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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Altstrelitz - Aluminate

(955 m), hat (1888) 8412 E., darunter 2946 Evangelische. Der wohlgebaute und wohlhabende Ort besitzt eine neue Simultankirche, ein Nonnenkloster, Schul- und Wohlthätigkeitsanstalten, mehrere Wollen- und Baumwollfabrikcn und Brauereien. A. wurde 926 Stadt, kam 970 an das Kloster St. Gallen, 1460 an Appenzell und 1803 an St. Gallen.

Altstrelitz, s. Strelitz.

Altswert, Meister, bürgerlicher, nicht ungelehrter Dichter aus dem Elsaß, verfaßte um 1380 unter den Namen A. und Niemand 4 allegorienreiche Lehrgedichte, deren bestes, "Der Tugenden Schatz", in den Venusberg (s. d.) führt. Ausgabe von Keller und Holland, Stuttgarter Litterarischer Verein, Nr. 21. - Vgl. K. Meyer, M. A. (Eimbeck 1889).

Alttier, das weibliche Edel- und Damwild nach der ersten Brunft (s. d.).

Alt-Toggenburg, Bezirk im schweiz. Kanton St. Gallen, s. Toggenburg.

Altum, Bernard, Zoolog, geb. 31. Jan. 1824 zu Münster in Westfalen, studierte Theologie und Philologie in Münster und Berlin, später Naturwissenschaften. Er wurde 1856 Lehrer an der Realschule zu Münster, 1859 Docent der Zoologie an der Akademie daselbst und 1869 Professor an der Forstakademie zu Eberswalde. A. schrieb: "Die Säugetiere des Müusterlandes" (Münster 1867), "Die Geweihbildung bei Rothirsch, Rehbock, Damhirsch" (Berl. 1874), "Der Vogel und sein Leben" (5. Aufl., Münster 1875), "Unsere Spechte" (Berl. 1878), "Forstzoologie" (2. Aufl., 4 Bde., ebd. 1876-82), "Unsere Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung" (ebd. 1880), "Die Artenkennzeichen des inländischen entenartigen Geflügels" (ebd. 1883), "Waldbeschädigung durch Tiere" (ebd. 1889); mit Landois schrieb er ein "Lehrbuch der Zoologie" (5. Aufl., Freiburg 1883).

Altum silentium (lat.), tiefes Schweigen, sprichwörtlicher Ausdruck nach Virgils Äneis (10,63).

Altung (Bergwesen), s. Alter Mann.

Altvater, Altvater- oder Mährisches Schneegebirge, ein Teil der Sudeten, schließt sich nordwestwärts an das Mährische Gesenke und reicht bis zum Paß von Freiwaldau nach Goldenstein, ist ein dem Harz ähnliches Gebirgsland mit hohen, durch tiefe Spalten getrennten Bergmassen und kahlen, teils moosbedeckten Kuppen von mehr als 1300 m Höhe; solche sind: der Große A. (1490 m), die breite bis 1464 in hohe Hohe Heide mit dem Hirschkamme (1366 m), der Kleine A. (1367 m), der Glaserberg oder Köpernikstein (1424 m), der Hochschar (1351 m) u. a. - Vgl. Scholz, Führer durch das Altvater-Gebirge (2. Aufl., Freiwaldau 1894); Lowag, Die Altvater-Sagen (Troppau 1890).

Altwasser, Dorf im Kreis Waldenburg des preuß. Reg.-Bez. Breslau, 3 km von Waldenburg und Bad Salzbrunn, in 416 m Höhe, in dem von waldigen Bergen umgebenen Thal der Polsnitz, an der Linie Dittersbach-Sorgau der Preuß. Staatsbahnen, hat mit dem Gutsbezirk [499 E.] (1890) 10 073 E., darunter 4173 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, schönes Schloß, Steinkohlengruben, zwei Dampfmalzmühlen, bedeutende Spiegelfabrik, Garnspinnerei (Petzold & Hoffmann), große Porzellanfabrik von Till (5 Dampfmaschinen, 20 Brennöfen und 1400 Arbeiter). Die Mineralquellen sind infolge des Bergbaues (Spat- und Brauneisenstein) versiegt und die Badeanstalten eingegangen. Nahebei die Eisengießerei und Maschinenbauanstalt Karlshütte. In der schönen Umgebung die Wilhelmshöhe und Vogelskrippe. A. kommt schon 1357 unter dem Namen Aqua antiqua vor.

