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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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See (Temperatur, Durchsichtigkeit, Färbung des Seewassers)
ist sonnt keine gleichmäßige, die Isothermenflachen find nicht bloß dort, wo kälteres Flußwasser einmündet, geneigt, sondern zeigen selbst in Tiefen, wo kein schneller Temperaturwechsel stattfindet, Krümmungen und Unebenheiten. Für den Gang der Temperatur in verschiedenen Schichten lassen sich i typische Kurven aufstellen, wie sie folgende Text' ^ fig. 2 bietet, welche die Temperaturveränderungen !
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'' ?<? <)H ^9 so /<?<? ^o stig. 2. Kurven der Telnperaturveränderungen.
in einent schottischen S. darstellt. Denkt man sich ein rechtwinkeliges Koordinatensystem, so wird die Temperaturverteilung im Winter durch eine der Abscissenachse parallele Gerade ^^ dargestellt. Im Frühjahr steigt mit dem StandederSonnedie Temperatur der Seeoberfläche schnell. Die vom Wasser aufgenommene Wärme wird durch Konduktion in die Tiefe geleitet. Infolge dieses verhältnismäßig langsamen Prozesses hebt sich die Temperatur der obersten Schichten schneller als die der tiefern. Die Haupteigentümlichkeit der Frühjahrsverteilunq besteht also in der Konvexität der Kurve V von der Oberfläche bis .;u ca. 30 m Tiefe. Im Sommer erbebt sich die Oberflächentemperatur nicht mehr in demselben Maß wis vorher, sondern wird mehr und mehr konstant.
Da trotzdem die Wärme der obern Schichten durch Konduktion nach unten fortgepflanzt wird, so folgt, wenn die Oberflächentemperatur fast konstant ist, daß in einiger Tiefe unter dem Spiegel die Temperatur schneller zunimmt als in den Schichten darüber. Dieser Umstand bedingt eine leichte Wölbung der Sommerkurve. Diese Konkavität mit einer Konvexnät darunter und einer geringern darüber ist für die Sommerkurue (ü charakteristisch. Im Herbst fällt die Oberflächentemperatur von Tag zu Tag, durch Uonduktion und Konvektion wird die Wärme aber nicht weiter nach unten geführt. Die typische Herbstkuruel) besteht in einer Horizontalen an der Oberfläche und am Boden, verbunden durch die Sommerkonkavität und die Frühjahrskonvexität. Mit dem Nahen des Winters verliert das Wasser an der Oberfläche so schnell an Wärme, daß die Konduktion nach unten aufhört und die Bodenschichten somit nur wenig von der Sommerwärme profitieren. Der Kamm der Wärmewelle geht von der Oberfläche bis zum Bodenm ca. 3 Monaten, wobei die Höhe mit zunehmender Tiefe abnimmt. Gegen Ende September oder Anfang Oktober beginnt die Sommerwärme auf das Vooenwasser zu wirken, die Temperaturamplitude beträgt aber noch nicht einmal ^"^" (5. Die Bodentemperatur schwankt von Jahr zu Jahr und folgt ganz genau der mittlern Wintertemperatur. In Meyers Koup. »Lexikon. 4. Aufl., XVl I. Vd.
thermischer Hinsicht lassen sich alle Wasserbecken m zwei Gruppen zerlegen, nämlich in solche, deren Tem peratur stets höher ist als die des Dichtigkeitsmaxi mums (hierher gehören die Süßwasserseen der Tropen und des wärmsten Teils der gemäßigten Zone), und in solche, deren Temperatur das ganze Jahr hiw durch oder in bestimmten Monaten tiefer liegt, als die ist, welche der Maximaldichte des Wassers zu.-kommt (hierzu gehören die Sützwasserseen der kalten Zone). Die Seebecken der ersten Kategorie zeige/? in den obern Schichten eine Wärmeanhäufung, jede Abkühlung erzeugt Konvektionsströme, die eine An^ sammlüng oon kaltem Wasser in der Tiefe zur Folg/ haben. In den Süßwasserseen der zweiten Gruppe findet sich relativ warmes Wasser am Boden, an der Oberfläche relativ kaltes, es herrscht also Gleichge^ wichtsbedingung. Konvektionsströme entstehen, sobald die Overflächentemperatur sich hebt. Ein Zu^ frieren der Seen tritt erst eilt, wenn die Wassermass»' bis auf 4" reduziert ist. Tiefere Seen behalten, auch wenn sie zugefroren sind, am Grund eine W<>ssei> schicht von 4", kleinere kühlen sich bis auf den Grund stärker ab. Durch Tiefenverhältnisse und geographische Lage allein läßt sich aber nicht bei allen Alpem'een er^ klären, warum sie teilweise nur sehr schwer zufrieren.
Die mittlere Tiefengrenze für die Durchsichtigkeit des Wassers im'Genfer S. beträgt bei Morges 10 in, im Winter (Oktober bis April) 12 m. im Sommer (Mai bis September) 6 in, im Mari. mum 17m. Die jahreszeitlichen Schwankungen häm gen mit dem Gehalt des Wassers an suspendierten Stoffen zusammen. Die Grenze der absoluten Finsternis, bei welcher Sonnenstrahlen Chlorsilber nichl mehr affizieren, liegt im Sommer bei 45 m, im Winter bei 100 m Tiefe. Die Ursache der verschiedenen Färbung des Seewassers ist durch die Untersuchungen des belgischen Physikers W. Spring ziemlich klar gestellt. Es geht daraus hervor, daß reines Wasser bis zu einer gewissen Dicke unter allen Umständen blau ist, und zwar rührt diese blaue Färbung nicht von der Tiffusion des einfallenden Lichts her, son dern von der Absorption der langweiligen Spektral färben. Da natürliches Wasser nie optisch leer ist, sondern stets eine größere oder geringere Menge fein verteilter Stoffe in Suspension enthält, so bestimmt der Betrag an suspendierter Materie den Grad dei Bläue. Sind die Partikeln relativ zahlreich, so wird ein einfallender Lichtstrahl nur einen kurzen Weg zurücklegen, bis er durch Reflexion zurückgeworfen wird: das Blau wird dann wenig gesättigt sein.
Im andern Fall durcheilt der Strahl einen längern Weg im Wasser, das Blau ist mehr gesättigt und selbst dunkler. In einer Wasserschicht von geringer Tiefe werden die weniger brechbaren Strahlen, wie die roten, noch nicht hinreichend erloschen sein, da5 Licht wird grün erscheinen wie am Strand oder selbst die Wellen auf hoher S. Die Ursache der grünen Färbung liegt in den optischen Eigenschafte-n des Me. diums, das eine besondere Art Trübung erfahren hal.
Sind nämlich die in Suspension gehaltenen festen Bestandteile so fein, daß sie sich auch im Ruhezustand nicht niederschlagen, also im pseudokolloidalen Zustand, so bedingen diese nicht nur eine einfache Diffusion des weißen Lichts, sondern absorbieren und löschen auch einen Teil der blauen Strahlen aus. Man muß sie als die Quelle des gelben Lichts betrachten.
Je nach dem Grade der Trübung ist die Wirkung eine verschiedene: bei starker Trübung erscheint das Wasser ohne eigne Färbung; kann das Licht bei geringerer Trübung tiefer ins Wasser eindringen, so
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