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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Monierkanäle - Moorbildung.

leiht dem M. bedeutende Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht der Konstruktion. Hierin vornehmlich liegt der Vorzug des Monierbaues; doch gelten auch Feuerfestigkeit, Wasserundurchlässigkeit und Dauerhaftigkeit (das Rosten des eingelagerten Eisens erscheint ausgeschlossen) als seine vorteilhaften Eigenschaften, ebenso wie ihm Raumersparnis, schnelle Ausführungsmöglichkeit ohne Schädigung der Gediegenheit, verhältnismäßige Billigkeit und hygienische Vorzüge zuzusprechen sind. Diese vielfachen guten Eigenschaften haben die Monierbauweise insbesondere zur Bildung von Fußböden- und Deckenkonstruktionen (Gewölbe eingeschlossen), von Dächern und dünnen, freitragenden Wänden Anwendung finden lassen. Aber auch Dichtungen gegen Grundwasser, Treppen, feuerfeste Thüren und Fensterläden, Säulenummantelungen und zusammengesetzte Konstruktionen verschiedenster Art, selbst ganze Baulichkeiten werden jetzt in M. ausgeführt, ebenso wie man diesen im Tiefbauwesen mit Erfolg zu Brücken, Schleusenthoren und Wehren, auch zu Kanälen, Rohrleitungen und Wasserbehältern aller Art anwendet. Die Erfindung ist patentiert und wird zur Zeit durch die Aktiengesellschaft für Monierbauten, vormals G. A. Wayß u. Komp. in Berlin in bedeutendem Umfang verwertet.

Monierkanäle, s. Elektrische Leitungen.

Montecuccoli, Raimund, Graf von, Reichsfürst und Herzog von Melfi, österreich. Generalleutnant und Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das 8. Dragonerregiment seinen Namen.

Monte-escalier (franz., spr. mongt-eskaljeh, Treppenbahn), s. Aufzug, S. 64.

Monte Generoso-Bahn. Der in den Tessinischen Voralpen gelegene schweizerische Bergstock Monte Generoso wurde seiner umfassenden Aussicht wegen meist von Mendrisio aus bestiegen und vielfach als Luftkurort benutzt. Die nunmehr in der kurzen Zeit vom April 1889 bis Mai 1890 erbaute Bergbahn von Capolago am südlichen Ende des Luganer Sees auf den Gipfel des Monte Generoso ersteigt bei einer Länge von 9 km eine Höhe von 1368 m zwischen der Anfangsstation und dem Generoso-Kulm, der sich 1424 m über dem See von Lugano und 1695 m über dem Meer erhebt. Die Bahn ist als Zahnradbahn nach dem System Abt erbaut, und zwar mit einfacher Zahnschiene bei geringerer, mit doppelter bei stärkerer Steigung, hat mehrere Tunnels, berührt die Zwischenstation Bellavista mit großartigem Berghotel und erschließt oben eine weite Aussicht auf den Luganer See, die lombardische Ebene und die ganze Alpenkette von Savoyen bis zum Bernina.

Montigny, Charles Marin Valentin, Physiker und Astronom, geb. 8. Jan. 1819 zu Namur, wurde 1841 Professor der Physik und Mechanik am Athenäum seiner Vaterstadt, bekleidete seit 1856 ein gleiches Amt in Antwerpen und 1868-82 in Brüssel, wurde 1867 Mitglied der belgischen Akademie der Wissenschaften, 1879 korrespondierendes Mitglied der Brüsseler Sternwarte und starb 16. März 1890 in Schaerbeek (Brüssel). Er ist Erfinder eines Apparates zur Bestimmung der Wettergeschwindigkeit in Bergwerken, sowie eines selbstregistrierenden elektrischen Meteorographen; besonders bekannt gemacht hat er sich durch die Erfindung seines Scintillometers und die mit diesem Instrument von 1865 bis 1886 fortgesetzten Beobachtungen über das Funkeln der Fixsterne.

Monumenta germaniae paedagogica, s. Pädagogische Litteratur, S. 687.

