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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Osman Nuri Pascha Ghazi; *Ossenbeeck; Ossenbeeck; *Ostafrika; *Ostendorf; *Ostendorfer; *Osteoblasten; Osterinsel; *Osterloh; Österreich

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Osman Nuri Pascha Ghazi - Österreich.

Osman Nuri Pascha Ghazi, türk. Feldherr, wurde 1885 seiner Stellung als Kriegsminister entsetzt, blieb aber Palastmarschall.

*Ossenbeeck, Jan van, holländ. Maler, geb. 1627 zu Rotterdam, bildete sich, anfangs wahrscheinlich unter dem Einfluß von A. Cuyp, zum Tier- und Landschaftsmaler aus, soll dann nach Rom gegangen sein, wo er sich Pieter van Laar zum Vorbild nahm, war um 1664 in Wien thätig und starb 1678 in Regensburg. Seine Hauptwerke sind: Viehmarkt in Holland (Galerie zu Prag), Landschaft mit Jakobs Reise nach Mesopotamien (Wien, kaiserliche Galerie), Flachlandschaft mit einem vornehmen Paar und einem Hirten (Dresden, Galerie), Plünderung einer Karawane (Christiania, Galerie) und Abraham mit Sara und Hagar in einem römischen Park (New York, Museum). O. hat auch über 60 Blätter nach S. Rosa, de Laar u. a. radiert.

*Ostafrika, s. die Artikel Britisch-, Deutsch- und Italienisch-Ostafrika; über die neuern Forschungsreisen in diesem Gebiet s. Afrika, S. 12 (Bd. 17).

*Ostendorf, Julius, Schulmann, bekannt als Vertreter der Realschule, geb. 2. April 1823 zu Soest, studierte in Bonn und Halle Theologie und Philologie und wurde als junger Privatgelehrter 1848 von seiner Vaterstadt ins deutsche Parlament gewählt, wo er zum linken Zentrum wie später zu der sogen. Gothaer Partei gehörte. Seit 1852 erster Lehrer, seit 1856 Direktor der Realschule zu Lippstadt, wurde er Ostern 1872 als Direktor der Realschule nach Düsseldorf berufen. Von dort aus nahm er im Herbst 1872 an der vom Minister Falk berufenen pädagogischen Konferenz in Berlin eifrigen Anteil, wurde 1874 von Bielefeld ins Abgeordnetenhaus gewählt und starb 31. Aug. 1877 in Halle a. S. Auf den Versammlungen der Realschulmänner zu Eisenach (1872), Gera (1873), Braunschweig (1874), in denen er den Vorsitz führte, und auch sonst verfocht O. in Wort und Schrift die Gleichberechtigung der Realschule mit dem Gymnasium und eine Gestaltung des öffentlichen Schulwesens, bei der auf gemeinsamer Grundlage diese beiden Hauptformen der höhern Schule nur für die letzten Schuljahre auseinander gehen sollten. Um der Überfüllung der höhern Berufsfächer abzuhelfen, wünschte er namentlich auch freigebige staatliche Förderung der Mittelschulen und höhern Bürgerschulen.

*Ostendorfer, Michael, Maler und Zeichner, Schüler von A. Altdorfer, war seit 1519 in Regensburg thätig und starb daselbst 1559. Von seinen Bildern haben sich ein Flügelaltar mit Darstellungen aus dem Neuen Testament, ein Porträt (in Regensburg), ein Christus am Kreuz (in Schleißheim) und eine Darstellung aus der Apokalypse (in der Münchener Pinakothek) erhalten. Er hat auch Zeichnungen für den Holzschnitt (unter anderm für einen Stammbaum mit den Brustbildern türkischer Sultane und für einen Katechismus) geliefert.

*Osteoblasten, Bindegewebszellen, aus denen das Knochengewebe hervorgeht; Osteogenese, Entwickelungsgeschichte des Knochengewebes.

Osterinsel. Die Regierung von Chile ergriff 9. Sept. 1888 Besitz von der O., um dieselbe als Strafkolonie zu benutzen.

