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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Englische Litteratur 1890-91 (Reisebilder etc.)

ker, die sich um Beseitigung der Sklaverei und andrer Übel in Indien unzweifelhafte Verdienste erworben; Charles Wall über »The tombs of the Kings of England«, woraus man unter anderm die nur wenigen bekannte Thatsache erfährt, daß das letzte Grabdenkmal der Art dasjenige der Königin Elisabeth in der Westminsterabtei ist; für alle ihre Nachfolger sind in Windsor nur einfache Grabsteine mit den Namen der Monarchen errichtet. C. H. Firth, durch frühere historische Arbeiten wohlbekannt, gibt die »Clarke papers« heraus, Mitteilungen aus den bisher in Oxford aufbewahrten, aber gänzlich unbenutzten Briefen und andern Urkunden, welche William Clarke gesammelt, derzwischen 1647 und 1660 Schriftführer des parlamentarischen Kriegsrates, dann der republikanischen Armee in Schottland war, für jeden Forscher jener Geschichtsperiode unschätzbares Material. Die von der Regierung angeordnete Veröffentlichung der »Reports of State Trials« ist mit dem dritten Bande der neuen Serie an der Periode 1831 bis 1840 angelangt. Die Historical manuscripts comission hat ihren zwölften Bericht veröffentlicht und in demselben auch, als ob es etwas Neues wäre, einen langen Brief von Oliver Cromwell, der aber längst in Carlyles Buch zu lesen war. General Siborne gibt uns in »Waterloo Letters« eine Sammlung bisher unbekannter Briefe von Offizieren, welche jenen Feldzug mitgemacht. Sir William Muir hatte bereits ein Buch über Mohammed geschrieben, welchem er jetzt »The caliphate, its rise, decline and fall« folgen läßt. Hierher gehört Syed Ameer Alis, eines hochgebildeten Mannes, Richters in Allahabad: »The life and teaching of Mohammed, and the spirit of Islam«. Aufs eingehendste beschäftigt sich General Alexander mit »Confucius, the great teacher« Auf neuere Tage in China geht Edward Hake ein mit »Events in the Taeping Rebellion« auf Grund der Aufzeichnungen des Generals Gordon, seines Freundes. Mit mehreren Mitarbeitern gibt H. Weitemayer »Denmark« heraus, in welchem Buch Geschichte und Topographie, Sprache, Litteratur, Kunst, Gesellschaft und Finanzen behandelt werden. Mit der Liebe, die ein enges Heimatsland und eine Insel ihren Kindern einflößt, beschäftigt sich Hall Caine, bisher nur als Romanschreiber günstig bekannt, mit der »Little Manx Nation« und hat damit die wohlverdiente Aufmerksamkeit auf die Insel Man geleitet, die einst eine normannische Einwanderung erhielt, welche sich zum Herrscher über die eingebornen Kelten aufwarf, denen sie ihre zum großen Teil noch heutigestags vorhandenen Institutionen aufdrang. Nicht ohne Wehmut sagt der Verfasser: »Unsre Sagen gehören alle unsern Eroberern an. Mit Ausnahme der ersten drei Jahrhunderte in unsrer Geschichte waren wir niemals Herr im eignen Haus.« Aus Irland gibt Joseph Jacobs »Celtic fairy tales«; Thomas Janvier bringt »Stories of old New Spain«; Susan Hale berichtet über »Mexico«; George St. Clair über »Buried cities in Bible countries«. Eine größere Aufgabe hat A. S. Murray, welcher der griechischen Altertumssammlung im Britischen Museum vorsteht, sich gestellt, indem er uns in einer »History of Greek sculpture« eine Überarbeitung und Vermehrung seiner frühern Arbeit über den Gegenstand gibt. Mit Hinweisung auf ein ähnliches Buch der Frau Mitchell sagt ein berufener Beurteiler: Das große Verdienst von Frau Mitchells Buch liegt darin, daß es in seltener Weise von Irrtümern frei ist, und daß die Verfasserin die neueste einschlägige deutsche Litteratur gewissenhaft

