positiv geladene Kaliumatome vorhanden sein. Nimmt man ihnen ihre elektrische Ladung, indem man einen mit der Erde verbundenen Draht in die Flüssigkeit taucht, so erhält das Kalium sofort seine gewöhnlichen Eigenschaften, es wirkt auf das Wasser unter Entwickelung von Wasserstoff und Bildung von Kali, die sich beide am Draht zeigen.

Lot (Löten). Um das höchst umständliche Erwärmen des Lötkolbens unfreien Feuer zu umgehen, hat man in neuerer Zeit in dem Kolben selbst ein Flammenfeuer zum Erhitzen desselben angebracht, das von einer leicht brennbaren Flüssigkeit, gewöhnlich Benzin, genährt wird. Ein solcher Lötkolben

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(Fig. 1) besitzt in dem hohlen Handgriff A einen Benzinbehälter, aus dem das Benzin durch das Röhrchen a in den zweiten Behälter A1^[A_1], von diesem durch die Röhren B B in das Düsenstück C fließt. Aus C tritt es durch das Niederschraubventil D reguliert in den Verbrennungsraum F, nachdem es sich mit atmosphärischer Luft vermischt hat, die durch zahlreiche Löcher eintritt. Beim Gebrauch wird nun der Kolben erst so weit erwärmt, daß sich der Brennstoff vergast, aus der Ventilöffnung ausströmt, sich entzündet und in das Rohr F hineinbrennt, aus dem die Verbrennungsprodukte durch einen Teil der Löcher a abziehen. Die Kolbenspitze G erwärmt sich somit teils an der Flamme, tels durch Übertragung der Wärme von dem Rohr F, so daß der Lötkolben unausgesetzt gebraucht werden kann. Zum Löten kleiner Gegenstände mittels des Lötrohrs ist eine kleine ᴗförmige Schale mit ᴖförmigem Deckel sehr geeignet, die, sowie ihr Deckel, aus einer Mischung von 40 Teilen Holzkohlepulver, 1 Teil Borax und 10 Teilen eines pflanzlichen Klebemittels (Stärke) geformt, getrocknet und auf einem Metallteller mit Fuß oder Handgriff befestigt ist. Ein neues, sehr wichtiges Lötverfahren beruht auf der Anwendung des elektrischen Stroms und wird in zweierlei Weise ausgeführt.

Nach der einen Methode verbindet man das Arbeitsstück mit dem negativen und einen Kohlenstift mit dem positiven Pol einer genügend starten Elektrizitätsquelle (Akkumulator, Dynamomaschine) und bringt darauf den Kohlenstift der Lötstelle so nahe, daß ein Lichtbogen entsteht, der wie die Stichflamme eines Lötrohrs zur Wirkung kommt. Die andre Methode beruht auf der Benutzung eines Induktors und Zuführung des Stroms zu den zu verbindenden Stücken. Eine gebräuchliche Form dieser Anordnung zeigt Fig. 2. Ein 305 mm langer und 31 mm dicker, runder Kern K aus einem Bündel feiner Eisendrähte ist mit der primären Rolle P bewickelt, deren Enden xy mit einem Wechselstromerzeuger verbunden werden, welcher 50-100 Stromwechsel in der Sekunde liefert. Die sekundäre Rolle S besteht aus 8 Windungen zu je 8 Kupferdrähten und ist an zwei Kupferplatten genietet, welche Klemmvorrichtungen T T zur Aufnahme der Arbeitsstücke R R besitzen, die, an den Lötstellen gehörig gereinigt und nnt Borax bestreut, mittels einer Feder zusammengedrückt werden. Mit dem Durchlassen des Stroms erhitzen sich die Metallränder derart, daß ein Ver-

^[Abb.: Fig. 1. Lötkolben.]

^[Abb.: Fig. 2. Elektrischer Lötapparat.]