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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elektrische Post; Elektrischer Kurzschluß; Elektrische Sicherungen; Elektrisches Licht

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Elektrische Post - Elektrisches Licht.

probeweise zur Verwendung kamen, sind sie wieder durch Kabel ersetzt worden. Es ist schwierig, die Zementkanäle wasserdicht zu verschließen, sodann werden sie nur zu häufig durch Grundwasser überflutet, wobei die gegeneinander isolierten Leitungen in leitende Verbindungen gebracht werden, drittens lassen sich die Kanäle nicht unter den Fahrdamm verlegen, da sie eine größere Belastung nicht vertragen; wollte man sie jedoch stärker bauen, so würden sie bei weitem teurer werden als Kabel, es sei denn, daß man in jeden Kanal eine große Anzahl von Leitungen legte; endlich aber ist die Isolation für Ströme von hoher Spannung kaum betriebssicher herzustellen. Man ist daher in der Praxis vorläufig von diesem System abgekommen.

Elektrische Post. Schon seit Anfang der 60er Jahre sind Bestrebungen gemacht worden, Briefe und kleine Pakete auf elektrischem Wege zu befördern. Bei allen hierher gehörigen Versuchen (von H. Cook, G. Bonelli, H. Militzer, M. Deprez, Werner Siemens u. a.) handelt es sich um eine Art kleiner elektrischer Eisenbahn, die z. B. längs des Dammes einer Dampfeisenbahn entlang geführt werden soll. Bei dem letzten dieser Versuche von Dolbear (1889) werden die Briefe und Pakete von einem stählernen Kasten aufgenommen, der mittels vorn und hinten angebrachter Räder auf einer Schiene läuft. Gegen Umkippen ist er dadurch gesichert, daß er mittels kleinerer Räder an einer zweiten, über ihm angebrachten Schiene geführt ist. Die Bahnstrecke ist in Entfernungen von etwa der halben Kastenlänge mit Drahtspulen besetzt, durch welche der Wagen hindurchläuft. Die Fortbewegung des Kastens erfolgt dadurch, daß jedesmal nur eine der Spulen, und zwar immer diejenige, in welche der Kasten gerade hineinfahren will, in die elektrische Leitung eingeschaltet wird, so daß die Spule den Kasten bis nahe zur Hälfte seiner Länge in sich kräftig hineinzieht, worauf die Spule ausgeschaltet und die nächstfolgende, welche der Kasten mit seinem vordern Ende eben erreicht hat, eingeschaltet wird. Die Schließung und Unterbrechung des Stromes wird in jeder einzelnen Spule selbstthätig dadurch bewirkt, daß ein in der Spule angebrachter Magnet von dem Wagen, der selbst ebenfalls magnetisiert ist, in solcher Weise beeinflußt wird, daß er einen Kontakt herstellt, bez. wieder auslöst. Um den Kasten an der Endstation zum Stillstand zu bringen, richtet man an der letzten Spule den Ausschalter so ein, daß der Strom in der Spule noch wirksam bleibt, wenn der Kasten bis zur Mitte seiner Länge hineingefahren ist. Die Spule wirkt dann verzögernd auf den Kasten und bringt ihn in kurzer Zeit zum Stillstand. Der Stromverbrauch bei dieser elektrischen Post soll gering sein, da zur Fortbewegung des Kastens, wenn er erst einmal die erforderliche Geschwindigkeit erlangt hat, ein sehr schwacher Strom genügt.

Elektrischer Kurzschluß. Das Bestreben der positiven und negativen Elektrizität, sich miteinander auszugleichen, ist je nach der Menge der beiden angehäuften Elektrizitäten oder, wie man sich ausdrückt, je nach der Spannungsdifferenz oder kurz Spannung, ein größeres oder geringeres. In der Elektrotechnik benutzt man diese Ausgleichsbestrebung in der Weise, daß man die Elektrizitäten sich durch dazwischengeschaltete Apparate (Lampen, Motore) ausgleichen läßt, so daß man die Elektrizität zwingt, irgend eine gewünschte Arbeit (Licht, Kraft) zu verrichten. Es kann nun aber durch einen Unfall vorkommen, daß die beiden Leitungen der Elektrizität durch irgend etwas andres metallisch miteinander verbunden werden; diese Verbindung kann ferner so gut leitend sein, daß der unerwünschte Ausgleich vorwiegend durch sie, anstatt durch die Lampen etc. erfolgt, so daß also die Lampen etc. aufhören zu funktionieren. Eine solche Verbindung hat dann, wie man sich ausdrückt, die Leitungen kurzgeschlossen.

