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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Akominatos – Akroleïn

dienst hielten, indem sie einander in drei Abteilungen (Chören) ablösten. Ihr Hauptsitz war das 460 oder 463 von Studios errichtete und nach ihm Studion benannte Kloster bei Konstantinopel. Da sich die A. in die monophysitischen Streitigkeiten einmischten, wurden sie 536 mit dem Kirchenbann belegt und verschwanden nach und nach. Aber ihre Einrichtung des Gottesdienstes (assiduus chorus) fand auch anderwärts Anklang, und im Abendlande schuf 515 der burgund. König Siegmund zu Agaunum (St. Maurice) einen ähnlichen Verein.

Akominātos, Michael, Metropolit von Athen, Bruder des Niketas (s. d.) Choniates, geb. 1140 zu Chonä (Kolossä) in Phrygien, ging 1157 zu seiner Ausbildung nach Konstantinopel, wo er von dem spätern Metropoliten Eustathius von Thessalonike in die klassische Bildung eingeführt wurde, ward 1177 Untersekretär des Patriarchen, 1182 Metropolit von Athen. Nach der Einnahme Athens durch die Franken zog er sich nach der Insel Keos zurück, wo er etwa 1220 starb. Seine Schriften (hg. von Lambros, 2 Bde., Athen 1879‒80): Homilien, Briefe, Dichtungen und Reden, namentlich die letztern, geben wertvolle Aufschlüsse über die Zustände in Attika. – Vgl. Ellissen, A. von Chonä (Gött. 1846); Lambros, Αἱ Ἀθῆναι περὶ τὰ τέλη τοῦ δωδεκάτου αἰῶνος (Athen 1878).

Akonīt, s. Aconitum.

Akontĭos, s. Kydippe.

Akontīt, s. Arsenkies.

Akŏrie oder Aplestie (grch.), die krankhafte Aufhebung des Sättigungsgefühls, die zur Aufnahme übermäßiger Nahrungsmengen, zur Polyphagie oder Freßsucht führt, kommt beim Menschen namentlich als Symptom schwerer Gehirnkrankheiten, Hysterie und Geisteskrankheiten vor; bei Tieren kann sie durch Durchschneidung des zehnten Hirnnervenpaares künstlich hervorgerufen werden.

Akosmismus (grch.), s. Pantheïsmus.

Akotyledōnen (grch.), d. h. Pflanzen ohne Samenlappen, nannte Jussieu die Gruppen der Algen, Flechten, Pilze, Moose und Gefäßkryptogamen, weil ihre der Fortpflanzung dienenden «Sporen» (s. d.) keinen Keimling oder Embryo und folglich auch keine Samenlappen oder Keimblätter (Kotyledonen) enthalten. Der Name A. ist jetzt außer Gebrauch.

Akrăgas, griech. Name von Agrigent (s. d.).

Akrănie (grch.), eine Mißbildung mit verkümmertem Schädel.

Akrăsie (grch.), schlechte Zusammensetzung der Körpersäfte.

Akratothermen (grch.), s. Mineralwässer.

Akreyri (Akureyri), auch Eyjafjardar Kaupstadr, dän. Öfjords Kjöbsted, die zweitgrößte Stadt in Island, im Norden der Insel unter 65° 40′ nördl. Br., an dem von Norden gegen Süden tief einschneidenden Eyjafjördr, etwas nördlich der Einmündung der Eyjafjardará in ihn am Abhange eines Hügels, hat etwa 800 E. und ist der wichtigste Handelsplatz an der Nordküste Islands.

Akrĭbie (grch.), Genauigkeit.

Akridīn, s. Acridin.

Akridophagen, heuschreckenessende Völker, s. Heuschrecken.

Akrĭsie (grch.), Mangel an Urteil; in der Medizin Unbestimmtheit eines Krankheitszustandes; auch Ausgang einer Krankheit ohne Eintreten der sog. kritischen Ausscheidungen.

