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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Civry - Comeniusgesellschaft

Anfang November und dauert 6 Monate. Nach Beendigung der Prüfung wird jedem Fabrikanten ein Attest über das Verhalten der von ihm eingelieferten C. zugestellt. Fabrikanten und Schiffer können ferner jederzeit ihre C. auf der Seewarte je nach Wunsch einer längern oder kürzern Prüfung unterziehen lassen und über den Ausfall derselben ein Attest erhalten.

Civry, Gräfin von (Bd. 18), Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig. Ihr Sohn, Bicomte Ulrich von C., gewann seinen Prozeß gegen die Stadt Genf über das Vermögen seines Großvaters 1891 vor dem Pariser Gericht, welches sich für zuständig erklärte und die Erbberechtigung des Klägers anerkannte, da seine Mutter vom Herzog als Tochter förmlich anerkannt worden war.

Clam-Gallas, Eduard, Graf von, österreich. General, starb 17. März 1891 in Wien.

Clam-Martinitz, Richard, Graf von, Mitglied des österreich. Herrenhauses, starb 15. Nov. 1891 auf seinem Schlosse Smecno in Böhmen.

Clarence, Albert Viktor, Herzog von C. und Avondale, Graf von Athlone (Bd. 18), ältester Sohn des Prinzen von Wales, starb 14. Jan. 1892 an der Grippe, nachdem er sich nicht lange vorher mit der Prinzessin Viktoria Mary von Teck verlobt hatte.

Classen, Johannes, Philolog, starb 31. Aug. 1891 in Hamburg.

Cleonus punctiventris, s. Tierplagen.

Cleveland, Harry George Powlett, vierter Herzog von, starb 22. Aug. 1891. Der Titel eines Herzogs von C. erlosch mit ihm; dagegen ging der mit diesem verbundene Titel eines Baron Barnard auf einen Seitenverwandten, Henry de Vere Vane, geb. 10. Mai 1854, über.

Cogalnitscheano, Michael, rumän. Geschichtschreiber und Staatsmann, starb 2. Juli 1891 im Alter von 85 Jahren in Paris an den Folgen einer Operation.

Cognak, s. Kognak.

Collet, 2) Jakobine Camilla, geb. Wergeland, norweg. Schriftstellerin, starb Anfang März 1891 in Christiania.

Collodin (Pflanzenleim), dicke, kleisterartige Masse, welche mit Wasser beliebig verdünnt werden kann und als Klebe-, Appretur- und Schlichtemittel benutzt wird. Die Mischung des C. mit Wasser ist dünnflüssiger als gewöhnlicher Kleister, sehr homogen und von sehr großer Klebkraft. Der Collodinkleister ist dem Schimmeln und Säuern fast gar nicht unterworfen und kann in geschlossenen Gefäßen beliebig lange aufbewahrt werden, ohne zu verderben. Als Verdickungsmittel ist er weniger geeignet. Er reagiert schwach alkalisch, ist aber chemisch von gewöhnlichem Stärkekleister kaum verschieden. Ein gewöhnliches und vielleicht mit dem C. identisches Produkt wird erhalten, wenn man Stärke unter Zusatz von Natronlauge zu Kleister kocht, und ein vorzügliches, nach dem Eintrocknen ganz unlösliches Klebmittel erhält man, wenn die alkalische Stärkelösung durch Dialyse vom Alkali wieder befreit wird. Ein dem C. ähnliches Fabrikat ist unter dem Namen Apparitin bekannt geworden. Dies entsteht, wenn man Weizen- oder Kartoffelstärke in der Kälte mit Natronlauge behandelt. Man rührt 16 Teile Stärke mit 76 Teilen Wasser an und setzt 8 Teile Natronlauge von 25° B. ganz langsam unter Umrühren zu. Die Masse verdickt sich nach einiger Zeit zu einer durchscheinenden klaren Gallerte, welche nach Bedarf mit Wasser verdünnt werden kann. Das Avparitin läßt

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sich, ohne zu verderben, aufbewahren und bildet nach dem Eintrocknen hornige, in Wasser unlösliche Platten. Es dient zur Erzeugung sehr steifer Appretur auf Baumwolle, Wolle und Seide und gewährt den Vorteil, daß sich die Appretur bei der Wäsche nicht

ablöst.