Elektrische Sicherungen, Vorrichtungen, welche elektrische Leitungen stromlos machen, falls sie durch irgend einen Unfall (Kurzschluß) mehr Strom führen, als sie nach Maßgabe ihres Querschnitts aushalten können; sie haben den Zweck, die Leitungen vor dem Glühendwerden zu bewahren, eine Feuersgefahr für das Gebäude auszuschließen. Die Sicherungen bestehen aus kleinen Stücken eines leicht schmelzbaren Metalls, welche in die einzelnen Zweigleitungen eingefügt und in ihren Größenverhältnissen so bemessen sind, daß sie bei einer Stromstärke schmelzen, welche die Leitungen übermäßig erhitzen würde; sie verursachen also beim Schmelzen eine Unterbrechung der Leitungen. Durch Einschalten solcher Sicherungen in jedem einzelnen Zweige einer Anlage ist jeder Zweig für sich geschützt; tritt in irgend einem Zweige eine Störung dieser Art auf (Kurzschluß), so wird nur dieser Zweig ausgeschaltet, während die andern nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Als Material für Sicherungen werden meist Bleistreifen verwendet, welche in den verschiedensten Gehäusen (Porzellandosen etc.) untergebracht sind.

Elektrisches Licht, für militärische Zwecke. Soviel bekannt, wurde für Kriegszwecke zuerst im Oktober 1855 bei der Beschießung der taurischen Festung Kinburn von der französischen Flotte e. L. verwendet, um die nächtliche Wiederherstellung der am Tage beschossenen Festungswerke zu verhindern. Die Franzosen bedienten sich seiner wieder bei den Belagerungen von Paris und Belfort 1870/71. Auf dem Montmartre und in Double Couronne vor St.-Denis waren Scheinwerfer aufgestellt, aber das elektrische Licht wurde noch von großen galvanischen Batterien erzeugt. Der Erfolg war zwar gering, teils wegen Unvollkommenheit der Beleuchtungsapparate, teils wegen Vorsicht der deutschen Truppen, die sich beim Erscheinen des Lichtbündels auf die Erde oder hinter Deckungen legten und ruhig verharrten, bis das Licht fortging, aber man hatte doch die Überzeugung gewonnen, daß e. L. mit verbesserten Apparaten für Kriegszwecke von Nutzen sein könnte. 1873 waren denn auch auf der Wiener Ausstellung von Siemens u. Halske in Berlin und Sautter-Lemonnier in Paris Apparate von bedeutend gesteigerter Leistungsfähigkeit aufgestellt, welche nach weiterer Entwickelung von 1877 an in den Kriegsmarinen wie in Küstenbefestigungen Verwendung fanden, zunächst auf den Panzerschiffen, um die nächtliche Annäherung feindlicher Torpedoboote, deren Einführung damals begonnen hatte, zu entdecken; aber diese Apparate waren feststehend oder doch nur sehr wenig für Ortswechsel geeignet, und für den Festungskrieg forderte man die Fahrbarkeit. Sautter-Lemonnier wie Siemens u. Halske, später Schuckert in Nürnberg und Fein in Stuttgart haben sodann in der Herstellung fahrbarer Apparate gewetteifert. Nachdem Versuche mit Sautter-Lemonnierschen Festungsapparaten in Deutschland nicht befriedigt hatten, gelangten die von Schuckert zur Einführung. Sie bestehen aus zwei mit 2 Pferden bespannten Wagen, von denen der eine die Dampfmaschine von 14 Pferdekräften zum Betrieb der Dynamomaschine, welche bei etwa 700 Umdrehungen in der Minute eine Lichtstarke von 30,000 Normalkerzen entwickelt, trägt; auf dem andern Wagen steht