Moorbildung. Nach neuen Untersuchungen von Klinge, der die an liv- und kurländischen Seen gelegenen Moore einer gründlichen Durchmusterung unterwarf, geht aus genanntem Gebiete die Grasmoorbildung stets dem Auftreten von Moosmooren voraus. Die für letztere charakteristischen Torfmoose (Sphagnum-Arten) wachsen überhaupt nicht in tellurischem, kalkhaltigem Wasser, sondern beziehen ihre Nahrung vorwiegend aus den Niederschlägen der Atmosphäre; die aus ihnen hervorgehenden Moore (Moos- oder Hochmoore) erscheinen demnach als eine subaërische, d. h. unter dem Einfluß der Luft stehende Bildung, während die Gras- oder Flachmoore aus Schilf- und Riedgräsern ihren Ursprung herleiten und daher als ein unter Wasser erfolgendes (infraaquatisches) Produkt zu betrachten sind. Im Zusammenhang damit steht die Thatsache, daß im ostbaltischen Gebiet (und wahrscheinlich auch andernorts) die Verwachsung von Seen nur durch Grasmoore, die Überwachung derselben dagegen durch Moosmoore erfolgt, da die Torfmoose erst dann zu wachsen vermögen, wenn eine Einwirkung des Seewassers auf sie nicht mehr stattzufinden vermag. Aus demselben Grunde zeigen die noch in der Verbreiterung begriffenen, an Seen gelegenenen Verwachsungsdecken eine jüngere Grasmoorzone an der Wasserseite; eine ebensolche umzieht in der Regel auch die ältern Randpartien eines Moosmoors als schmaler Ring, in welchem dann der Wasserabfluß erfolgt. Zwischen der Gras- und der Mooszone liegt oft ein breiterer Streifen, in welchem die floristischen Elemente beider gemischt wachsen und miteinander in Kampf treten. Klinge fand ferner an den ostbaltischen Seen, so besonders am Kirkumähsee, ferner am Peipus-, Wirzjew- und am Lubahnschen See, sowie an den kurländischen Strandseen die durch Moorbildung beendete Verwachsung an dem südwestlichen Ufer der Seen viel stärker oder ausschließlich entwickelt, während das nordöstliche Gestade völlig vegetationslos sich zeigte oder nur einen schmalen Moorkranz besaß. Erklärt wird diese Thatsache nach Klinges Meinung durch die in jenen Gebieten vorherrschend südwestliche, resp. westliche Windrichtung, welche einen regelmäßigen Hauptanprall der Wellen am nordöstlichen Ufer bedingt und daher an diesem die Ansiedlung der moorbildenden Pflanzen verhindert. Wo eine andersartige Lagerung und Ausbildung der Verwachsungszone, wie z. B. am Sadjerw-See nördlich von Dorpat vorkommt, an welchem das nordwestliche Ufer an Stelle des südwestlichen den breitesten Verwachsungsstreifen zeigt, liegen besondere örtliche Ursachen für die Abweichung von der Regel vor; in genanntem Falle besaß das in Rede stehende, zwischen parallele Moränenzüge der Glazialzeit eingesenkte Seebecken ursprünglich in seiner Nordwestecke eine Reihe ebenfalls paralleler Untiefen, zwischen deren vor Wind und Wellen geschützten Zwischenbuchten die Verwachsung und Vermoorung am frühsten eintreten mußte, so daß jene gegenwärtig als Halbinseln mit unterseeischen Fortsetzungen erscheinen. Ähnliche Beobachtungen, aus welchen auf einen Einfluß vorherrschend westlicher Windrichtung auf die Lage und Ausbreitungsart der Verwachsungsmoore an Seen geschlossen werden kann, liegen nach ältern Angaben auch aus Dänemark, Oldenburg, Hannover, Pommern, Bayern und Salzburg vor. Die Verwachsung von Seen durch M. darf nicht mit der Ausfüllung von Moosmoorseen durch Torfmassen verwechselt werden, welche durch Einpressen von letztern infolge seitlichen Druckes des umgebenden Torfmoors ein-^[folgende Seite]