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benutzt hat; der Wert des Murrayschen Buches folgt aus den unvergleichlichen Vorteilen, die er als Direktor der großartigsten Sammlung griechischer Skulptur besitzt, welche die Welt enthält. Hieran schließen wir James Headlams »Election by lot at Athens«, welche interessante Schrift mit dem neuentdeckten Werk des Aristoteles über die athenische Verfassung zusammenhängt. Noch mag erwähnt werden, daß man in Bombay das Verlorne Manuskript der Vorlesungen gefunden hat, welche Carlyle über den Gang und Fortschritt der Kultur in Europa hielt. Drei Ausgaben dieses Buches, das nur teilweise wertvoll, sind seither erschienen.

Reisebilder und Verwandtes.

Wie seit mehreren Jahren, so nimmt in der Reiselitteratur auch diesmal Afrika die erste Stelle in unserm Bericht ein. Des Majors Casati, Emin Paschas mehrjährigen Genossen, anziehendes Buch »Ten years in Equatoria, and the return with Emin Pasha« wurde in der deutschen Übersetzung gleichzeitig auch bei uns bekannt; es wurde allseitig im Publikum günstig aufgenommen, weil es nicht nur in Bezug auf Thatsachen lehrreich und klärend, sondern auch ein wohlthuendes Bild von liebevoller Treue gewährt. Der Arzt der Stanley-Expedition, Parke, erzählt »My personal experiences«. Die vom Standpunkte der Sitte und des Rechtes widerwärtige Stanley-Litteratur scheint mit des verstorbenen Herbert Ward Buch »My life with Stanley's Rear-Guard« am unerquicklichen Ende angekommen zu sein. Indes scheint der Verfasser seine Geschichte mit Aufrichtigkeit zu erzählen; er erwähnt der andern Offiziere in der Expedition nicht weiter, als der Lauf seines Berichtet erfordert, und schreibt mit Mäßigung selbst über Stanley, der ihn doch nicht gut behandelt hat. Auch Peters' Buch ist durch den Halbdeutschen Dulken übersetzt als »New lights in Dark Africa, being the narrative of the German Emin Pasha Expedition«. Hierher gehören auch: »My mission to Abyssinia« von Gerald Portal, »Seven years in the Soudan« von Gessi Pascha, »Delagoa By« von Frau Monteiro, »Among the Zulus« von Oberst Drayson und die Übersetzungen der Bücher Junkers (»Travels in Africa«) und Wissmanns (»Through Equatorial Africa«). - Älteres wird mit Neuestem verknüpft durch H. Johnston, Englands ersten Vertreter in jenen Gegenden, in »Livingstone, and exploration of Central Africa«. Pruens »The Arab and the African« haben wir unter Kulturgeschichte erwähnt. Der alte Forschungsreisende Sir Samuel Baker, der den Mwutan Nzige oder Albert Nyanza entdeckt und in London von langen Wanderungen ausruht, läßt sich wieder hören, indem er uns von »Wild Beasts and their ways« erzählt. Dahin gehört auch »A romance of the N'Shabé: being a record of startling adventures in South Central Africa« von A. Anderson und A. Wall. Jagdabenteuer finden wir auch in des Generals Donald Macintyre »Hindu Koh, wanderings and wild sport on and beyond the Himalayas«; das Buch ist indes bei den Verwickelungen, die in den Pamirs drohen, auch für den Politiker von Interesse.

In der letztern Beziehung sei auch »Across Thibet« von Gabriel Bonvalot, ursprünglich französisch, erwähnt, sowie »The land of the Lamas: China, Mongolia and Thibet« von W. W. Rockhill. Der Jagdfreund und der Naturkundige werden auch in H. W.

Seton-Karrs »Bear hunting in the White Mountains, or Alasca and British Columbia revisited« genug des Anziehenden finden. Hieran mag sich