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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Musikdiktat - Musikwerke
schrieb: »K6oor63 of travels in ^urke^, 6^66^6 Nnä N8.IW (Lond. 1838, neue Ausg. 1854); ^ra.-veis m <36rman)? g,nä Ilussi^« (das. 1840); »lurk6^ 3,uä tN6 (^ril»6^n -NNI-« (das 1867).
Musitdittät, das Nachschreiben von Musik nach dem Gtchör, wurde als musikalisches Bildungsmittel in den Musikschulen zuerst von Amor. Thomas 1871 am Pariser Konservatorium als obligatorischer Kursus eingeführt und danach auch in Deutschland verbreitet. Beispielsammlungen sind: A. Larigues' '>Onr8 complet än äiet66 nm8i<'lil6« (Var. 1882) «nd Heinrich Götzes »Musikalische Schreibübungen« (Leipz. 1882), letzterem auch mehrstimmige Übungen mit heranziehend Der Zwang, das Gehörte in Noten zu verwandeln, ist jedenfalls ein außerordentliches Förderungsmittel für den umgekehrten Prozeß, das Umsetzen der Noten in Töne, und besonders für das rhythmische Verständnis wie für die Entwickelung des absoluten Gehörs und von großer Bedeutung für die Ausbildung des Verständnisses der P^ranerung.
Musikwerke (mechanische, automatische) sind Apparate, welche nur unter Anwendung mechanischer Mittel (Drehen einer Kurbel, Aufziehen einer Feder), also ohne seitens des Spielers Musikblldung vorauszusetzen, Tonstücke mehr oder minder vollkommen vorzutragen ermöglichen. Apparate solcher Art sind erst in den letzten hundert Jahren zu größerer Verbreitung und Beliebtheit gelangt; doch reicht ihre Erfindung und vereinzelte Herstellung viel weiter zurück. Einzelne Wunderwerke der Mechanik, die hierher gehören, sind im Artikel »Automat« (Bd. 2) namhaft gemacht. Von den bis ins Altertum zurückreichenden singenden Vögeln bis zu Vaucansons automatischem Flötenspieler sind die ältern mechanischen M. durchaus Raritäten, die mit großem Aufwand von Zeit hergestellt und teuer bezahlt wurden. Dagegen sind die heutigen M. ein billiger Ersatz für eine durch geschulte Musiker hervorgebrachte Musik.
Es scheint, daß der Ursprung solcher M. in der Kirche zu suchen ist und zwar zuerst in der Form von mit der Turmuhr verbundenen Glockenspielen einerseits und in der Form mechanisch gespielter Orgeln anderseits. Erstere mögen im 17. oder gar 16. Jahrh, zuerst gebaut worden sein, letztere nicht vor Anfang des 18. Jahrh. Die Kirchenuhren mit Glockenspiel führten ebenso geradeswegs zu den heutigen Svieluyren, wie die vielleicht zuerst von Wright um die Mitte des vorigen Jahrhunderts für eine Londoner Kirche gebaute'selbstspielende Orgel den Ausgangspunkt für die Entwickelung der Drehorgeln und Orchestrions bildet.
