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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zedlitz und Trützschler - Zentralamerika.

läßt die Oberfläche des Gegenstandes, welcher mit demselben überzogen wurde, ganz unverändert erscheinen; er haftet auf Holz so gut wie auf Metall und kann mit Wasser und Seife gewaschen werden. Der aus Amerika eingeführte Lack besteht nach Buchner aus einer Lösung von Celluloid in Amylacetat und Aceton. Beim Auftragen ist es gut, die Gegenstände etwas zu erwärmen, auch läßt man sie nach dem Lackieren vorteilhaft an einem mäßig warmen Orte trocknen. Alle in den genannten Flüssigkeiten löslichen Farbstoffe eignen sich zum Färben des Lackes, der dadurch nichts von seiner Durchsichtigkeit verliert.

Zedlitz und Trützschler, Robert, Graf von, preuß. Staatsmann (geb. 8. Dez. 1837; s. Bd. 17), wurde im März 1891 an Stelle Goßlers zum preußischen Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ernannt.

Zeißberg, Heinrich, Ritter von, Geschichtschreiber, geb. 8. Juli 1839 zu Wien, studierte daselbst, wurde 1863 zum Supplenten und 1865 zum ordentlichen Professor der Geschichte an der Universität Lemberg ernannt, 1871 nach Innsbruck und 1873 nach Wien berufen, wo er gleichzeitig den Kronprinzen Rudolf in der Geschichte unterrichtete. Er ist wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie und Direktor des historischen Seminars, auch Redakteur des vom Kronprinzen veranlaßten Werkes: »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild«, für welche er die geschichtliche Übersicht verfaßte. Er schrieb: »Arno, erster Erzbischof von Salzburg« (1863); »Die Kriege Kaiser Heinrichs II. mit Herzog Boleslaw I. von Polen« (1868); »Vincentius Kadlubek, Bischof von Krakau« (1869); »Das älteste Matrikelbuch der Universität Krakau« (1872); »Die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters« (Leipz. 1873, Preisschrift der Jablonowskischen Gesellschaft); »Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen und sein Testament« (1874); »Kleinere Geschichtsquellen Polens im Mittelalter« (1877); »Das Totenbuch des Cistercienserstiftes Lilienfeld« (1878); »Der österreichische Erbfolgestreit 1457-58« (1879); »Quellen zur Geschichte der Politik Österreichs während der französischen Revolutionskriege« (1882-89, Bd. 1-3); »Rudolf von Habsburg und der österreichische Staatsgedanke« (1883); »Aus der Jugendzeit des Erzherzogs Karl« (1883); »Über das Rechtsverfahren Rudolfs von Habsburg gegen Ottokar von Böhmen« (1887); »Zur Geschichte der Räumung Belgiens« (1888); »Erzherzog Karl und Prinz Hohenlohe-Kirchberg« (1888); »Zur deutschen Kaiserpolitik Österreichs, 1795« (1889).

Zeitdienst, s. Fernsprecher, S. 271.

Zeithammer, Anton Ottokar, tschech. Politiker, geb. 5. Nov. 1832 zu Pisek, war Gymnasiallehrer in Ungarn und Prag, widmete sich sodann der Journalistik und war seit 1863 Landtags-, seit 1873 Reichsratsabgeordneter, auch Landesausschußmitglied und Bürgermeisterstellvertreter in Prag. Er ist eines der befähigtsten und einflußreichsten Mitglieder der alttschechischen Partei und war in der letzten Session zweiter Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Bei den Reichsratswahlen 1891 unterlag Z. dem jungtschechischen Gegenkandidaten.

Zeitschriften, pädagogische und philologische, s. Pädagogische Presse.

