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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Acetylaceton; Acetylchlorür; Acetylen; Acetylsäure; Ach; Ach.; A. Ch.; Achäer; Achaia

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Acetylaceton – Achaia

Acetylacetōn, s. Diketone.

Acetylchlorür oder Chloracetyl, C2H3OCl oder CH3·COCl, entsteht beim Zusammentreffen von Essigsäure und Phosphorchlorid: C2H5O·OH + PCl5 = C2H3OCl + POCl5 + HCl, als farblose, an feuchter Luft rauchende Flüssigkeit, die sich mit Wasser sofort in Essigsäure und Salzsäure umsetzt.

Acetylēn (Äthin), ein gasförmiger Kohlenwasserstoff von der Zusammensetzung C2H2 und der Konstitutionsformel H–C≡C–H, das Anfangsglied der sog. Acetylenreihe, einer Gruppe von Kohlenwasserstoffen, die nach der allgemeinen Formel CnH2n-2 zusammengesetzt sind. Das A. riecht widerlich und ist giftig wie das Kohlenoxyd. Es ist das kohlenstoffreichste aller Gase (über 92 Proz.) und verbrennt mit hellleuchtender, stark rußender Flamme, mit Luft vermengt dagegen ohne Rußen und blendend weiß; solche Gemische sind aber explosionsgefährlich, sobald sie auf 5 Teile A. mehr als 4 und weniger als 100 Teile Luft enthalten.

A. ist der einzige Kohlenwasserstoff, der durch direkte Synthese aus seinen Elementen entsteht, wenn nämlich der elektrische Flammenbogen zwischen Kohlenspitzen in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas übergeht. Es entsteht ferner aus sehr vielen organischen Verbindungen, wie Äther, Alkohol, Aldehyd u.s.w., unter dem Einfluß andauernder Rotglühhitze. Ebenso bildet es sich bei der unvollständigen Verbrennung. Außerdem kennt man noch verschiedene synthetische Methoden zur Bereitung von A.

In neuester Zeit verspricht das A. eine große technische Bedeutung zu gewinnen, nachdem eine einfache und billige Darstellungsmethode aufgefunden worden ist. Man erhitzt zunächst Kohle und Kalk im elektrischen Ofen, wobei sich eine Verbindung des Kohlenstoffs mit dem Metall des Kalks, dem Calcium, bildet. Dieser dunkelgraue, metallisch glänzende Stoff (Calciumcarbid, CaC2) ist im elektrischen Ofen flüssig, wird in Formen gegossen und entwickelt in Wasser stürmisch Acetylengas, wahrend sich ein Kalkbrei bildet. 100 kg Calciumcarbid geben etwa 30 cbm Gas: CaC2 + 2H2O = CaO2H2 + C2H2. A. stellt also ein an jedem Orte herzustellendes oder in flüssigem Zustande transportables Leucht- und Heizgas vor. Da seine Leuchtkraft die fünfzehnfache des gewöhnlichen Leuchtgases beträgt, so wird es mit Vorteil diesem beigemengt. Die Gefahren infolge der Giftigkeit werden wesentlich verringert durch den sich leicht verratenden starken Geruch.

Acetylsäure, soviel wie Essigsäure (s. d.).

Ach, auch Aach und Ache, soviel wie Aa (s. d.), kleine Flüsse im südl. Deutschland, in Österreich und der Schweiz. Die A. im südöstl. Baden quillt unweit des Städtchens Aach in einem Becken so mächtig hervor, daß sie alsbald Mühlen zu treiben vermag, durchfließt den Hegau und ergießt sich nach 35 km Lauf unweit Radolfszell in den Bodensee. Die Wassermenge an der Quelle rührt daher, daß der Fluß unterirdisch mit der Donau zusammenhängt.

Ach., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für den schwed. Naturforscher Acharius.