Altweibersommer, fliegender Sommer, Flugsommer, Sommerfaden, Sommerflug, Graswebe, Herbstfaden u. s. w., die im Herbst, bisweilen auch im Frühling, die Luft durchziehenden weißen Fäden. Sie sind das Gespinst junger, sehr kleiner Spinnen, die, vom Winde fortgetragen, Fäden nach sich ziehen, bis sie einen Ort zum Festhalten finden. Menge hat nachzuweisen versucht, daß die fliegenden Fäden namentlich von Spinnen aus den Gattungen Luchsspinne (Lycosa), Kreuzspinne (Epeira), Krabbenspinne (Thomisus) und Weberspinne (Theridium) herrühren. Im Volksglauben früherer Jahrhunderte brachte man sie in Verbindung mit den Göttern, wie denn die heidn. Slawen das Gespinst von einem Gotte über die Erde gebreitet glaubten. In den deutschen Ländern galt der A. für das Gespinst der Schicksalsgöttinnen, wie man noch heute in Holstein sagt, "die Metten (d. h. die Nornen) haben gesponnen". Daher heißt der A. vielfach Mädchensommer. Unter dem Christentum bezog man sie auf Gott und Maria, weshalb er in Frankreich Fils de la Vierge, in Süddeutschland Mariengarn, Marienfaden, Frauensommer, in England Gossamer (Gottes Schleppe) genannt wird. In Schweden heißt er Dvärgsnet (Zwergsnetz). A. ist auch soviel wie Nachsommer (s. d.).

Altyn (vom tatar. alty, sechs), russ. Rechnungsmünze, früher im Werte von 3 bis 6 Denga (s. d.), gegenwärtig zu 15 Kopeken, wurde von 1704 bis 1725 auch als Silbermünze geprägt.

Altzeichen, s. Alt (musikalisch).

Altzella, s. Altenzelle.

Aluata, s. Brüllaffe.

Aluchiharz (Alouchiharz), ein aus weißlichen, innen schwärzlichen und marmorierten, leicht zerreiblichen Stücken bestehendes Harz von bitterm, aromatischem Geschmack; es soll von der in Südamerika heimischen Wintera aromatica Murr. (Drimys Winteri Forst.) gewonnen werden.

Aludelofen, s. Quecksilber.

Alumbrados (span., "Erleuchtete"), seit dem 16. Jahrh. in Spanien übliche Bezeichnung der teilweise kirchlich gesinnten, teilweise sektiererischen Mystiker (s. d. und Molinos). - Vgl. Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik (Berl. 1875).

Alumen, soviel wie Alaun (s. d.); A. ustum, gebrannter und entwässerter Alaun.

Aluminate, Verbindungen, die sich von den Aluminiumoxydhydraten (s. d.) dadurch ableiten, daß mindestens 2 Wasserstoffatome durch stark basische Metalle vertreten sind. Die A. der Alkalimetalle sind meist in Wasser löslich, die übrigen unlöslich. Daher lösen sich Aluminiumoxydhydrate beim Übergießen mit Alkalilauge auf. Auch beim Zusammenschmelzen von Soda oder Pottasche mit Aluminiumoxyd oder Hydraten bilden sich A., z. B. Na2Al2O4 ^[Na<sub>2</sub>Al<sub>2</sub>O<sub>4</sub>], die von Wasser langsam, aber reichlich gelöst werden. Beim Glühen von Kryolith mit Kalk entsteht ein leicht lösliches Natriumaluminat, das die Formel Na6Al2O6 ^[Na<sub>6</sub>Al<sub>2</sub>O<sub>6</sub>] hat. Durch Einleiten von Kohlensäuregas in die Lösungen der Alkalialuminate werden letztere in kohlensaures Alkali und sich abscheidendes Aluminiumoxydhydrat zersetzt. - In der Natur kommen die A. des Magnesiums, MgAl2O4 ^[MgAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>], als Spinell (s. d.), Zinkaluminat, ZnAl2O4 ^[ZnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>], als Gahnit (s. d.) in Formen des regulären Systems krystallisiert, Berylliumaluminat, BeAl2O4 ^[BeAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>], rhombisch