Zeitsinn, die Fähigkeit subjektiver Zeitschätzung, d. h. die Fähigkeit, die Länge von Zeiträumen unmittelbar aufzufassen und miteinander zu vergleichen. Auf dem Z. beruht auch alle objektive Zeitmessung, denn ihre Voraussetzung, daß eine bestimmte (Erd-, Pendel-) Bewegung unter ganz gleichen Umständen stets innerhalb des ganz gleichen Zeitraums sich vollendet, ergibt sich eben aus der subjektiven Fähigkeit des Zeitsinns. Als physiologische Unterlage des Zeitsinns hat Münsterberg Muskelempfindungen des Hinterkopfes, des Halses, der Schultern, des Rumpfes und der Glieder angegeben, und zwar sollen diese Spannungsempfindungen dadurch hervorgerufen werden, daß sich die Aufmerksamkeit den das Zeitintervall begrenzenden Eindrücken zuwende. Die von einem Eindruck ausgelöste Spannungsempfindung nimmt successive ab bis zum Auftreten eines zweiten Eindrucks und gibt demnach durch ihre Intensität ein Maß für die Größe der Zwischenzeit; hinzu treten die Begleitempfindungen beim Einatmen und Ausatmen, so daß auch größere Zeiträume durch periodisch zu- und abnehmende Spannungsempfindungen ausgefüllt sind. Diese Theorie bezieht sich natürlich bloß auf verhältnismäßig kleine Intervalle eines gegenwärtigen Zeitabflusses. Größere Abschnitte der Gegenwart schätzt man nach der Anzahl der innerhalb derselben sich abspielenden seelischen Vorgänge. Hiervon ist eine andre Art des Zeitsinns, nämlich das Urteilen über die Länge verflossener Zeiträume, wohl zu unterscheiden. Eine und dieselbe Periode kann in der Rückerinnerung ganz anders geschätzt werden als während ihres Ablaufs: Zeiträume mit wenigen bemerkenswerten Ereignissen erscheinen in der Gegenwart lang, in der Erinnerung kurz, Zeiträume mit vielerlei Inhalt umgekehrt. Für die rückblickende Schätzung erscheint im allgemeinen ein Zeitraum um so länger, einer je größern Zahl besonderer Erlebnisse oder Handlungen man sich aus ihm zu erinnern vermag. Vgl. Vierordt, Der Z. (Tübing. 1868); Münsterberg, Beiträge zur experimentellen Psychologie, Heft 2 (Freiburg 1889).

Zelewsky, Emil von, Kommandeur der Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika, geb. 13. März 1854 zu Borreck (Westpreußen), wurde 1874 Sekondleutnant im 2. westpreußischen Grenadierregiment Nr. 7 (Liegnitz), dann im 99. Infanterieregiment (Posen), Juni 1885 zum Premierleutnant befördert und besuchte 1882-85 die Kriegsakademie in Berlin. Er nahm darauf Urlaub zum Eintritt in die Dienste der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft, legte für diese eine Anzahl Stationen in Ostafrika an, unter andern in Aruscha, an den Abhängen des Kilima Ndscharo, und war beim Beginn des Aufstandes im J. 1888 Chef in Pangani, wo er mit seinen wenigen Leuten durch den Sultansgeneral Mathews nur mit knapper Not entsetzt wurde. Ende 1889 erhielt er den nachgesuchten Abschied aus der Armee behufs Eintritt in die Wissmann-Truppe, bei welcher er sich sowohl im innern Dienst als auch durch mehrfache Expeditionen Verdienste erworben hat. Als Stationschef in Kilwa wurde er bei Umwandlung der genannten Truppe in eine kaiserliche Schutztruppe 1. April 1891 zum Kommandeur der letztern ernannt.

Zementeisenbau, s. Monierbau.

Zentralamerika. Die wiederholt, zuletzt von Barrios (s. d.), dem Präsidenten von Guatemala, erstrebte Gründung einer Föderativrepublik von Z. wurde 1889 abermals versucht, indem 18. Sept. in Tegucigalpa Abgeordnete der Staaten Costarica, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Salvador zusammentraten, um einen von Guatemala vorgelegten Unionsvertrag zu beraten. Nachdem sie denselben 15. Okt. gutgeheißen und auch die Präsidenten der fünf Staaten ihren Beitritt erklärt hatten, wurde der Vertrag den Kongressen der fünf Staaten vorgelegt. Die von