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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Selbstmord bei Tieren - Semler
Kompositionen, unternahm auch Konzertreisen als Pianist und wurde bald als Lehrer des Klavierspiels am Konservatorium zu Köln angestellt, wo er, 1878 zum Professor ernannt, noch gegenwärtig wirkt. Als Dirigent der 3)lusikalischen Gesellschaft machte sich S. verdient um die Vorführung zeitgenössischer und seltener gehörter älterer Werke. Seine eignen Kompositionen (Sonatinen, Bravourstuoien, Präludien, Toccata) sind zumeist instruktiv; außerdem erschienen: feierliche S>ene und Marsch für Orchester, Adagio für Cello, Klavierstücke:c. Seine Übertragungen Haydnscher Quartettjätze, die Bearbeitungen Beethovenscher Tänze (drei Kontertänze und Dan?63 «Hemanäs«), seine neue Ausgabe des Weberschen 1^8 äur-Konzerts zeugen von ebensoviel Pietät wie Geschick.
^Selbstmord bei Tieren. Es ist eine alte, vielverbreitete Annahme, daß auch Tiere durch Verzweiflung zum Selbstmord getrieben werden tonnen, und das Beispiel der.Hunde, die auf dem Grab ihres.Herrn verhungern, ist oft in diesem Sinn angeführt worden.
Im besondern hat man seit uralten Zeiten von gifngen Tieren, namentlich von Schlangen und Skorpionen, erzählt, daß sie in verzweifelten Lagen sich durch einen Biß oder Stich töteten. Es muszte nun Mar von vornherein unwahrscheinlich sein, daß ein Tier mit voller Absicht einen Selbstmord begeben könne, da man ihm kaum ein Verständnis für den Tod überhaupt und die Endigung seiner Qualen durch denselben zuschreiben kann, und in der That würde sich der oft behauptete Selbstmord der Hunde leicht genug durch die intensive Trauer dieser anhänglichen Tiere, durch ihre Appetitlosigkeit und das vergebliche Warten auf die Rückkehr des Davongegangenen erklären lassen. Das bequem anzustellende, schon aus dem Altertum berichtete Experiment, daß ein durch einen Feuerkreis eingeschlossener Skorpion darin wie wütend mit emporgehobenem Schwanzstachel umherlaufe und sich angesichts der Unmöglichkeit des Entrinnens endlich selbst den tödlichen Stich versetze, ist im letzten Jahrzehnt von vielen Beobachtern und namentlich vonin Indicn stationierten Ärzten wiederholt worden, zum Teil mit dem Unterschied, daß man d6s Tier in einem Glaskasten dem hellen Sonnenschein aussetzte oder die Strahlen gar noch durch konvexe Gläser konzentrierte. Mehrere Beobachter, darunter Allen Thomson, behaupteten, daß der durch Licht oder Feuer gereizte Skorpion nach seinem Kopf steche, und Ran Lankester beobachtete, daß ein dem Ehlorosormdampf ausgesetzter Skorpion mehrmals wütend mit dem über den Rücken erhobenen Stachel '>u stechen versuchte und einmal auch den eignen Kopf traf. Preyer meint deshalb, daß die Hitze oder Insolation dem Tier zunächst einen stechenden Schmerz nm Kopf erzeugen möchte, den es einem Angreifer zuschreibe, gegen den es seinen Stachel richte. Allerdings würde eine Selbstverletzung beim Skorpion ebensowenig an sich tödlich sein wie bei einer Giftschlange. Als bei Gelegenheit des heftigen unter den englischen Gelehrten entstandenen Streits über den Selbstmord des Skorpions auch neue Berichte über beobachteten Selbstmord von Klapperschlangen und andern Giftschlangen auftauchten, machte Sir Joseph Fayrer auf die in der »1kg.n3.wplMi3. ofinäia. berichtete, durch eigne Versuche festgestellte merkwürdige Thatsache aufmerksam, daß eine Giftschlange sich nicht selber noch ein andres Individuum ihrer Art, ja kaum eine näher verwandte Art, sondern bloß Giftschlangen andrer Gattungen oder ungiftige Schlangen durch ihren Biß vergiften kann. Professor A. H.
