Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aargletscher; Aarhus; Aarö; Aaron; Aaronsstab; Aaronsstärke; Aaronswurzel; Aas; Aasblume; Aasen

11

Aargletscher – Aasen

Aargletscher, Eisströme im Ursprunggebiete des Haslithals, an der Nord- und Ostseite des Finsteraarhornstockes. Der Unteraargletscher entsteht aus der Vereinigung des Lauteraar- und Finsteraargletschers, die beide am Schreckhorn entspringen; er ist einer der größten und längsten alpinen Eisströme mit einer Gesamtfläche von (1879) 39 qkm und einer Gesamtlänge von 16,7 km, wird an Länge nur von dem Aletschgletscher, an Größe von diesem, dem Gornergletscher, der Mer de Glace und dem Vieschergletscher übertroffen und endigt 1879 m über dem Meere. An diesen Gletscher knüpft sich ein besonderes wissenschaftliches Interesse, da an ihm die ersten Messungen der Gletscherbewegung gewonnen wurden (1827 durch Hugi, 1840–46 durch Agassiz und Gefährten). Der Unteraargletscher ist sehr trümmer- und moränenreich, seine Seiten- und Mittelmoränen verbreitern sich thalab bis zur Berührung, so daß sie eine gleichmäßige, das Eis allenthalben verhüllende Schutt- und Schutzdecke bilden. Die Mittelmoräne hat im untern Teil eine Höhe von 42 m und eine Breite bis über 200 m. – Der Oberaargletscher bedeckt 10,4 qkm, ist 7,0 km lang, entspringt am Oberaarhorn und endet in 2243 m Höhe. Ihm entströmt die Aare, die den Abfluß des Unteraargletschers aufnimmt. (S. Tafel: Gletscher II, Fig. 3.)

Aarhus (spr. ohr-). 1) Amt in Dänemark, hat 2477 qkm, (1890) 157204 E., 12 Harden und 130 Kirchspiele, und begreift den fruchtbarsten und schönsten Teil der Halbinsel Jütland. –

2) Stift, umfaßt die Ämter A. und Randers und Teile der Ämter Viborg, Veile, Holbäk. –


Textfigur:

3) Hauptstadt des Amtes A., an einer Bucht des Kattegat und an den Linien Vamdrup-Frederikshavn, A.-Ryomgaard-Grenaa (66,8 km) und A.-Hovhavn der Hads-Ning-Herreders-Eisenbahn der Dän. Staatsbahnen, schön gebaut, in fruchtbarer, nach drei Seiten von bewaldeten Hügeln umkränzter Ebene, ist Sitz eines deutschen Konsuls, eines evang. Bischofs und hat (1890) 33308 E., eine got. Domkirche (1201 begonnen), Museum, Börse, Banken, Kathedralschule; Schiffbau, Bierbrauerei, Gußwarenfabriken, Baumwollmanufaktur, Schweineschlächterei, bedeutenden, noch im Fortschritt begriffenen Handel mit dem In- und Auslande und einen geräumigen, durch Molen geschützten Hafen von 6 m Tiefe. Durch regelmäßige Dampfschiffahrt ist A. mit Kopenhagen und Kallundborg sowie mit England verbunden. Im Norden des Hafens ist durch sog. Küstenbekleidung dem Meere eine ansehnliche Strecke Landes abgewonnen. – A., eine der ältesten Städte Dänemarks, erhielt eine der ersten christl. Kirchen im Lande und 948 einen Bischof. Bei A. schlug der preuß. General Hirschfeld 31. Mai 1849 die Dänen unter General Rye.

Aarö (spr. ohrö), Insel im Kleinen Belt, zum Kreise Hadersleben der preuß. Provinz Schleswig-Holstein gehörig, ist nur durch den 1 km breiten Aarö-Sund vom Festlande getrennt, nicht ganz 4 km lang, etwa 2½ km breit, ziemlich fruchtbar und trägt das Fischerdorf Aaröbye.

