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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Waadt - Wachstum
W.
Waadt, schweizer. Kanton. Im Mai 1891 wurde die neu gestiftete kantonale Universität zu Lausanne durch eine mehrtägige Feier eröffnet.
Wachs, chinesisches. Der Ursprung und die Gewinnungsweise dieser geschätzten Handelsware, rrelche nicht von einer Vienenart, sondern von einer Schild.-laus (Ooecms p6-Ik) erzeugt wird, war bisher nur sehr unvollkommen bekannt, und auf Anregung der Leitung des botanischen Gartens von Kew unternahm der englische Konsularagent Hosie eine besondere Reise nach der Hauptgegend dieser Produktion, dem in 1500 m Meereshöhe liegenden Thal des Tschientschang, mit gleichnamiger Hauptstadt, dem Caindu des Marco Polo. Die Wachsschildlaus kommt daselbst auf einer baumförmigen Ligusterart (I^iAU8trum luciänm) mit dicken, paarweise stehenden, glänzenden, immergrünen Blättern vor.
Im Mai und Juni tragen diese Bäume Büschel weißer Blumen, aus welchen sich purpurrote Früchte entwickeln. Im März sah Hosie an den Ästen dieses Ligusters zahlreiche braune Auswüchse von Erbsengestalt, welche beim Öffnen entweder eine hellbraune fleischige Masse oder eine Menge kleiner Tiere zeigen, die wie Mehl aussehen, und deren Bewegungen man mit bloßem Auge eben noch wahrnehmen kann.
Mitunter findet sich auch ein Schmarotzerkäfer, der Buffalo der Chinesen (Zra H^tai^us - Art), darin.
Nach 2-3 Monaten ist die junge Brüt zu einer Schar brauner Schildläuse herangewachsen, welche die Auswüchse verlassen. Man wartet dies aber im Tschientschang-Thal nicht ab, sondern sammelt die Auswüchse oder Hülsen, welche die junge Brüt enthalten, packt sie in Papier und schickt sie durch Träger nach Tschia-ting, einer 360 km nordöstlich vom Tschientschang-Thal gelegenen Stadt. In frühern Jahren war diese Industrie so stark, daß oft gegen 10,000 Träger mit der Fortschaffung dieser Insekten beschäftigt waren. Sie dürfen nur des Nachts wandern, um die hohe Tagestemperatur zu vermeiden, welche ein zu frühes Auskommen der Tiere bewirken würde. An den Ruheplätzen werden die Pakete offen an einen kühlen Ort gelegt und verlieren dabei etwas von ihrem Gewicht. Ein halbes Kilogramm der auf diese Weise nach Tschia-ting gebrachten Hülsen kostet daselbst in guten Jahren etwa 2^2 Mark, in schlechten doppelt soviel. Man rechnet, daß sich aus jedem Kilogramm derselben in günstigen Jahren 4-5 k^ W. erzielen lassen. In der Tschia-ting umgebenden Ebene erblickt man zahlreiche mit der Wntzwachs-Esche (wahrscheinlich I^kxinu8 eliweii8i8) umzäunte Felder. Auf diesen 1-4 in hohen, unsern gelappten Weiden ähnlichen Bäumen wird die Wachsschildlaus weiter gezüchtet. 20-30 Stück der von Tschientschang empfangenen Hülsen werden gleich nach der Ankunft, Anfang Mai, in ein mit Reisstroh umwickeltes Blatt des Holzölbaumes eingehüllt und in die Äste der Esche gehängt. Man sticht dann mit einer stumpfen Nadel einige Löcher in das Blatt, um den Tieren den Auszug zu erleichtern. Die jungen Schildläuse kriechen nach dem Verlassen der Hülsen schnell nach den Blättern der Esche, unter welchen sie etwa 13 Tage lang nisten. Dann kriechen sie auf die Blätter und Zweige herab, um sich dort niederzulassen; die Weibchen wahrscheinlich, um den: Fortpflanzungsgeschäft obzuliegen, während die Männchen den Stoff absondern, aus welchem das
chinesische W. gewonnen wird. Das letztere erscheint zuerst als ein wie eine leichte Schneedecke erscheinender Ansatz auf Zweigen und Ästen, der sich im Laufe von 3 Monaten immer mehr erweitert und schließlich eine 5-7 mm dicke Schicht um den ganzen Ast bildet. Nach Verlauf von 100 Tagen ist die Ausscheidung beendet, die Äste werden abgehauen und das W. soviel wie möglich mit der Hand abgestreift.