Bourne in Madras überzeugte sich sodann 1886, daß
es sich bei den Skorpionen ebenso verhält, daß sie kaum andre Skorpionsart.n, geschweige sich selbst vergiften können, wohl aber Spinnen, daß sie aber schon bei einer Temperatur von 50" sterben, und daß aus dieser bei einem Tier warmer Striche auffälligen Empfindlichkeit gegen Wärme, zusammengehalten mit dem drohenden Gebaren des aufgeregten Tiers, der erwähnte Glaube entstanden ist. Aus ähnlichen Mißverständnissen stnd die Erzählungen vom Selbstmord der Seesterne und Holothurien entsinnden, an welche selbst Karl Vogt glaubte; es handelt sich bei ihrer Neigung, in der Gefahr Glieder und ganze Körperteile abmstoßen, vielmehr um eine Schutzeinrichtung (s. d., Bd. 14). Vgl. Preyer, Aus Natur- u Menschenleben (Berl.1885); Bourne, ^tik l-kpuwä ßniciäk of 8cs),l,i0ii» (in den kroce^ äinc>8 c>t t.k6 I^onliou Ko.vlU 8l>ci6t)'«, Bd. 42,1887).
^Selymbria oder Eelybria, s. Siliwri (Bd. 17).
^Sembcra lspr. ichem-), Ad albert, tschech. Ethno graph und Historiker, geb. 2!. März 1807 zu .hohen mauth in Böhmen, Professor der tschechischen Sprache und Litteratur an der Universität Wien. Von seinen zahlreichen Schriften historischen, topographischen und genealogischen Inhalts sind hervorzuheben: »Über den Einfall der Mongolen in Mähren«, ein umfangreiches Werk: »Die Westslawen im Altertum« (Itttttt), sowie eine »Geschichte der tschechischen Litteratur (I8<)9), in welcher auch die Geschichte der tschechischen Sprache besondere Berücksichtigung findet. Auf sehen erregte seine Schrist »Die Königmhofer Hand. scyrift als eine Fälschung nachgewiesen« (Wien1tt8^).
*Eemler, 3) Heinrich, Landwirt, geb. 18. Mai 1841 zu Grünberg in Oberhessen als Sohn eines Landmanns, trat mit 14 Jahren als Lehrling in ein größeres Fabrikgeschäft, konditionierte als Hand lungsgehilfe in Hamburg, Genua, Neapel und London und ging als Agent eines großen Londoner Hauses übers Meer. Nach mehrjährigem Wanderleben übernahm er die Wirtschaft seines Vaters, ging aber bald wieder nach Amerika und siedelte sich m Oregon an. Hier verlor er Hab und Gut im Bannocklrieg, und als es ihm nach Jahren gelungen war, in Kali formen wieder zu einer Besitzung zu gelangen und diese in guten Kulturzustand zu bringen, entriß sie ihm ein andrer auf Grund eines Claims, von dessen Existenz niemand etwas gewußt hatte. Eine von ihm bei San Francisco angelegte ^^ hampignonzucht wurde durch eine Feuersbrunst zerstört und nun ließ er sich in San Francisco als Schriftsteller nieder. Er starb 7. Juli 1888 daselbst. S. widmete sich besonders dem Studium der tropischen Agrikultur, machte große Reisen, einmal bis Australien, um Plantagen kennen zu lernen, und suchte namentlich seine Landsleute über die überseeischen Verhältnisse aufzuklären. So schrieb er: »Die wahre Bedeutung und die wirklichen Ursachen der nordamerikanischen Konkurrenz in der landwirtschaftlichen Produktion« (Wisin. 1881); »Die nordamerikanische Rindviehzucht u. Milchwirtschaft (das. 1881); »Die Hebung der Obstverwertung und des Obstbaues nach den Erfahrungen durch die nord amerikanische Konkurrenz« (das. 1883), ein für die deutsche Obstverwertung epochemachendes Werk, das vom Allgemeinen Deutschen Pomologenverein prämiiert wurde; »Oregon nach eignen Beobachtungen^ (in der »Taschenbibliothek für Auswanderer, Leipz.
1883); »Das Reisen nach und in Nordamerika, den Tropenländern 2c.« (Möm. 1884); »Die tropische Agrikultur« (das. 1886-88, 3 Bde.); »Tropische und nordamerikanische Waldwirtschaft und Holzkunoe^ (Berl. 1863).