Akrisĭos, mythischer König von Argos, Sohn des Abas und der Okaleia, vertrieb seinen Zwillingsbruder Proitos aus dem Reiche. Als jedoch dieser von seinem Schwiegervater, dem Könige Jobates (Amphianax) von Lycien zurückgeführt worden war, mußte A. die Herrschaft mit ihm teilen, indem Proitos Tiryns, A. Argos erhielt. Aus der Ehe des A. mit Eurydike entsproß Danae (s. d.), die nach dem Ausspruche des Orakels einen Sohn gebären sollte, durch dessen Hand A. sterben würde. A. ließ daher seine Tochter in ein ehernes unterirdisches Gemach sperren, aber Zeus drang als Goldregen durch die Decke, worauf Danae den Perseus gebar. Aus Furcht vor dem Orakel floh A. später nach Thessalien und wurde bei den Leichenspielen, welche dem Könige von Larissa gegeben wurden, von Perseus unversehens durch einen Wurf mit dem Diskus getötet.

Akritas, s. Digenis Akritas.

Akrītisch, urteilslos, unentschieden.

Akroamātischer Unterricht, besteht darin, daß der Lehrer den Schülern zusammenhängend vorträgt, so daß sie nur zuhören. Diese Lehrweise kann nur Erwachsenen gegenüber, z. B. auf Universitäten, mit Erfolg angewendet werden; für die Volksschule eignet sie sich im allgemeinen nicht.

Akrobāt (grch.), eigentlich ein Mensch, der auf den Zehen geht, vorsichtig einherschreitet oder in die Höhe klettert. Jetzt versteht man unter A. einen Seiltänzer oder überhaupt einen gymnastischen Künstler.

Akrochordon (grch.), gestielte Warze, eine kleine gestielte Geschwulst der Haut.

Akrody̆nie (grch.), Gliederschmerz, eigentümliche, 1828‒30 in Paris, späterhin auch während des Krimkrieges und des mexik. Feldzugs unter den franz. Soldaten als Epidemie grassierende Krankheit, welche sich durch gastrische Beschwerden, Erbrechen und heftige Diarrhöen, durch einen eigentümlichen erythemartigen Hautausschlag an Händen und Füßen und heftige Gliederschmerzen zu erkennen gab. Die Krankheit, welche große Ähnlichkeit mit der Pellagra und der Kriebelkrankheit zeigte, war wahrscheinlich durch verdorbenes Mehl hervorgerufen; in den meisten Fällen trat nach einigen Wochen völlige Genesung ein. – Vgl. Chardon, De l’acrodynie («Revue médicale», Par. 1830).

Akrokarpe Moose, s. Moose.

Akrokeraunĭa, im Altertum Name des jetzt Kap Glossa genannten Vorgebirges an der Westküste der Balkanhalbinsel, welches die Nordgrenze Griechenlands (der Landschaft Epirus) bezeichnet, gefürchtet wegen der häufigen gefährlichen Gewitterstürme an der unzugänglichen Felsküste.

Akrokorinth, der Burgberg von Korinth, ein 575 m hoher Kalkberg, der mit steilen Wänden ziemlich isoliert gegen den Isthmus von Korinth vorspringt. An seinen Nordfuß lehnte sich die Unterstadt des alten Korinth an, während seine unebene Gipfelfläche die wohl befestigte Oberstadt trug. Oben befand sich ein Tempel der Aphrodite und die Quelle Peirene. A. galt nicht nur im Altertum, sondern auch im Mittelalter als eine der wichtigsten Festungen des Peloponnes. Jetzt ist der unbewohnte Gipfel von zerfallenen, aber noch immer imposanten mittelalterlichen Festungswerken von ½ Stunde Umfang umgeben und wegen der herrlichen Aussicht oft von Fremden besucht. (S. Korinth.)

Akroleïn oder Allylaldehyd, ein ungesättigter Aldehyd von der Zusammensetzung C₃H₄O ^[C<sub>3</sub>H<sub>4</sub>O] oder CH₂:CH·CHO. Er entsteht bei der Oxydation von Allylalkohol, C₃H₆O ^[C<sub>3</sub>H<sub>6</sub>O], und bei der Destillation von Fetten oder Glycerin. Zur Darstellung des A. destilliert man am besten 1 Teil Glycerin mit