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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zerkleinerungsmaschinen (Poch-, Stampf-, Kollerwerke etc.)
vorbeigeführt und trennen dabei Späne von dcm aus der Kastenmündung hervorstehenden Material ab.
Die Hauptrepräsentanten der Z. mit wälzender Bewegung sind die Wal Zenpaare, deren parallel gelagerte Walzen in entgegengesetzter Richtung mit gleicher Geschwindigkeit rotieren. Denkt man durch die Achsen der beiden Walzen eine Ebene gelegt, so schneidet diese die beiden Walzen an der Stelle, wo sie einander am nächsten stehen. Die Walzen können, mögen sie eine glatte oder mit Rippen, Kannelierungen oder sonstigen Vorsprüngen versehene Oberfläche haben, nur dadurch wirken, daß die zu zerkleinernden Körper außerhalb der Stelle der größten Annäherung auf die Walzen kommen und zwar auf derjenigen Seite, wo die Punkte der Walzenoberflächen bei der Drehbewegung nach dieser Stelle hin bewegt werden. Eine fernere Bedingung für die Wirkung der Walzen ist die, daß jeder Körper an den Punkten der beiden Walzen, zwischen welche er beim Auffallen auf die Walzen gerät, durch Reibung oder Vorsprünge festgehalten wird. Bei der Drehung der Walzen wird der Körper dann von diesen Punkten nach der Stelle größter Annäherung mitgenommen, also gewissermaßen in die Maschine hineingezogen. Die Stellen der Walzen, zwischen denen der Körper liegt, werden also gegeneinander gerückt und zerdrücken oder zerbrechen dabei den Körper. Damit nun der Körper von den Walzen in der beschriebenen Weise erfaßt wird, darf die Entfernung der Punkte, auf welche der Körper auffällt, von der Stelle größter Annäherung nicht zu groß sein, d. h. der zu zerkleinernde Körper darf im Verhältnis zum Walzendurchmesser eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Rotieren die Walzen mit ungleicher Geschwindigkeit, so findet kein reines Walzen statt, weil die eine Fläche hinter der andern zurückbleibt. Hier hat man es mit einer Zerkleinerungsmaschine zu thun, bei welcher die Arbeitsflächen eine gegenseitige Bewegung ausführen, die sich aus Abwälzen und Vorbeistreifen zusammensetzt, daher mit dem Zerdrücken gleichzeitig ein Zerreiben des Materials hervorbringt. Ahnlich gestaltet sich der Vorgang bei den Kollerwerten (Kollermühlen, vertikale Läufersteine). Bei diesen sind zwei schmale Walzen (Läufer, gewöhnlich runde steine) an den Enden einer horizontalen Achse drehbar angebracht. Diese Achse dreht sich selbst um eine zwischen den beiden Steinen angebrachte vertikale Achse, so daß die Steine auf einer horizontalen Unterlage (dem Bodenstein), auf der das zu zerkleinernde Material ausgebreitet ist, im Kreise herumrollen. Ein reines Rollen sindet jedoch zwischen Läufern und Bodenstein nur ungefähr in der Mitte der Breite der Läufer statt, an allen andern Stellen setzt sich die Bewegung der Läufer gegen den Bodenstein aus Rollen und Gleiten zusammen, also auch hier ein Zerdrücken und Zerreiben des Materials.
Das Aufgeben und Austragen des Materials geschieht bei den Z. entweder absatzweise nacheinander Oder kontinuierlich. Im erstern Falle wird eine Portion Material eingefüllt, dann zerkleinert und darauf wieder ausgetragen, um einer neuen Füllung Platz zu machen (z. B. bei manchen Pochwerken, gewöhnlichen Kugel- und Mörsermühlen), im letztern Falle verlaufen alle drei Vorgänge dauernd zu gleicher Zeit.