Colloredo, 3) Joseph Maria, Graf von C.-Mels und Wallsee, österreich. Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1. Jan. 1891 das Festunqsartillerieregiment Nr. 4 seinen Namen.

Colquhoun, Sir Patrick Max Chombaich de, engl. Jurist, starb 18. Mai 1891 in London.

Comeniusgesellschaft. Die bevorstehende 300jährige Wiederkehr des Geburtstags des berühmten mährischen Pädagogen und Theologen Johann Amos Comenius (s. Bd. 4, S. 226) 28. März 1892 hat dem weiten Kreise seiner dankbaren Verehrer den Gedanken nahe gelegt, das Andenken des großen Mannes thatkräftiger und planmäßiger, als bisher geschehen, zu pflegen. Namentlich hat der Archivrat L. Keller zu Münster in Westfalen (s. Bd. 18, S. 475), der mit Vorliebe die Geschichte der mittelalterlichen kirchlichen Reformparteien (Waldenser, Hussiten 2c.) und ihrer Ausläufer in und nach der Zeit der Reformation bearbeitet, sich zum Träger dieses Gedankens aufgeworfen und die Gründung einer besondern Comeniusgesellschaft neben der festlichen Begehung des Gedenktags mit Glück angeregt. In seinem Aufrufe sagt er: Der vielgeprüfte Mann, der unter schweren persönlichen Opfern eine neue und bessere Zeit hat heraufführen helfen, scheint in besonderm Maße Anspruch auf treues Gedenken zu haben. In Mähren geboren, unter Tschechen, Polen, Deutschen, Engländern, Holländern, Schweden und Ungarn wirkend, mit Franzosen und Italienern befreundet, hat er durch sein Denken wie durch sein Leben sich eine universelle Bildung erworben. Mit Fürsten und edeln Geschlechtern, mit Staatsmännern und Gelehrten aller Nationen und Kirchen hat er in nahen persönlichen Beziehungen gestanden. Als Philosoph und Gottesgelehrter hat er im Bunde mit Männern wie Val. Andreae, Joh. Duräus, Samuel Hartlib, John Milton u. a. sein Leben einem Friedenswerke gewidmet; indem er »das Heil der Menschheit«, wie er sagte, »höher stellte als das Ansehen der Sprachen, der Personen und der Sekten«, war sein Bemühen allezeit dahin gerichtet, die streitenden Kirchen, Völker und Stände von gewaltsamer Austragung der natürlichen Gegensätze zurückzuhalten und sie auf dem Grunde altchristlicher Weltansicht zu gegenseitiger Duldung anzuleiten. Als Schulmann hat er, angeregt durch Viues, Alsted, Ratichius, Fludd, Ramus und besonders durch Baco, den Erfahrungswissenschaften in den »Lateinschulen«, die er vorfand, ihr Recht erkämpft, die Muttersprache zuerst in den Kreis der Unterrichtsgegenstände eingeführt und den Gedanken der Körperbildung in den Begriff der Schule aufgenommen. Mit Klarheit schwebte ihm die Überzeugung vor, daß die Schulen in ganz anderm Sinne, als sie es damals und später waren, Erziehungsanstalten sein müßten. Durch die Forderung der Schulbildung für die gesamte Jugend, mit Einschluß des bisher zurückgesetzten weiblichen Geschlechts, ist er einer der Väter unsrer Volksschule geworden. Zahlreiche Städte Westeuropas hat er auf seinen Wanderungen berührt. Längere Zeit war er zu Prerau und Fulnek in Mähren, zu Lissa, Elbing, Säros-Patak in Ungarn und zu Amsterdam thätig; aber auch London, Berlin, Stockholm und Prag, Hamburg, Danzig, Leiden, Stettin, Görlitz,