Alsdann wird es in einen eisernen Topf mit kochendem Wasser gethan, das an die Oberfläche steigende W. abgeschäumt und in eine Form Zum Erkalten gegossen. So erlangt man die bessere weiße Handelsware, durch Auskochen der Zweige und Filtrieren der Masse wird eine geringere, gefärbte. Ware erhalten. Man braucht es in China zum Überziehen von Talgkerzen, zur Politur :c., in neuerer Zeit ist es eine wichtige Handelsware geworden. Vgl. Hosie, 'I!ii'66 ^6Ht-8 in "VV63t6i-u (Nina (Lond. 1890).
Wachsmuth, 2) Kurt, Philolog, wirkt seit 1886 als Professor an der Universität Leipzig.
Wachstum. Durch bestimmte äußere Einwirkungen läßt sich sowohl im Pflanzen- als im Tierreich das W. beträchtlich verlangsamen und eine Zwergbildung hervorrufen. Schimper erzog junge Schnecken in verschieden großen Wassermengen und beobachtete, daß die Schnecken im größten Behälter bedeutend stärker wuchsen als die im kleinern, und daß diese letztern wieder jene erheblich übertrafen, welche in einem noch kleinern Behälter gehalten winden. Dabei wurde die Nahrung in allen Behältern sehr reichlich gegeben, und da alle übrigen Bedingungen gleich waren, so stellte Schimper die Hypothese auf, es befinde sich im Wasser ein unbekannter Stoff in minimaler Menge, welcher das Wachfen fördere; je kleiner die Wassermenge, um so weniger von dieser Substanz stehe den Tieren zur Verfügung, und um so geringer sei das W. De Va« rignn'bestätigte die Schimperschen Beobachtungen.
Als er aber die Versuche in der Weise abänderte, daß bei gleichem Volumen Waffer die Oberfläche desselben ungleich groß gemacht wurde, zeigte sich, daß die Schnecken in der gleichen Wassermenge um so schneller wuchsen, je größer die Oberstäche des Wassers war. Es lag nahe, zu vermuten, daß die stärkere Lüftung des Wassers mit großer Oberfläche günstig wirke, aber das Resultat blieb dasselbe, wenn die Lüftung ausgeschlossen wurde. Als bei konstanter Oberfläche das Volumen des Wassers geändert wurde, zeigten sich geringe Unterschiede, aber stets in dein obigen Sinne. .Als Oberfläche und Volumen gleich groß erhalten wurde und nur die Zahl der Individuen in den verschiedenen Behältern wechselte, fand man die Entwickelung der isolierten Individuen bedeutender als die der vereinigten. Endlich wurden in einem und demselben Behälter zwei Schnecken erzogen, von denen die eine sich frei in dem ganzen Gefäß bewegen konnte, während die andre in ein unten mit Gaze abgesperrtes Rohr gebracht wurde» In diesem Fall entwickelte sich die erste Schnecke viel günstiger. De Varigny kommt daher zu dem Schluß, daß das W. außer von der Menge der Nahrung und der Lüftung auch noch von der Gelegenheit zu freien Bewegungen abhängig sei; je beschränkter diese, namentlich die horizontalen Bewegungen, die von den Schnecken fortdauernd mit Vorliebe ausgeführt werden, desto langsamer ist das W.