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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Himmelsgewölbe; Hinrichtungen mittels Elektrizität

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Himmelsgewölbe - Hinrichtungen mittels Elektrizität

gierter auf Staats- und Nationalkonventionen der demokratischen Partei, wurde 1870 in den Landtag von New Jork, 1882 zum Bürgermeister von Elmira und in demselben Jahre zum Vizegouverneur des Staates gewählt. Als Grover Cleveland 1884, zum Präsidenten der Republik gewählt, vom Gouverneursamt zurücktrat, übernahm H. dasselbe, erhielt es das Jahr darauf endgültig durch Wahl, bekleidete es bis 1891 und gelangte in dem nämlichen Jahre in den Bundessenat zu Washington. Er ist einer der Bewerber um die demokratische Nomination zum Präsidenten der Union, sein Gegner ist Cleveland. H. stützt seine Macht auf den Tammanyflügel der New Jorker Demokratie und gilt als ränkesüchtiger Beutepolitiker gewöhnlichen Schlages.

Himmelsgewölbe. Die scheinbare Gestalt des Himmelsgewölbes ist nicht die einer Halbkugel, sondern die eines flachen Gewölbes, eine Thatsache, welche zur Erklärung vieler Erscheinungen dient. Von diesen sind besonders zu nennen die auffallende Größe von Sonne und Mond bei ihrem Auf- und Untergang, die größere Ausdehnung der Sternbilder, wenn sie in der Nähe des Horizontes stehen, als wenn sie weiter von ihm entfernt sind, die geringere Breite des Regenbogens in seinen obern Teilen gegen die tiefer gelegenen, der verschiedene Abstand des Haupt- und Nebenregenbogens in seinen verschiedenen Teilen sowie die scheinbare Verzerrung der Ringe um Sonne und Mond. Wegen dieser scheinbaren Form des Himmelsgewölbes wird meistens auch ein bestimmter Punkt auf ihm, z. B. die Stelle, an welcher ein Meteor beobachtet wird, viel zu hoch geschätzt, ebenso wie auch der Grad der Bewölkung nur dann richtig angegeben werden kann, wenn auf diese scheinbare Form Rücksicht genommen wird. Der erste, welcher versucht hat, die Gestalt des Himmels zu bestimmen, ist Robert Smith, der für dieselbe die einer Kugelkalotte (Kugelsegment) annahm, bei welcher der Mittelpunkt zwischen Zenith und Horizont eine Höhe von 23° über dem letztern besitzt. Genauere Messungen hierüber sind in neuester Zeit von Reimann ausgeführt, der aus seinen in Hirschberg angestellten Beobachtungen findet, daß die Mitte des scheinbaren Himmelsgewölbes am Tage durchschnittlich in einer Höhe von 21 1/4°-21 1/2° liegt und daß, wenn für seine Form die einer Kugelkalotte gesetzt wird, was durch später angestellte Beobachtuugen als statthaft erscheint, ihr horizontaler Durchmesser 3 2/3 mal und der dazu gehörige Kugelradius 7 1/5 mal so groß ist als ihre vertikale Achse. Einen wesentlichen Einfluß übt der Grad der Bewölkung auf diese Bestimmung aus; bei völlig heiterm Himmel erscheint der Mittelpunkt des Himmelsgewölbes (22 1/2°) um etwa 2° höher als bei völlig bezogenem Himmel (20 1/2°), ein Unterschied, der sich auch bei den Beobachtungen am Vor- und Nachmittag sowie in den verschiedenen Jahreszeiten geltend macht. Am Vormittag erscheint der Himmel flacher als am Nachmittag, im Frühling und Winter flacher als im Sommer und Herbst. Außerdem wird auch ein entschiedener Einfluß durch die verschiedene Ansicht des Horizontes bewirkt. Ist dieser dunstig, so erscheint der horizontale Radius kleiner und der Mittelpunkt zwischen Zenith und Horizont höher, als wenn letzterer völlig klar ist. In der Nacht ergibt sich für die Höhe des Mittelpunktes ein größerer Wert als am Tage, und zwar in völlig klaren Nächten bei Mondschein 26 1/2° und ohne Mondschein 30° über dem Horizont, so daß der Nachthimmel in einer größern Wölbung erscheint als der am Tage.