Die unterbrochene Eintragung und Austragung wird gewöhnlich von Hand ausgeführt, die kontinuierliche teils von Hand, teils auf mechanischem Wege. Sieht man von den Vorrichtungen ab, welche die Materialien von weiterher zu den Z. heranholen (Becherwerke, Zuführungsbänder, Schnecken:c.), so wirken oie Auf gebeuorrichtungen entweder in der Weise, daß sie das Material in gleichmäßiger Verteilung auf den Zerkleinerungsapparat niederfallen oder -gleiten lassen, bez. ihm zuwerfen, oder so, daß sie es ihm entgegenführen, bez. dagegen andrücken. Das Fallenlassen oder Werfen findet meist statt bei einem Material, welches schon vor der Zerkleinerung eine körnige oder stückige Beschaffenheit hat, und bei Zerkleinerunczsapparaten, welche infolge des eigentümlichen Zusammenwirkens ihrer Flächen die Eigenschaft haben, das die Flächen berührende Material einzuziehen, wie es oben bei den Walzen angegeben ist. Bei derartigen Z. übernimmt der Zerkleinerungsapparat selbst einen Teil der Zuführung. Die dabei gebräuchlichen Vorrichtungen find Fülltrichter, Rümpfe (viereckige Trichter), Rüttelschuhe (d. h. in schwingende Bewegung gesetzte Zuführungsrinnen) oder Zentrifugalauf: schüttungen (rotierende Scheiben, welche das aus einem Trichter auffallende Material vermöge der Zentrifugalkraft fortschleudern). Das Entgegenführen oder Andrücken ist in der Regel da am Platz, wo es sich um die Zerkleinerung eines Materials von Blockform (z. B. Holzkloben) oder eines langfaserigen zähen Stoffes (Stroh, Lumpen) 2c. handelt, oder wo die Flächen des Zerkleinerungsapparats in der Weise zusammen arbeiten, daß das Material von ihnen zurückgestoßen oder wenigstens nicht in der zur Zerkleinerung erforderlichen Weise festgehalten wird.
Dahin gehörige Zuführungsvorrichtungen sind hin und her gehende Rechen und in einem Kasten oder Cylinder hin und her bewegte Kolben, welche beim Vorgang das Material vor sich her gegen den Zerkleinerungsapparat drücken, beim Rückgang zwischen diesem und sich einen Raum zur Aufnahme neuen Materials lassen, ferner Zuführungswalzen (zwei in der Regel mit Riffeln, Höckern oder Spitzen zum Erfassen des Materials versehene, parallel gelagerte Walzen) sowie Schrauben oder Schnecken, die in Gehäusen rotieren. Häufig werden auch mehrere Zuführungsvorrichtungen miteinander vereinigt,i Rumpf und Rüttelschuh, Rumpf und Druckkolben:c.
Die kontinuierliche Abführung des zerkleinerten Materials geschieht entweder durch Fallenlassen oder Fortschleudern, oder durch Fortdrücken, oder aber durch eine Kombination von mehreren dieser Wirkungen.
So fällt bei den auf einen Rost schlagenden Stampfwerken alles genügend zerkleinerte Gut durch die Stäbe des Rostes hindurch, während bei den Schleuder- und Scheibenmühlen hauptsächlich die Zentrifugalkraft zu? Ableitung benutzt wird und bei den Mahlgängen die zusammen arbeitenden Flächen außer der mahlenden Wirkung zugleich eine Fortschiebung des^ Materials nach dem äußern Umfang der Steine bewirken, worauf das Mahlgut in die Schrotrinne hinabfällt. An manchen Z. wirkt die Zuführungsvorrichtung durch die Zerkleinerungsvorrichtung hindurch auf Abführung, z. B. bei manchen Fleischzerkleinerungsmaschinen drückt eine Zuführungsschnecke das Fleisch nicht nur zwischen den Schneideapparat, sondern auch aus demselben heraus.
Übersicht der Zerkleinerungsmaschine» nach der Art der
Zerkleinerung.
1) Ab brechen oder Durch brechen. Ein auf zwei Stützen liegender Körper wird durch einen zwischen denselben ausgeübten Druck zerbrochen. Hierauf beruhen Maschinen zum Zerkleinern von Roheisenstäben, bei denen ein zwischen den beiden Stützen niedergehender Stempel den auf erstern liegenden Stab durchbricht, sowie Walzenpaare, welche, mit ineinander greifenden Rippen oder Vorsprüngen,