*Osterloh, Ernst Robert, Prozessualist, geb. 13. März 1813 zu Dresden, wirkte erst als Advokat zu Leipzig, wurde 1850 Professor des Prozeßrechts an der Universität daselbst und starb 19. Aug. 1884. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Der ordentliche bürgerliche Prozeß nach sächsischem Recht« (Leipz. 1843 - 44, 2 Bde.; 4. Aufl. 1860, 2 Bde.); »Die summarischen bürgerlichen Prozesse« (das 1845, 3. Aufl. 1857); »Lehrbuch des gemeinen deutschen ordentlichen Zivilprozesses« (das. 1856, 2 Bde.); »Die Reform der Zivilprozeßgesetzgebung in Sachsen und in Deutschland« (das. 1865); »Gutachten über den Entwurf einer Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den norddeutschen Bund« (das. 1870).

Österreich, Kaisertum. Die Bevölkerung von Ö. wird auf Grund der Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung für Ende 1888 mit 23,647,418 Bewohnern berechnet. Die Verteilung dieser Volkszahl auf die einzelnen Kronländer, der Flächeninhalt derselben nach den definitiven Ergebnissen der Grundsteuerregelung ergibt sich aus folgender Übersicht:

Kronland Flächeninhalt Bevölkerung Ende 1888

QKilom. QMeilen

Niederösterreich 19823 360,0 2623575

Oberösterreich 11985 217,7 780818

Salzburg 7152 129,9 172230

Steiermark 22428 407,3 1279466

Kärnten 10328 187,6 362795

Krain 9956 180,8 502098

Küstenland 7966 144,7 699597

Tirol und Vorarlberg 29288 531,9 926632

Böhmen 51948 943,4 5812635

Mähren 22222 403,6 2237436

Schlesien 5147 93,5 596693

Galizien 78497 1425,6 6488620

Bukowina 10452 189,8 638729

Dalmatien 12832 233,0 526094

Zusammen: 300024 5448,8 23647418

Die Bevölkerungsbewegung ergab in den letzten zwei Jahren in ihren Hauptmomenten:

1887: 1888:

Trauungen 182088 185991

Lebendgeborne 889478 889901

Sterbefälle 672302 686573

Es zeigt sich demnach 1888 gegen das Vorjahr bei den Trauungen, allerdings auch bei den Sterbefällen, eine ziemlich bedeutende Vermehrung (bei den erstern um 2,14, bei den letztern um 2,08 Proz.).

Auf dem Gebiet des Bildungswesens ist auch in Ö. der gesteigerte Zudrang zu den humanistischen Studien eine auffällige Erscheinung. Innerhalb des Dezenniums 1878 - 87 hat sich der Besuch der Gymnasien und Realgymnasien von 41,456 Schülern auf 53,148, also um 28,2 Proz., gehoben, während der Besuch der Realschulen von 20,550 auf 17,436, demnach um 3114 oder 15,2 Proz. gefallen ist. Seither ist ein wenn auch unbedeutender Rückschlag eingetreten, indem zu Anfang des Schuljahrs 1887/88 die Gymnasien um 729 und im Schuljahr 1888/89 um 61 Schüler weniger als im Vorjahr zählten.

[Erwerbszweige.] Von den Erwerbszweigen der Bevölkerung hat der Bergbau und Hüttenbetrieb 1888 einen Produktionswert (nach Abzug des Wertes der verhütteten Erze) von 72,26 Mill. Gulden geliefert. Derselbe erscheint gegen das Vorjahr (mit 66,07 Mill. Guld.) um 6,19 Mill. Guld. höher, welche Steigerung in erster Reihe auf die erhöhte Eisenproduktion und Kohlenförderung zurückzuführen ist. Die Produktionsmenge betrug 1888 an Frischroheisen 5,168,186 metr. Ztr., an Gußroheisen 693,028 metr. Ztr., zusammen an Roheisen 5,861,214 metr Ztr. (gegen 1887 um 743,444 metr. Ztr. mehr). An Braunkohle wurden 12,860,255 (+1,287,083), an Steinkohle 8,274,461 (+478,310) Ton. gefördert. Wie sehr sich insbesondere die österreichische Kohlenproduktion entwickelt