Nach der Art, wie die M. in Bewegung gesetzt werden, hat man zu unterscheiden a) solche mit Federkraft oder Gewichten (wie die Uhren) und b) solche mit Kurbel zum Drehen, also wie Spieluhren und Leierkasten. Dazu sei aber gleich bemerkt, daß die frühmittelalterliche Drehleier (s. o., Bd. 5) tein eigentliches mechanisches Musikwerk war, sondern vielmehr ein mittels emer Klaviatur gespieltes Streichinstrument, dessen Saiten mittels eines durch eine Kurbel gedrehten Rades gestrichen wurden. Unterscheidet man die M. nach den tongebenden Mitteln, so sind zu unterscheiden o) solche mit abgestimmten Glocken, Glöckchen, Stahlstäben oder Saiten (Schlaginstrumente) und ä) solche mit Flöten- oder Zungenpfeifen (Blasinstrumente). Eine allen ältern Musikwerken gemeinsame Einrichtung, die man daher für deren eigentliches Charalteristitum halten muß, ist die mit Stiften besetzte Walze, mag diese durch ein Uhrwerk
getrieben oder durch eine Kurbel gedreht werden, mag sie Glocken, Stahlstäbe, Saiten oder Pfe'fen zum Klingen bringen. Erst in allerneuester Zeit ist die Walze aus ihrer Alleinherrschaft verdrängt worden durch eine sozusagen gegenteilige Einrichtung, nämlich die der durchlöcherten Scheiben, so daß wir eine dritte Zweiteilung der mechanischen M. haben: 6) mit Walzen und Stiften und t) mit durchlöcherten Scheiben (sogen. Notenblättern). Die in die Walze eingelassenen Stifte bringen bei den Glockenspielen die Töne durch Anheben der Hämmer hervor, welche die Glocken schlagen; erst in allerneuester Zeit hat die englische Firma Gillett u. Bland in Crondon den Mechanismus der Glockenspiele dahin verändert, daß die Stifte nicht anzuheben, sondern nur auszulösen haben. Bei den kleinern Spieldosen oder Spieluhren reißen die Stifte die verschieden abgestimmten Zähne eines Metallkammes an, der als der Komplex einer Reihe von Metallstäben (statt Glocken) definiert werden muß. Bei den Drehorgeln (mechanischen Orgeln, engl. Lai'i'k I-oi'Aan Zj öffnen die Safte die Ventile der einzelnen Pfeifen; da nun aber nach dem Passieren des Stifts das Ventil sich sofort wieder schließen würde, also nur ein ganz kurzer Ton entstehen könnte, so treten an Stelle der Stifte bei den Drehorgeln zweimal rechtwimelig gebogene, nut beiden Enden eingelassene Drähte > >, welche die Ventile so lange offen halten, bis jene ihrer ganzen Länge nach passiert sind. Die durchlöcherten Scheiben nun setzen ebenso wie die neuere Mechanik der Carillons an Stelle der Überwindung eine Federkraft, an Stelle des An Hebens oder Freigebens eine Feder, das Auslösen, mag nun dadurch ein Ventil geöffnet oder ein Hämmerchen gegen eine Saite geworfen oder ein Zinken eines Metallkammes ergriffen werden.
Nach dieser allgemeinen Klassifikation sind alle die vielnamigen neuern M. leicht zu verstehen. Sie alle setzen einerseits eine Skala verschieden abgestimmter klangfähiger Körper (Glocken, Metallstäbe, Saiten, Pfeifen, Zungen) und anderseits eme genau berechnete Einstellung der dieselben regierenden Stifte oder Balken, reid. der in die Scheiben geschnittenen Löcher voraus, so daß die Töne in der gewünschten Folge oder den gewünschten Zusammenklängen und in den gewünschten zeitlichen Abständen herauskommen.
Jede einmalige Umdrehung der Walze bringt das Tonstück zu Ende; die Walze der Drehorgel dreht sich deshalb viel langsamer als die Kurbel, durch welche ja außerdem die beiden Schöpfbälge des Instruments abwechselnd aufgezogen werden. Spielt ein Musikwerk mit Walze mehrere Stücke, so muß die Walze für jedes derselben etwas anoers gestellt werden; alsdann passieren die nicht zu dem gerade gespielten Stücke gehörigen Stifte zwischen den Ventilen frei durch. Auf die Instruments mit durchlöcherten Scheiben wird für jedes neue Stück eine neue Scheibe eingesetzt. Es ist das ein großer Fortschritt des Baues solcher M., da die »Notenblätter« sehr billig sind, während bei den ältern Instrumenten eine neue Walze nicht viel weniger kostete als ein neues Instrument. Das Orchestrion (erfunden 1851 von Fr. Th. Kaufmann, eine Verbesserung des 1835 von seinem Vater konstruierten »Symphonions«) ist eine mechanische Orgel von ziemlicher Größe mit starken Flöten- und Zungenstimmen mit Räderwerk und Gewichten, die nur wieder aufgezogen zu werden brauchen, wenn sie abgelaufen sind, oder auch mit einer Kurbel. Bis jetzt hat man Orchestrions wohl nur mit Stiftwalzen. Dagegen sind