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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kriegsgeschichtliche Litteratur

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Kriegsgeschichtliche Litteratur (neuere: Kriege seit dem 18. Jahrhundert).

der Thätigkeit des staatsleitenden Feldherrn sind so innig miteinander verbunden, daß sie nicht von einander getrennt werden dürfen. In den Kriegsjahren bis zum Juni 1759, mit welchem Zeitpunkt die zuletzt erschienene erste Hälfte des 18. Bandes abbricht, ist der militärische Schriftverkehr bedeutender als der politische. Daneben darf nicht übersehen werden, was aus gegnerischer Seite veröffentlicht ist: des Österreichers A. v. Arneth »Maria Theresia und der Siebenjährige Krieg« (Wien 1875), des Generals Grafen Pajol »Guerres sous Louis XV« (Par. 1881-87), beide schon durch die Namen der Verfasser als hochwichtig gewährleistet, die letztere Arbeit ergänzt durch »Frédéric II et Louis XV 1740-44« vom Herzog von Broglie (das. 1884), sowie »Die schlesischen Kriege und das Kurfürstentum Hannover« (Hannov. 1879), ein Buch, dessen Verfasser, W. v. Hassell, nicht zu den Verehrern des Königs gehört; dasselbe behandelt dem Titel zuwider fast nur den Feldzug von 1757 auf dem nordwestlichen Kriegsschauplatz.

Die Wiederkehr der Zeit, in welcher 100 Jahre früher die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihre Selbständigkeit errangen, hat zu keiner umfassenden Darstellung der Vorgänge Veranlassung gegeben; doch gehört das Beste, was darüber geschrieben ist, dem hier behandelten Zeitraum an; es findet sich in Bancrofts »Geschichte der Vereinigten Staaten«.