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Hinrichtungen mittels Elektrizität. Die tödlichen Wirkungen hochgespannten elektrischen Stromes auf den tierischen Organismus haben namentlich durch die Eigenschaften, daß erstens der Tod sofort und mit absoluter Sicherheit eintritt und daß zweitens der Organismus äußerlich keine Veränderungen erfährt, schon seit längerm nahegelegt, die Hinrichtungen mittels des elektrischen Stromes zu bewirken. Bislang ist dieses Verfahren nur in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Hinrichtung offiziell eingeführt. Man würde jedoch weit fehlgehen, wollte man annehmen, daß diese Einführung in Nordamerika lediglich aus sachlichen Gründen geschehen sei. Dort stritten um jene Zeit zwei der bedeutendsten Elektrizitätsgesellschaften, die Edison-Company und die Westinghouse-Company, um den Vorrang ausdem Gebiete der elektrischen Industrie. Für die Verteilung elektrischer Energie in großem Maßstabe führte die Edison-Gesellschaft Gleichstrom von verhältnismäßig niederer Spannung mit Verteilung mittels des sogen. Dreileitersystems (s. Elektrische Zentralstationen, Bd. 18) ins Feld, die Westinghouse-Gesellschaft dagegen Wechselstrom hoher Spannung mit Verteilung mittels des Wechselstromtransformatorensystems. Als Hauptabschreckungsmittel gegen das Wechselstromsystem wurde die Gefährlichkeit hochgespannten Wechselstroms für den menschlichen Organismus benutzt. Diese Befehdung ging so weit, daß man schließlich eine Bill durchsetzte, durch welche die Hinrichtung auf elektrischem Wege eingeführt und zu diesem Zwecke ganz gleiche Maschinen angekauft wurden, wie sie Westinghouse zur Beleuchtung benutzte. Damit glaubte man der Westinghouse-Geselischaft und ihrem System, wenn auch nicht den Todesstoß versetzt, so doch eine nimmer heilende Wunde geschlagen zu haben. Im Interesse der Westinghouse-Gesellschaft lag es natürlich, mit allen Mitteln eine thatsächliche Hinrichtung zu vermeiden, und so wurden denn dem ersten zum Tode durch Elektrizität verdammten Delinquenten Kemmler die berühmtesten Advokaten Nordamerikas zur Verfügung gestellt; sie hatten die Aufgabe, die Hinrichtung auf elektrischem Wege um jeden Preis zu hintertreiben. Es ist nicht bekannt geworden, wie viel Dollar die elektrische Hinrichtung den beiden Gesellschaften gekostet hat; aus allen Vorgängen leuchtete jedoch heraus, daß ganz gewaltige Summen mitgespielt haben. Trotz der vielen Proteste wurde die Hinrichtung Kemmlers, wenn auch zu verschiedenen Malen verschoben, doch schließlich mittels Wechselstroms von 2000 Volt bewerkstelligt. Ein Sturm von Entrüstung, angefacht durch künstliche Gerüchte und falsche Darstellungen, war die unmittelbare Folge; der offizielle Bericht klang jedoch ganz anders, und so blieben denn auch die Reklamationen der folgenden vier Mörder, deren Advokaten wohl auch mit der Westinghouse-Gesellschaft Beziehungen hatten, ohne Erfolg; die Hinrichtung wurde im Sommer 1891 (7. Juli) vorgenommen und ging, wie selbst die heftigsten Schreier der Kemmler-Exekution öffentlich eingestanden, tadellos von statten. Inwiefern der elektrische Strom tötend auf den Organismus einwirkt, ist noch nicht hinreichend aufgedeckt; der Körper selbst erleidet, abgesehen von unerheblichen Brandstellen an der Ein- und Austrittsstelle, keine merkbare Veränderung. Es scheint jedoch, daß die Nerven durch allzu starken elektrischen Strom außer Thätigkeit gesetzt werden, zugleich scheint ein plötzlicher Krampf den Organismus zu befallen und die Herzthätigkeit sofort aufzuhören; außerdem dürfte sofort das Bewußtsein und