Aaron (hebr. Aharon, «der Erleuchtete»), älterer Bruder Moses’, Sohn Amrams und der ↔ Jochebed, aus dem Stamme Levi. In der elohistischen Überlieferung des Pentateuchs (s. d.) erscheint er als Moses’ Gehilfe. Auf Verlangen des über Moses Ausbleiben auf dem Sinai ungeduldigen Volks fertigte er das Goldene Kalb. Nach der jüngsten Schicht des Pentateuchs wird er als Hoherpriester eingesetzt mit der Bestimmung, dieses Amt auf seine Nachkommen zu vererben (s. Levi). Er soll auf der Wanderung gestorben und auf dem Berge Hor begraben sein. Sein dritter Sohn Eleasar folgte ihm in der Würde eines Hohenpriesters.

Aaronsstab, Aaronsstärke, Aaronswurzel, s. Arum.

Aas, Bezeichnung der in Fäulnis oder Verwesung begriffenen Leichen, namentlich der Tiere. Da die Verwesungsprodukte für die Umgebung lästig und unter Umständen gesundheitsgefährlich sind, ist es eine der Hauptaufgaben der Gesundheitspolizei, für unschädliche Beseitigung des A. zu sorgen. Diese besteht entweder in der einfachen Verscharrung oder in der gewerblichen Ausnutzung. In civilisierten Staaten befindet sich bei jeder größeren Gemeinde ein sog. Wasenplatz, auf den das A. größerer umgestandener Tiere immer, das der kleinern bei gewissen Krankheiten gebracht werden muß. Es ist von größter wirtschaftlicher Bedeutung, dafür zu sorgen, daß die Kadaver unserer Haustiere möglichst ausgenutzt werden; denn die einfache Verscharrung zahlreicher Kadaver an einem beschränkten, der Bodenkultur dabei unzugänglichen Ort bedeutet eine Verschwendung an wertvollem Materiale. Die Kadaver können in mannigfacher Weise verwertet werden:

  • 1) als Futtermittel; namentlich wird das Fleisch von frischen Pferde- oder Rinderleichnamen in gekochtem oder rohem Zustande als Nahrung für Hunde verwendet. In Montfaucon bei Paris werden auch Schweine, in der Bresse, der Bretagne, der Normandie und in Perigord Hühner damit gefüttert.
  • 2) Das Fett dient zur Bereitung von Seifen und Schmierölen.
  • 3) Die Knochen werden zu Knöpfen, Messerstielen u.s.w., oder zu Knochenmehl und Beinschwarz verarbeitet.
  • 4) Die Knorpel und Sehnen liefern gekocht Leim.
  • 5) Der Rest, hauptsächlich aus Fleisch und Eingeweiden bestehend, wird zur Herstellung von künstlichem Dünger verwendet.

Durch das Reichsgesetz, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, vom 7. April 1869 (revidierte Instruktion vom 9. Juni 1873) und das Reichsgesetz, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880, wurde im Deutschen Reiche festgesetzt, daß die Kadaver bei Milzbrand, Rinderpest, Tollwut, Rotz durch Anwendung hoher Hitzegrade (Kochen bis zum Zerfall der Weichteile, trockne Destillation, Verbrennen) oder auf chem. Wege sofort unschädlich zu beseitigen sind. Wo ein derartiges Verfahren nicht ausführbar ist, erfolgt die Beseitigung der Kadaver durch Vergraben an entlegenen Stellen. Die Gruben müssen von Gebäuden mindestens 30 m, von Wegen und Gewässern mindestens 3 m entfernt und ihre Tiefe so groß sein, daß die Oberfläche der Kadaver von einer mindestens 1 m dicken Erdschicht bedeckt wird.

Aasblume, s. Stapelia.

Aasen (spr. ohs-), Ivar Andreas, norweg. Sprachforscher, geb. 5. Aug. 1813 zu Örsten in der Vogtei Söndmöre als Sohn einfacher Landleute, wirkte seit 1831 als Wanderschul-, seit 1835 als Hauslehrer in Örsten. Er wandte sich der Botanik zu und arbeitete ein Verzeichnis der Flora der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 12.