Das Streben nach Wahrheit und nach unparteiischer Darstellung tritt erfreulicherweise auch in Frankreich hervor, dessen Geschichtschreiber wegen Mangels an diesen Eigenschaften früher vielfach in wenig gutem Rufe standen. Es verdient dieses mannhafte Vorgehen um so mehr Anerkennung, als es sich gegen tief eingewurzelte Lieblingsideen der Bevölkerung richtet und der Beginn in eine Zeit fiel, in welcher die jenen Ideen verschwisterte Staatsform soeben wieder die herrschende geworden war. Wir sprechen von kriegsgeschichtlichen Werken, welche unter der zweiten französischen Republik erschienen sind. Zwei davon betreffen die Schaffung der Heere, mit denen die Kriege der Revolution geführt wurden: A. Duruy weist in »L'armée royale en 1789« (Par. 1888) nach, daß Carnot seine Heere keineswegs aus der Erde stampfte, sondern daß er die Massen, welche das Aufgebot ihm stellte, um den festen Kern scharte, welchen die königlichen Truppen bildeten, und schon vorher hatte C. Rousset in »Les Volontaires 1792-93« (deutsch von K. Braun, Berl. 1875) unwiderleglich dargethan, daß die sogen. Freiwilligen diesen Namen zumeist wenig verdienten, und daß es zuchtlose, oft feige, ihrer Aufgabe wenig gewachsene Banden waren. Wie es kam, daß sie trotzdem Erfolge hatten, zeigt die »Histoire des guerres de la Révolution« von A. Chuquet, dessen meist auf den Urkunden des Dépôt de la guerre beruhende Arbeit bis jetzt fünf Teile: »La première invasion prussienne«, »Valmy«, »La retraite de Brunsvic«, »Jemappes et la conquête de la Belgique« und »La trahison de Dumouriez« (Par. 1886 bis 1891), brachte. Ein Gegenstück dazu bildet eine Schrift aus dem Nachlaß des verdienstvollen M. v. Ditfurth: »Die Hessen in den Feldzügen in der Champagne, am Main und am Rhein 1792-94« (Marb. 1881); die Kriegsgeschichte der Kurhessen, die Domäne des Verfassers, steht im Vordergrund. Ein zweites, »Les guerres de la Révolution« benanntes Werk, von E. d'Ornano verfaßt (Par. 1887), führt den Nebentitel »Hoche«, um dessen Lichterscheinung die Erzählung gruppiert ist; ein Abschnitt aus dem Leben dieses Generals ist außerdem von G. Escandre in »Hoche en Irlande« (das. 1888) dargestellt. Noch mehrere von den zahlreichen Einzelschriften zu nennen, würde zu weit führen. Nicht unerwähnt darf dagegen eine Arbeit bleiben, welche die größte unter den gewaltigen Persönlichkeiten jener Zeit, Napoleon, den Schlachtenkaiser, zum Gegenstand hat. Unter dem Titel: »Napoleon als Feldherr« (Berl. 1885-86) ist Graf Yorck, ein preußischer Offizier, an der Hand der Ereignisse dem Andenken des großen Heerführers nach jeder Richtung hin gerecht geworden. Zur Geschichte der nachfolgenden Kriege, denen Napoleon ihr Gepräge verlieh, sind nur Bausteine geliefert worden: »Geschichte des Krieges von 1805« (Wien 1874), aus der Feder des Österreichers Schönhals, welcher Radetzkys Feldzüge in Italien glänzend geschildert hat, ist schon 1821 geschrieben und aus dem Nachlaß herausgegeben, es fehlt daher die Bekanntschaft mit den spätern Veröffentlichungen; »Roßbach und Jena«, von C. Freiherrn von der Goltz (Berl. 1883), gehört nicht streng der Kriegsgeschichte an, trägt aber zum Verständnis derselben bei, wie »Österreichs Teilnahme an den Befreiungskriegen«, nach Aufzeichnungen von Fr. v. Gentz durch den Fürsten Richard Metternich herausgegeben (Wien 1886), trotz der vorwiegend politischen Eigenart des Buches beim Studium jener nicht entbehrt werden kann, und wie die Auseinandersetzungen zwischen M. Lehmann und seinen Widersachern über den Einfluß der in den Befreiungskriegen maßgebend gewesenen Persönlichkeiten (»Aus Schöns Papieren«, »Zu Schutz und Trutz am Grabe Schöns«, »Knesebeck und Schön«, »Eine diplomatische Trilogie aus dem Leben Knesebecks«), sowie endlich W. Oncken in »Österreich und Preußen im Befreiungskrieg« (Berl. 1876-79) neues Licht über die Kriegspläne und deren Verwirklichung verbreiten. In strengerm Sinne kriegsgeschichte sind die Beiträge des Kapitäns Foucart zu der Geschichte der Kriege von 1806/1807 (»Campagne de Prusse«, Par. 1887, und »Campagne de Pologne«, 1882), denen jüngst der 1. Band des vom preußischen Obersten v. Lettow verfaßten »Krieg von 1806/1807« (1891) gefolgt ist, und zu derjenigen der Kämpfe von 1813-15, welche General v. Ollech um das Lebensbild des Generals v. Reyher, des Vorgängers von Moltke, gruppiert hat. Sie finden sich in den Beiheften zum »Militärwochenblatt« (1861-78), der Feldzug von 1815 ist auch in einer Sonderausgabe (Berl. 1876) erschienen. Während Ollech nicht das Gesamtgebiet jener Kriege darstellt, sondern sich auf diejenigen Teile beschränkt, welche mit Reyhers Thätigkeit in Verbindung standen, hat das Deposito de guerra in Madrid dem General Don Jose Gomez de Arteche das Ziel gesteckt, in »Guerra de la Independencia« eine militärische Geschichte Spaniens von 1808 bis 1814 auf breitester Grundlage zu schreiben. Die nächste Veranlassung zu kriegerischen Unternehmungen gab der Zug der Franzosen nach Algier. Derselbe hatte vielfache Kämpfe im Gefolge, welche der schon genannte C. Rousset in mehreren Werken geschildert hat. Das erste war »La conquête d'Alger« (Par. 1879), dann folgte »L'Algérie 1830-40« (das. 1887), den vorläufigen Schluß machte »La conquête de l'Algérie 1841-57« (1889).

Über die Geschichte der Kämpfe in den Jahren 1848 bis 1850 ward seiner Zeit viel geschrieben. Dann wurde der Anteil, welchen man an ihnen nahm, geringer, so daß hier nur ein bedeutenderes Werk zu nennen ist: »Den dansk-tydske Krig i Aarene 1848-50«. Die Bearbeitung, ursprünglich vom Generalstab unter-^[folgende Seite]