A. Ch., Abkürzung für anno Christi (im Jahre Christi) oder für ante Christum (vor Christi Geburt).

Achäer, einer der altgriech. Stämme, dessen Name wegen der hervorragenden Rolle, die er in der heroischen Zeit spielt, in den Homerischen Gedichten, gleich dem der Argiver und Danaer, auch als Gesamtbezeichnung der Griechen dient. Die Sage leitete die A. von Achaios, einem Sohne des Xuthos ↔ und Enkel des Hellen, ab. Ihre ursprüngliche Heimat ist die Landschaft Phthiotis in Thessalien; von da in den Peloponnes eingewandert, gründeten sie namentlich in Argolis und Lakonien Reiche, die vor der dor. Wanderung die mächtigsten in Griechenland waren. Aus diesen Wohnsitzen durch die Dorier verdrängt, wandte sich ein Teil nach Kleinasien, wo sie im Verein mit Äoliern die Küste von Troas eroberten, während ein anderer Teil, der Sage nach unter Führung des Orestiden Tisamenus, die in Ägialea an der Nordküste des Peloponnes angesessenen Ionier vertrieb; das Land bekam darauf den Namen Achaia. Die A. wurden hier in ihren 12 Städten anfangs von Königen beherrscht, den Nachkommen des Tisamenus, deren letzter Ogyges war. Auf das Königtum folgte eine gemäßigte Demokratie. Die 12 alten Städte oder Kantone bildeten einen Staatenbund mit einem Mittelpunkte zu Ägium. Sie wurden, nachdem sie längere Zeit ein Werkzeug der spartanischen Politik gewesen waren, in die Kämpfe mit den Thebanern und den Macedoniern verwickelt. Während dieser lockerte sich der schwache Staatenbund immer mehr, bis er durch Demetrius, Kassander und Antigonus aufgelöst ward. Eine Erneuerung fand der Bund 280 v.Chr. durch die Vereinigung der vier Städte Dyme, Pharä, Paträ und Tritäa, wodurch der Grund zu dem Achäischen Bunde gelegt wurde, der sich über Achaia hinaus durch den Beitritt vieler anderer Städte erweiterte. (S. Griechenland.) – Vgl. Gerhard, Über den Volksstamm der A. (Berl. 1854); Klatt, Forschungen zur Geschichte des Achäischen Bundes, Tl. 1 (ebd. 1877); Dubois, Les ligues Étolienne et Achéenne (Par. 1885).

Achaia, im Altertum die nördl. Küstenlandschaft des Peloponnes, gegen Osten an die Gebiete von Sikyon und Phlius, gegen Süden an Arkadien und Elis grenzend. Das Land ist mit Ausnahme des westlichsten Teils, der Ebenen von Paträ und Tyme, gebirgig, teils von den nördl. Vorbergen der arkad. Grenzgebirge, des Erymanthus, der Aroania, Chelydorea und Kyllene, teils von einem weit nach Norden vortretenden, lang gestreckten Kalkgebirgsrücken, dem bis 1927 m aufsteigenden Panachaikon (jetzt Voidias) erfüllt. Trotz der Berge ist das Land doch ziemlich fruchtbar, die Küstenebenen sogar überaus ergiebig, und erzeugt Getreide und Wein, jetzt besonders Korinthen in Fülle. Die ältesten Bewohner A.s, das in frühester Zeit den Namen Ägialea führte, waren Pelasger und Ionier, dann Achäer (s. d.). Schon zur Zeit der Ionier bildete A. einen Bund von 12 Gemeinden mit dem Vororte Helice. Die Achäer behielten diese Gauverfassung bei, nur daß sie anstatt der früher offenen Flecken feste Städte bauten. Dieselben hießen (von Westen nach Osten): Dyme, Olenus, Pharä, Tritäa, Paträ, Rhypes, Ägium (mit dem Bundestempel des Zeus), Helice, Bura, Ägä, Ägira und Pellene. An Stelle von Olenus, Rhypes und Ägä, die schon früh von ihren Bewohnern verlassen wurden, traten Leontium und Cerynia als selbständige Bundesglieder. Helice ward 373 v.Chr. infolge eines Erdbebens vom Meere verschlungen. Nach der Unterwerfung Griechenlands faßten die Römer Hellas, ohne Thessalien, Akarnanien und Ätolien, als Provinz A. zusammen. – Jetzt bildet A. mit Elis den Nomos A. und Elis des Königreichs Griechenland. Dieser umfaßt 5075 qkm, zählt (1889) 210713 E., zerfällt in 4 Eparchien und 30 Demen und hat Paträ zur Hauptstadt.